Berlin. Ein Implantat soll Menschen mit schwer behandelbaren Gelenkschmerzen helfen. Erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse.
Eine sensationelle Erfindung im Medizinsektor bahnt sich an. Ein innovatives Nervenimplantat, das gezielt den Vagusnerv stimuliert, soll neue Behandlungshoffnung für Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis ermöglichen. Insbesondere für jene, die auf gängige Medikamente nicht ausreichend ansprechen, könnte das eine Erleichterung sein. In einer aktuellen Studie konnte das Verfahren überzeugen. Auch die US-Zulassungsbehörde FDA hat bereits grünes Licht gegeben.
Rheuma: Wenn auch Medikamente nicht mehr helfen
Rheumatoide Arthritis ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die Gelenke und sogar Organe angreift. Trotz moderner Therapien sprechen viele Betroffene – rund 30 Prozent – nicht ausreichend auf sogenannte Biologika oder andere Medikamente an. Für sie könnte eine neuartige Behandlungstechnologie nun zum Wendepunkt werden.
Das US-amerikanische Medizintechnikunternehmen SetPoint Medical hat ein Implantat entwickelt, das mithilfe elektrischer Impulse entzündungshemmende Prozesse im Körper anstößt. Es wird minimalinvasiv am Hals eingesetzt und stimuliert dort täglich für eine Minute den Vagusnerv, ein wichtiger Kommunikationsweg zwischen Gehirn, Immunsystem und inneren Organen.
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Programmiert wird der Nervenstimulator kabellos über ein Tablet. Die Wirkung: Der elektrische Reiz fördert die Ausschüttung körpereigener entzündungshemmender Botenstoffe, ganz ohne zusätzliche Medikamente. Das Gerät soll laut Entwickler über eine Dekade hinweg aktiv bleiben können.
Studie mit 242 Teilnehmenden – positive Effekte messbar
In einer Studie mit 242 Patientinnen und Patienten, die seit durchschnittlich zwölf Jahren an mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis litten, zeigte das Implantat vielversprechende Ergebnisse. Alle Teilnehmer hatten zuvor mehrere Therapieversuche hinter sich, bei den meisten ohne Erfolg oder mit unerwünschten Nebenwirkungen.
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Das Studienprotokoll sah vor, dass nur bei der Hälfte der Teilnehmenden das Implantat auch tatsächlich aktiviert wurde. Nach zwölf Wochen zeigte sich: In der aktivierten Gruppe kam es bei über einem Drittel zu einer signifikanten Linderung der Beschwerden. Die Beweglichkeit verbesserte sich, Schmerzen gingen zurück, und das ohne zusätzliche Medikamente.
Implantat gegen Rheuma-Schmerzen: erstmals zugelassen für Autoimmunerkrankung
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat das neuartige Gerät nun offiziell für den Einsatz bei rheumatoider Arthritis zugelassen – ein Novum in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen. Die Zulassung gilt als Meilenstein und könnte künftig weitere therapeutische Anwendungen ermöglichen: etwa bei Multipler Sklerose, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder sogar bei Parkinson.
Aktuell wird das Implantat in weiteren Studien auch für diese Erkrankungen erprobt. Die bisherigen Rückmeldungen deuten laut Hersteller auf ein günstiges Sicherheitsprofil hin, ernste Nebenwirkungen traten kaum auf. Am häufigsten berichtet wurde über leichte Stimmveränderungen nach dem Eingriff.