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Wacken Open Air lockt erneut viele Metal-Fans an. Nicht alle sind mit der Unterbringung auf den offiziellen Campingplätzen glücklich, wie ein Facebook-Post belegt.

Wacken – Bereits der Name „Wacken“ lässt die Herzen von Metalheads weltweit höher schlagen. Seit 1990 verwandelt sich das beschauliche 2.000-Seelen-Dorf in Schleswig-Holstein alljährlich in die inoffizielle Hauptstadt des Heavy Metal. 85.000 Fans pilgern hierher, um ihre musikalischen Götter zu feiern, in Schlamm zu baden und eine Gemeinschaft zu erleben, die ihresgleichen sucht. Für viele ist nicht nur die Musik, sondern gerade das Camping ein elementarer Teil des Wacken-Mythos – ein Ort, an dem Freundschaften geknüpft und Geschichten geschrieben werden.

Besucher feiern in WackenVor der Bühne herrscht gute Laune unter den Wacken-Besuchern, auf dem Campingplatz hingegen Unzufriedenheit. © Dirk Jacobs/IMAGO

Doch der Festival-Alltag abseits der Bühnenromantik ist nicht für alle reiner Heavy-Metal-Himmel. Ein Besucher teilt auf Facebook seinen Frust über die Situation auf dem Camperpark W4: „Nach drei Tagen und Nächten neben 97 dB und in ‘ner Diesel-Abgaswolke vom benachbarten Stromerzeuger in LKW-GRÖßE konnten wir glücklicherweise zu Freunden auf ’nen anderen Platz umziehen.“

Trotz mehrfacher Beschwerden bei der Anmeldung, den Sicherheitskräften und über das offizielle Kontaktformular sei eine Reaktion der Verantwortlichen ausgeblieben. Besonders bitter: Der Camperpark W4 wird auf wacken.com als „ruhig“ beworben. „Hier bekommt ihr vom Trubel nichts mit“, so der Betreiber – ein Versprechen, das in diesem Fall offenbar nicht eingehalten wurde. „Danke für nix“, resümiert der enttäuschte Camper.

Die Community reagiert: Zwischen Verständnis und Frustration

Die Camping-Situation bei Wacken ist traditionell eine Mischung aus Abenteuer und Herausforderung. Das Festival bietet verschiedene Camping-Optionen, vom klassischen W:O:A Campground bis hin zu Premium-Bereichen wie dem Camper-Park W4. Die Bereiche sind mit Stromanschlüssen ausgestattet, doch die Positionierung der Stromaggregate scheint ein wiederkehrendes Problem zu sein. Die Herausforderung: jedem Camper Strom zu bieten, ohne dass Lärm und Emissionen Nachbarn den Schlaf rauben.

Die Reaktionen der Metal-Community auf die Beschwerde des Campers zeigen das typische Wacken-Phänomen: eine Mischung aus Galgenhumor und pragmatischer Akzeptanz. Ein Nutzer berichtet von einem Notstromaggregat, das ihm „sämtliche Songs“ einer bekannten Rockband vorgespielt habe – mit dem Resultat, dass er sie jetzt alle mitsingen könne.

Campingplatz in WackenBesucher können auf den Campingplätzen in Wacken nächtigen. © Dirk Jacobs/IMAGO

Andere Festivalbesucher teilen ähnliche Erfahrungen: „Wir haben bei Rock am Ring auch erst neben einem 50 Kva Aggregat und anschließend neben einem 150 Kva gestanden.“ Anders als der Wacken-Besucher habe der Rock am Ring-Fan sich jedoch nicht gestört gefühlt, da die Aggregate „inzwischen so leise und ruhig laufen“. Die „Benzin Aggis“ hingegen seien viel schlimmer. Ein konstruktiver Vorschlag aus der Community lautet, die Stromaggregate außerhalb der Parzellen zu positionieren, auch wenn dies aus logistischen Gründen schwierig sein könnte. Oder man stattet sich mit entsprechenden Verlängerungskabeln aus, um möglichst großen Abstand zu den lärmenden Maschinen zu schaffen.

Lärm und Abgase bergen gesundheitliche Risiken

Bereits ab 85 dB können bei längerer Exposition Hörschäden auftreten. Die vom Wacken-Besucher gemessenen 97 dB liegen deutlich über diesem kritischen Wert. Das Robert Koch-Institut warnt, dass Lärm bei sehr hohen Pegeln zu Beeinträchtigungen des Hörsystems, Tinnitus bis hin zum Hörverlust führen könne.

Besonders problematisch: Ab 90 dB werden die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt, die Arterien verengen sich, Herzfrequenz und Blutdruck steigen. Laut Spiegel seien in der Vergangenheit in Wacken sogar 120 dB nachgewiesen worden. Dieselabgase wiederum enthalten Feinstaub, Stickstoffoxide und Kohlenmonoxid, die gerade auf engem Raum ein Risiko für Atemwege und Herz-Kreislauf mit sich bringen. Jährlich würden knapp 100.000 Menschen durch Feinstaub und Stickstoffoxid sterben, so die Deutsche Umwelthilfe in einer Pressemitteilung aus dem Dezember 2024. Besonders empfindlich reagierten ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen.

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Die Initiative zur Verbesserung liegt bei den Veranstaltern. Eine bessere Platzierung und Schallisolierung der Aggregat-Standorte, die Nutzung emissionsärmerer und leiserer Technologien sowie eine bessere Kommunikation und Organisation im Beschwerdefall könnten zur Erhaltung des legendären Wacken-Spirits beitragen. (jaka)