Die kultigen Erfrischungsgetränke der Marke Durstlöscher wecken bei so manchen nostalgische Kindheitserinnerungen. So auch bei einem 30-jährigen Stuttgarter. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die in der Stadt als Abfall hinterlassenen Trinkkartons auf seinem Instagram-Kanal „durstloescher_stuttgart“ in Form eines Foto-Archivs zu verewigen. Doch warum das Ganze?
Der gebürtige Stuttgarter, der lieber anonym bleiben möchte, hat sich dafür von Instagram-Accounts aus anderen Städten, darunter etwa dem Account „grottenbacher“ (Digital Durstlöscher Database) aus Duisburg, der 2016 eröffnet wurde, inspirieren lassen. „Mich haben damals einfach die Konsequenz und die Ausdauer beeindruckt, mit der dort Bilder von Durstlöschern gepostet wurden“, erzählt er. Für Stuttgart gab es zu dieser Zeit einen solchen Kanal noch nicht. „2021 habe ich dann meinen Account erstellt, um auch die Durstlöscher in Stuttgart zu dokumentieren.“
„Irgendwie aus der Zeit gefallen und trotzdem zeitlos“
Auf den Bildern, die der Stuttgarter postet, trohnt etwa ein Tetrapak auf einem Brunnen, ein anderer wurde in einer Stadtbahn unterm Sitz zurückgelassen, ein dritter wartet am Springbrunnen vor dem Haus der Geschichte. Doch warum ausgerechnet die kultigen Durstlöscher als Motiv? „Ich habe die Getränkepacks immer gesehen, als ich in der Stadt unterwegs war und fand es cool, sie mit Bildern zu dokumentieren“, sagt der Stuttgarter. „Denn der Durstlöscher begleitet mich schon mein ganzes Leben lang – das Trinkpack weckt bei mir Assoziationen mit der eigenen Kindheit und der Schulzeit. Für mich ist der Durstlöscher irgendwie aus der Zeit gefallen und trotzdem zeitlos.“
Mit dem Instagram-Account will der 30-Jährige nicht etwa möglichst viele Followerinnen und Follower gewinnen, wie er selbst sagt, viel mehr sieht er es als sein persönliches Archiv für das Kult-Getränk in Stuttgart.
Das allererste Durstlöscher-Foto entstand vor dem ehemaligen Memo-Döner in der Stuttgarter Innenstadt. Foto: durstloescher_stuttgart/Instagram
Aber auch einen anderen Aspekt hebt der 30-Jährige hervor. „In erster Linie mag es wie ein Nonsense-Account wirken, wenn man sich aber darüber Gedanken macht, steckt mehr dahinter“, sagt er. Denn dem Durstlöscher-Account folgen mehrere Stuttgarter Umweltschutz-Organisationen, die Müll in der Stadt dokumentieren. „Im Prinzip ist das, was ich mache ja nichts anderes – ich fotografiere weggeworfene Tetrapaks, die eigentlich in den Mülleimer gehören.“
Hauptbahnhof ist Durstlöscher-Hotspot
Die eigentliche Intention des Stuttgarters war zu Beginn des Projekts aber eine andere: „Für mich ist der Instagram-Account ein Sammelkanal, der Alltagssichtungen dokumentiert. Ich fotografiere, wenn ich etwas in der Stadt sehe und dokumentiere es auf Instagram.“
Wenn er mittlerweile durch die Stadt geht, fallen dem 30-Jährigen die bunten Tetrapaks direkt ins Auge. „Der Hauptbahnhof ist ein echter Hotspot“, so der Stuttgarter. „Dort stehen die Durstlöscher-Packungen regelmäßig herum. Genauso schnell sind sie aber meistens auch schon wieder verschwunden, weil dort regelmäßig gereinigt wird.“ Auch rund um Schulen und in Parks begegneten ihm die Getränkekartons häufig.
„Besonders schöne Funde sind solche, die fast schon etwas künstlerisches haben – wie beispielsweise ein Durstlöscher, den ich neulich auf dem Nachtwächterbrunnen am Leonhardsplatz gesehen habe.“
Auch am Rande des DFB-Pokalfinales tauchte ein Durstlöscher auf. Foto: durstloescher_stuttgart/instagram
Zum Teil würden die Durstlöscher auch Teil des Zeitgeschehens: „Ich habe einen Tetrapak vor einem VfB-Plakat in der Innenstadt fotografiert, nachdem der VfB Pokalsieger wurde – dann erinnert mich das Bild an dieses Event, ist quasi ein Teil des Zeitgeschehens.“
Community ergänzt Instagram-Archiv
Auch wenn dem Instagram-Account aktuell gerade einmal rund 150 Nutzerinnen und Nutzer folgen – eine Community beziehungsweise Fans für diese Art von Archiv gibt es in Stuttgart, so der 30-Jährige. „Oftmals wird mein Account auf Fotos mit Durstlöschern verlinkt oder Leute schicken mir Bilder, die sie selbst gemacht haben“, erzählt er lachend. „Über solche Reaktionen freue ich mich dann. Und ein paar treue Liker, die die Dokumentation cool finden, sind bei jedem meiner Posts am Start.“
Radler und Kaugummi-Automaten im Foto-Archiv
Dass in Stuttgart und dem Umland durchaus ein Raum für fotografische Sammel-Aktionen dieser Art besteht, zeigen auch andere Social-Media-Accounts. Der Kanal „Stuttgart Radschick“ etwa teilt regelmäßig Bilder von besonders schicken Radlerinnen und Radlern, die in Stuttgart unterwegs sind. Unter dem Namen „Kaugummiversum“ postet ein anderer Instagram-Nutzer regelmäßig Fotos von Kaugummi-Automaten aus Stuttgart und der Region.
Und auch hinter dem Kesselrand sind allerlei Sammelleidenschaften dabei – von Gullideckeln über Dixie-Klos bis hin zu Einkaufswägen und Mülleimern. Bleibt abzuwarten, welches Alltags-Motiv es als nächstes ins Instagram-Archiv schafft.
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