50 Jahre Duale Hochschule Baden-Württemberg am Campus Schwenningen, die mit derzeit rund 2400 Studenten und 950 dualen Partnern die größte Hochschule des Landes ist: Das sind Zahlen, auf die man durchaus stolz sein könne, sagt Rektor Lars Meierling direkt zu Beginn des Pressegesprächs anlässlich des runden Hochschul-Geburtstags.

Als Berufsakademie wurde sie 1975 ins Leben gerufen und sei als Dual-Modell stetig gewachsen – stets getragen von dem großen Netzwerk an dualen Partnern aus der Industrie, dem Steuer-, Finanz- oder Sozialwesen im Raum Baden-Württemberg, sowohl Weltkonzerne als auch kleinere Mittelständler.

Das Credo

Und dieser Aspekt mache auch das Wesentliche der Hochschule am Standort des Oberzentrums, das umgeben ist von einer Vielfalt von Unternehmen, aus. Sich kontinuierlich weiterzuentwickeln sei schon immer das Credo der DHBW gewesen.

Im Jahr 1995 wird das C-Gebäude am Standort in der Schwenninger Friedrich-Ebert-Straße gebaut. Foto: Archiv DHBW VS

So wurde bereits im Jahr 1988 der Studiengang International Business eingeführt, nennt Lars Meierling als Beispiel, – somit die Strategie, die heute größeren Stellenwert hat denn je: Englisch zu lehren.

Stark im Sozialwesen

Während die Fakultät Wirtschaft in den Hochschulgebäuden rund um die Schwenninger Innenstadt angesiedelt ist, gibt es seit 30 Jahren die Fakultät Sozialwesen in der Schramberger Straße, blickt derweil Prorektor Gert Heinrich zurück. Diese habe sich seither zu einer „guten Adresse“ entwickelt, „im Bereich Sozialwesen sind wir sehr stark“, betont er, selbst wenn die Studentenzahlen in diesem Bereich überall leicht rückgängig seien.

Stabile Zahlen

Überhaupt: Es ist nichts Neues, dass die allgemeinen Studentenzahlen zurückgehen, an der DHBW in der Doppelstadt seien sie aber „sehr stabil“, freut sich Lars Meierling. Hier merke man nur geringfügig, also im einstelligen Prozentbereich, dass es runtergehe.

Ein möglicher Grund für die Konstanz: „Wir schaffen es vor allem durch unsere dualen Partner, weiterhin junge Menschen zu erreichen.“ Das Kooperationsprinzip ist dabei von je her dasselbe: „Wir rekrutieren die Firmen, und die Firmen stellen uns die Studenten.“

Ein „Quantensprung“

Als einen „Quantensprung“ bezeichnet Gert Heinrich, der schon seit 25 Jahren an der DHBW lehrt, die Umwandlung der Berufsakademie in die Duale Hochschule. War der Bachelor-Abschluss Anfang der 2000-er-Jahre noch nicht wirklich anerkannt, kam die Wende im Jahr 2009. Seitdem die Akademie Hochschulstatus hat, werden akademische Grade verliehen. „Jetzt durfte man Hochschule werden – mit allen Vor- und Nachteilen“, erzählt der Prorektor.

Pro und Contra

Und diese Vor- und Nachteile sind bis heute noch präsent. Das große Pro für die überwiegend sicherheitsliebenden Studenten: Durch den dualen Partner gebe es eigentlich immer eine Jobgarantie, erklärt Rektor Meierling.

Das gleichzeitige Kontra: Durch die Firmen sei man relativ stark eingebunden, das klassische Semesterferien-Modell greife an der DHBW nun mal nicht. „Viele sehen die Vorteile, und das ist heutzutage viel wert“, findet er.

Auch in den Achtzigerjahren wurde an der damaligen Berufsakademie fleißig gelernt – hier bei einer Vorlesung aus dem Bereich Wirtschaft. Foto: Archiv DHBW VS

Während Studiengänge wie Digital Business Management oder Technical Management – beide BWL-zugehörig – zur Verwunderung der DHBW-Spitze derzeit rückläufige Studentenzahlen aufweisen, sind die Anmeldungen zum Studiengang BWL-Bank zuletzt um ein Drittel gestiegen, und im Steuerbereich sind sie „konstant auf hohem Niveau“.

Eine Bestätigung

Und das spiegelt sich auch auf andere Weise wider: In puncto Wirtschaftsprüfung sei man bundesweit führend, fügt Lars Meierling hinzu, alle vier großen Prüfungsgesellschaften würden ihre Studenten aus ganz Deutschland nach VS schicken. Von Manager-Magazinen sei die DHBW zudem mehrfach ausgezeichnet worden – so etwas sei eine tolle Bestätigung, aber „wir müssen immer wieder drum kämpfen“.

Die Herausforderungen

Kämpfen muss die DHBW auch bei den Herausforderungen, die in Zukunft warten: Da sind nicht nur die Staatsfinanzen, sondern vor allem auch die demografische Entwicklung, die kein Wachstum bei den Studentenzahlen erwarten lassen.

Manch eine Vorlesung, wie hier aus dem Studienbereich Sozialwesen im Jahr 1989, wurde im Freien abgehalten. Foto: Archiv DHBW VS

Den Wert von 2400 Studenten wolle man halten, blickt der Rektor voraus. Wie? „Wir müssen eine Organisation wie die DHBW an diese Herausforderungen anpassen, aber auch den Mut, den Hunger, die Kreativität haben, neue Wege zu gehen – und diese als Riesenchance zu sehen.“

So wird die DHBW VS geführt

Der Rektor
Lars Meierling hat im Juli 2024 die Nachfolge von Ulrich Kotthaus angetreten. Zuvor war der studierte Umwelttechniker und promovierte Wassertechniker zunächst in der Industrie, dann an verschiedenen privaten Hochschulen tätig, zuletzt bereits als Rektor.

Die Prorektoren
Seit 25 Jahren ist Gert Heinrich an der DHBW VS aktiv, davon 19 Jahre lang als Studiengangsleiter für Wirtschaftsinformatik. 2020 wurde der promovierte Mathematiker zum Prorektor und Dekan für die Fakultät Wirtschaft ernannt. Steffen Arnold ist seit 2016 an der DHBW. Seither ist er Professor für Sozialwirtschaftslehre und war bis 2022 Leiter des Studiengangs Sozialwirtschaft, anschließend Prodekan der Fakultät Sozialwesen. 2023 ist der promovierte Gesundheitswissenschaftler zum Prorektor und Dekan der Fakultät Sozialwesen gewählt worden.