Viermal soll er in der „Langen Lene“ gezündelt haben, er schweigt zu diesem schweren Vorwurf: Ein damaliger Hausbewohner (41) des bekannten Probstheidaer Wohnkomplexes steht seit vergangener Woche als mutmaßlicher Serienbrandstifter vor Gericht. Zur Fortsetzung des Prozesses wurden am Mittwoch eine Mieterbetreuerin sowie ein Brandursachenermittler der Polizei am Landgericht in den Zeugenstand gebeten.

Ganze viermal brannte es zwischen Anfang November 2024 und Ende Januar 2025 in Kellerboxen der „Langen Lene“, die mit ihren durch einen Mittelgang komplett begehbaren 333 Metern unter anderem als längstes Wohn- und Mietshaus in Leipzig gilt. Elf Menschen wurden bei den offenbar vorsätzlich gelegten Feuern verletzt, mussten teils wegen Rauchgasvergiftungen behandelt werden.

Ermittler beschreibt hohes Gefährdungspotenzial

Und unter Umständen hätte es noch schlimmer kommen können: „Es ist so, dass sich Unmengen schädlicher Giftstoffe, Gefahrstoffe entwickeln. Insbesondere geschieht das beim Brand von Kunststoffmaterialien“, erklärte ein Brandursachenermittler der Polizei am Mittwoch zur Frage, wie er das Gefährdungspotenzial durch die Feuer einschätzt. Auch ein Übergreifen der Flammen wäre möglich gewesen, schätzte der 58-jährige Kripo-Mann ein, der bei der Spurenauswertung vor Ort beteiligt war.

Ein Teil der sogenannten Langen Lene, benannt nach der Dichterin Lene Voigt. Foto: Lucas BöhmeEin Teil der sogenannten Langen Lene, benannt nach der Dichterin Lene Voigt. Foto: Lucas Böhme

Wie berichtet, wirft die Leipziger Staatsanwaltschaft dem jetzt Angeklagten Heino E. unter anderem schwere Brandstiftung, Körperverletzung und Sachbeschädigung vor. Der einschlägig vorbestrafte Mann soll bei den vier aktenkundigen Vorfällen zwischen dem 5. November 2024 und dem 31. Januar 2025 zugeschlagen haben, indem er im Kellerbereich des weitläufigen LWB-Wohnhauses zündelte.

Der 41-Jährige selbst wohnte zu dieser Zeit in dem Komplex, wurde aufgrund von Videoüberwachungs-Maßnahmen der Kripo als möglicher Urheber identifiziert und Anfang Februar verhaftet. Ein Videobild, das am 30. Januar 2025 um 23:42 Uhr in einem Keller aufgenommen wurde, zeigt mutmaßlich Heino E. – weniger als eine Stunde, bevor es zum letzten der vier Brände kam.

Kein Strom und provisorische Duschkabinen

„Ich weiß, wer er ist“, berichtete am Mittwoch auch eine Mieterbetreuerin der LWB als Zeugin. Bei einigen der Brände wurden nach Aussage der Frau Versorgungsleitungen teils so massiv beschädigt, dass die Folgen bis heute spürbar sind: „Wir haben jetzt noch Mieter, die kein Telefon haben.“

Schon nach dem ersten nächtlichen Feuer vom 5. November 2024 hatte man alle Hände voll zu tun, der verschreckten Bewohnerschaft zumindest das Nötigste zu ermöglichen, indem man Wasserwagen zur Versorgung sowie provisorische Paneele zum Duschen bereitstellte.

Strom, Telefon und Internet fielen aus, einzelne Kellerboxen waren nicht mehr nutzbar, Wohnungen teils über drei bis vier Monate nicht zu vermieten, mit entsprechendem Einnahmeausfall. Über eine konkrete Schadensaufstellung oder etwaige Forderungen an Heino E. als mutmaßlich Verantwortlichen wisse sie aber nichts Genaues, so die 63-jährige Mieterbetreuerin am Mittwoch.

Angeklagtem drohen Haft und Sicherungsverwahrung

Heino E. droht im Falle eines Schuldspruchs nach Gerichtsangaben neben einer langen Haftstrafe auch der anschließende Gang in die Sicherungsverwahrung, sofern er weiterhin als Gefahr für die Allgemeinheit eingestuft wird.

Laut seines Verteidigers wird sich der 41-Jährige zu den Vorwürfen der Anklageschrift nicht äußern, aber zu seiner Person und seinen Hintergründen aussagen. Dies geschah allerdings am Mittwoch zunächst noch nicht.

Der Prozess wird am 19. August fortgesetzt, insgesamt sind derzeit bis Ende des Monats noch drei Verhandlungstage am Landgericht geplant.