Stand: 06.08.2025 14:42 Uhr
Der französische Film „Was uns verbindet“ verhandelt moderne Familienkonstruktionen in der Großstadt neu. Er zeigt das zerbrechliche Band moderner Patchworkfamilien mit viel Herz und Melancholie.
Entschuldige, du hast noch geschlafen. Meine Fruchtblase ist geplatzt. Etwas zu früh. Und da du meintest, du nimmst ihn für zwei Stunden…“
„Das hab‘ ich gesagt?Filmszene
Ja, das hat sie gesagt, vermutlich aus Höflichkeit, aber nicht, weil sie es ernst gemeint hat. Eine unverbindlich verbindliche Zusage, die ihr Leben ändern wird. Sandra, Mitte 50, kinderlos, alleinlebend, kettenrauchend, von Beruf feministische Buchhändlerin, passt, als ihre Nachbarn zur Geburt ins Krankenhaus müssen, auf den fünfjährigen neunmalklugen Elliot auf.
Eine unverhoffte Verantwortung
Sandras Kinderlosigkeit war eine ganz bewusste Entscheidung – zu sehr genießt sie ihr unabhängiges Leben, die Treffen mit Freunden, das Lesen, die Ruhe. Eine Ruhe, die Elliot ziemlich durcheinanderwürfelt.
Warum wohnst du allein?“
„Ich lebe nicht alleine. Ich hab‘ meine Bücher.“
„Bücher können aber nicht sprechen.“
„Das denkst du nur. Jedenfalls, als ich so alt war wie du, da habe ich von vielem geträumt, aber nie vom Heiraten oder Kinderkriegen.“
„Warum?“
„Ich glaube, ich bin nicht stark genug.“
„Ist meine Mama stark?“
„Ja, sie kümmert sich auch um dein Leben, nicht nur um ihres. Ich halte sie für sehr stark.Filmszene
Doch während Elliot und Sandra gemeinsam über das Leben philosophieren, kommt es zur Katastrophe: Cecile, die Mutter von Elliot überlebt die Geburt ihrer Tochter Lucile nicht. Alex, der Vater, ist von jetzt an alleinerziehend. Dabei ist Elliot noch nicht mal sein eigener Sohn.
„Was uns verbindet“: So chaotisch und liebenswert wie das Leben
Die Regisseurin Carine Tardieu verhandelt in ihren Filmen die Tragödien der menschlichen Existenz. Heruntergebrochen aufs Alltägliche erzählt in „Was uns verbindet“ von einem verworrenen, aber zutiefst humanen Beziehungsgeflecht: die Nachbarin, die nie Kinder wollte und sich auf einmal als Babysitterin in einer Patchworkfamilie wiederfindet; der Alleinerziehende, der froh ist über jede Hilfe; und ein Fünfjähriger, der sämtliche Konventionen und Regeln über Bord wirft und einfach nur Anschluss sucht.
Aufgeteilt in Kapitel, gemessen am Alter von Lucile – also eine Woche, ein Monat, am Ende zwei Jahre -, erzählt „Was uns verbindet“ vom zusammengewürfelten Familienleben mit alle Höhen und Tiefen, vom Alltäglichen mit vielen kleinen Gesten. Tardieu durchzieht ihre Geschichte, die mit Valeria Bruni Tedeschi als Sandra perfekt besetzt ist, mit einer gewissen Melancholie, ohne jemals zu dick aufzutragen. Es geht um Trauer, Trauerbewältigung, Verlust, Kinder und Elternbeziehungen, um Lebenskonzepte, die über den Haufen geworfen werden, und bedingungslose Liebe. Es ist ein Film, der zeigt, dass Familie mehr sein kann als Vater, Mutter, Kind. Ein Film, so chaotisch und liebenswert wie das Leben.
Was uns verbindet
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Frankreich, Belgien
- Zusatzinfo:
- mit Valeria Bruni Tedeschi, Pio Marmaï, Vimala Pons und anderen
- Regie:
- Carine Tardieu
- Länge:
- 106 Minuten
- Altersempfehlung:
- ab 6 Jahren
- Kinostart:
- 7. August 2025