Sechs Monate noch, dann soll im neuen Westbad geschwommen werden. Seit mehr als zwei Jahren wird an der Ecke Waller Heerstraße / Alter Winterweg gebaut. Regenwasser in der Baugrube und eisige Temperaturen haben im Herbst beziehungsweise Winter für Verzögerungen gesorgt. Inzwischen ist das Großprojekt aber auf der Zielgeraden angelangt. 60 bis 70 Handwerker aus verschiedenen Gewerken sind mittlerweile täglich auf der Baustelle am Wirbeln. „Es wird immer enger und läuft alles immer mehr zusammen. Heiztechnik, Badewassertechnik und Elektrotechnik kann man schon deutlich sehen“, fasst Uwe Siefke, technischer Leiter bei den Bremer Bädern, die aktuelle Situation zusammen.
Die Fliesenarbeiten in den verschiedenen Becken gehen aktuell zügig voran
Foto:
Roland Scheitz
Die Schwimmhallen-Decke ist fertig
Tatsächlich: Ein Labyrinth aus Rohren und Kabeln zieht sich an den Decken des Neubaus entlang. Und das Ganze sieht immer mehr nach Schwimmbad aus, denn die Fliesenarbeiten gehen zügig voran. Der Kleinkindbereich, das Lehrschwimmbecken mit Schrägboden und die beiden Kursbecken sind größtenteils schon akkurat mit weißen Kacheln belegt, als Nächstes ist das 15 mal 25 Meter große Sportschwimmbecken dran. Dessen Ränder werden gerade vom Fliesenleger plan geschliffen – in der Mitte des Beckens muss aber erst noch ein meterhohes Gerüst abgebaut werden, bevor dort weitergekachelt werden kann. Von dem Gerüst aus wurden zuvor die Arbeiten an der Decke der Schwimmhalle ausgeführt. Diese ist nun sandfarben und geschmückt mit eingefrästen sanften Wellenlinien, die beim Blick nach oben geradezu meditativ wirken. Die Decke sieht aber nicht nur gut aus, sondern sie „kann“ auch richtig was, wie Uwe Siefke erklärt: „Die Deckenelemente sind aus Heraklith. Dieses Material ist atmungsaktiv und schallisolierend – Krach ist in Schwimmbädern ein großes Problem.“ Die Holzwolle-Platten sorgen demnach dafür, dass man hier später sein eigenes Wort noch gut verstehen können wird. Akustik und Geräuschkulisse sind auch der Grund für die gläsernen Zwischenwände, die zukünftig Kursbecken, Schwimmbecken und Kleinkindbereich voneinander abschirmen werden. Aquafitness in dem einen Becken und der reguläre Schwimmbetrieb im anderen – das passe ansonsten nicht, weiß Uwe Siefke.
Wer zukünftig im neuen Westbad seine 25-Meter-Bahnen zieht, der guckt durch ein großes Panoramafenster in Richtung Alter Winterweg. Noch fahren hier Fahrzeuge aller Art hin und her und transportieren palettenweise verschiedenste Baumaterialien von A nach B. Wenn alles fertig ist, soll man hier durchs Grüne direkt am Schwimmbad vorbei von der Waller Heerstraße zum Grünzug laufen können. Uwe Siefke dreht sich vom Fenster weg und deutet auf ein dunkelbraunes Keramikelement in U-Form, das demnächst für die Ablaufrinne am Beckenrand verbaut werden soll: „Beim Einbau der Beckenkopfsteine gibt es null Toleranz. Das Wasser muss da später ganz plan drüber laufen, die müssen zu 100 Prozent in Waage liegen. Wenn nur einer davon zwei Millimeter tiefer sitzt, läuft das Wasser später nur mit Gurgeln und Zischen ab.“
Technik im Keller steht bereit
Die riesigen Filter im Keller erinnern optisch an eine Waschmaschine.
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Roland Scheitz
Es soll später aber natürlich möglichst geräuschlos in den Keller fließen, wo unter den Becken bereits mehrere riesige blaue Filter auf ihren Einsatz warten. Viermal pro Stunde wird dann das Wasser aus den Becken umgewälzt und dabei gereinigt. Dafür läuft es durch die mit Sand in verschiedenen Korngrößen und mit Kohle gefüllten Behälter, die unter anderem vom Chlor abgetötete und zu Flocken verklebte Schwebteilchen aus dem Wasser holen. Die Filter wurden von einer Fachfirma in Wildeshausen gebaut und erinnern mit ihren runden Sichtfenstern optisch ein bisschen an eine Waschmaschine.
Ein paar Meter weiter steht in diesen Tagen der Einbau der Wärmepumpen bevor, mit deren Hilfe später aus der Abwärme der benachbarten Eishalle die Heizenergie für das Schwimmbad gewonnen wird. Im Erdgeschoss des Neubaus werden später die Eingänge zu Paradice und Schwimmbad zusammengeführt: In der hinteren Ecke des neuen Eingangsfoyers wurde eigens dafür eine garagentorgroße Öffnung freigehalten. Der Fokus im neuen Westbad liege seit jeher insbesondere auch auf dem Bereich Lehrschwimmen, unterstreicht Siefke: „Wir müssen hier also jeweils mehr als 100 Schülerinnen und Schüler zwischenparken.“ Dementsprechend großzügig ist das Foyer konzipiert, später werden dort breite Heizkörper eingebaut, auf denen man dann auch sitzen kann. Etwas kompakter als das alte Westbad werde der Neubau sein, dabei aber trotzdem mehr Wasserflächen haben als das Vorgängergebäude, unterstreicht Uwe Siefke. Er ist überzeugt: „Hier entsteht ein tolles Schwimmbad für den ganzen Stadtteil.“