In der Augsburger Altstadt werden aktuell 22 Kunstwerke entlang der Kanäle rund um den Holbeinplatz ausgestellt. Wir haben einige der beteiligten Künstler gefragt, wie sie die „Kunstkanal“-Ausstellung finden und was sie über ihre Arbeiten denken.
Ursula Allgäuer: „Es ist das erste Mal, dass ich an dieser Ausstellung teilnehme. Ich empfand die Teilnahme als super Gelegenheit, da ich die Kanäle großartig finde. Wasser ist sichtbar, hörbar, einfach erlebbar. Auch finde ich, dass es das Tempo der Gegenwart verlangsamt. Die Kanäle bieten die Gelegenheit, einfach mal stehenzubleiben und runter auf das Wasser zu schauen, im Moment zu leben. Für mich gehören die Kanäle und die Altstadt definitiv zusammen. Was ich jedoch als störend empfinde, ist die Gedankenlosigkeit der Menschen. Ich bin oft vor Ort, um Bilder meines Papierkunstwerkes im Zusammenspiel mit verschiedenen Wetterbedingungen zu machen. Dort fällt mir auf, wie beispielsweise einige Menschen achtlos ihre Fahrräder vor den Kunstwerken abstellen. Ich weise sie stets auf ihr Umfeld hin, denn für mich ist Gedankenlosigkeit das Schlimmste.“
Die Ausstellung wirkt nicht dogmatisch, sagt Harald Riemann
Harald Riemann: „Ich bin zwar in München geboren, lebe aber nun schon seit elf Jahren in Augsburg. Ich liebe die Augsburger Altstadt mit ihren wunderschönen Kanälen, sie hat für mich einfach etwas typisch Südliches an sich. Für mich ist es wichtig, Kunst im öffentlichen Raum auszustellen, denn erst so kommt man mit Leuten, die eigentlich wenig mit Kunst zu tun haben, richtig in Austausch. Denn so eine öffentliche Ausstellung ist natürlich deutlich volksnaher als eine im Museum. Und die Ausstellung kommt auch gut an, denn die Intention ist es ja, die Altstadt noch schöner und angenehmer zu gestalten. Wir wollen damit niemanden vor den Kopf stoßen. Besonders gefällt mir die Vielfalt an Künstlern und Kunstwerken. Dadurch wirkt die Ausstellung nicht dogmatisch.“
Roswitha Brandt: „Ich entschied mich, an der Ausstellung teilzunehmen, weil mir der Holbeinplatz sehr am Herzen liegt. Es ist ein wunderschöner Ort, und ich liebe es, zusammen mit meinen Freundinnen in den Kanälen zu schwimmen, vor allem im Winter. Mein Kunstwerk basiert auf meiner Liebe zum Eisbaden. Dass mein Werk in aller Öffentlichkeit ausgestellt wird, sorgt mich nicht wirklich. Bei einer Ausstellung in Bad Wörishofen habe ich bereits Erfahrungen mit Diebstahl gemacht, aber damit muss man als Künstlerin nun mal rechnen. Ich werde mich von solchen Leuten nicht abbringen lassen, an weiteren Ausstellungen teilzunehmen. Außerdem ist mein Kunstwerk so schwer, das kommt nur schwer weg!“
„Lobenswert ist, dass Aufwandsentschädigung betrieben wird“
Olli Marschall: „Ich habe vor drei Jahren schon mal an dieser Ausstellung teilgenommen und sogar den Preis gewonnen. Das war natürlich motivierend, es nochmal zu wagen. Auch motivierend ist, dass die Ausstellung immer internationaler wird. Wenn ich eine Gruppe aus Japan oder China vor mir stehen habe, die hitzig über die Bedeutung meines Kunstwerkes diskutiert, ist das klasse. Ebenfalls besonders lobenswert für mich ist, dass Aufwandsentschädigung vom Veranstalter betrieben wird. Denn das ist keinesfalls selbstverständlich, oft übernehmen wir Künstler alle unserer Kosten selbst. Eine Entschädigung ist so überfällig, eigentlich schon ein Muss. Sonst gehen wir Künstler am Ende des Tages leer aus.“
Vincent Göhlich: „Als Street-Art Künstler arbeite ich viel mit dem öffentlichen Raum und bin dementsprechend glücklich, an der Ausstellung teilzunehmen. Man konnte sich per Ausschreibeverfahren bewerben. Dies stellt natürlich viel Papierarbeit dar, bietet aber auch kleineren Künstlern eine Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Ich habe mich von der Bewegung im Wasser inspirieren lassen. Sie stellt ein lebendiges Flair her. So schön die Kanäle und die Altstadt sind, stellten sie aber auch eine Herausforderung angesichts der Platzierung meines Kunstwerks dar. Zum einen mussten wir es hoch aufhängen, damit niemand Zigarettenstummel oder anderen Müll draufwirft. Zum anderen gab mir der starke Wind Bedenken. Letztendlich fanden wir aber eine passende Stelle.“
Ottilie Leimbeck-Rindle: „Ich nahm in der Vergangenheit schon einmal an dieser Ausstellung teil und war sogar beteiligt an der Organisation. Deshalb war für mich klar, dass ich es dieses Jahr wieder tun will, wenn auch dieses Mal nur als Künstlerin. Ich stellte zwei Kunstwerke aus, aber zu meinem Ärger wurde eines davon innerhalb von wenigen Tagen gestohlen. Ich hatte bereits im Vorhinein Bedenken und suchte deshalb präventiv einen Platz aus, der eigentlich nicht zugänglich ist. Dennoch wurden meine Keramikfiguren gestohlen, und die wenigen Komponenten die übrig blieben, wurden stark beschädigt. Das sind über 1000 Euro Schaden für mich. Dieses Risiko ist aber leider immer vorhanden, wenn man Kunst im öffentlichen Raum ausstellt.“
Die Kunstwerke des „Kunstkanals“ sind noch bis 24. August zu sehen.
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