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Felix Blume, auch bekannt als „Kollegah“, stellt am Samstag seine Gemälde im Art Cube in Hamm aus. Im Vorfeld sprach er im Interview über seine Kunst.
Hamm – Seine Musik ist deutschlandweit bekannt und sein Genre hat er geprägt wie kein anderer. Doch inzwischen hat er sich der Malerei verschrieben und seine Musikerkarriere für beendet erklärt. Felix Blume, bei vielen besser bekannt unter dem Namen „Kollegah“, kommt für eine Deutschlandpremiere nach Hamm.
Felix Blume hat seine Karriere als Rapper beendet und nun die Malerei für sich wiederentdeckt. Seine Gemälde werden im Art Cube erstmalig für die Öffentlichkeit ausgestellt. © Uwe Erensmann
Im Art Cube der Galerie Mensing, wo sonst Pop-Art-Stars gastieren, wird er am kommenden Samstag erstmalig seine Kunst der Öffentlichkeit präsentieren. Es ist ein rund vierstündiges Event geplant. Bevor der Startschuss fällt, erzählte der ehemalige Rapper im Interview bei wa.de alles rund um seine Kunst. Ein paar Infos zum Event gibt es auch.
„Habe in der Frührente mehr Zeit gefunden“
Herr Blume, wie sind Sie überhaupt zur Malerei gekommen?
Die Malerei lag mir schon immer im Blut. Als Kind habe ich unglaublich viel gemalt. Das ist allerdings sehr zeitaufwändig. Als ich dann Jugendlicher wurde und mit dem Rap angefangen habe, war ich viel zu ausgelastet, sodass ich das aus den Augen verloren habe. Nach meinem Karriereende als „Kollegah“ im vergangenen Jahr habe ich in der Frührente mehr Zeit gefunden. Am Anfang habe ich einfach darauf losgemalt und es hier und da auf Youtube gezeigt. Aber das Interesse war sehr groß. Ruck Zuck hatte ich dann meine erste große Ausstellung bei der Galerie Mensing.
In welchem Zeitraum sind die 80 Bilder entstanden, die in der Galerie ausgestellt werden?
Der Großteil ist tatsächlich über das letzte Jahr entstanden, seit dem 3. August 2024, als ich mein letztes „Kollegah“-Album herausgebracht habe. Aber es sind aber auch Sachen dabei von vor 15 Jahren, vom Anfang meiner Rap-Karriere. Es ist alles dabei. 80 Prozent ist aber innerhalb des letzten Jahres entstanden.
Wie würden Sie ihre Bilder beschreiben?
Im Grundtenor düster, aber doch hoffnungsschaffend und kraftbringend. Man findet oftmals Heldenmotive, man findet Kämpfe, auch Gut gegen Böse spielt eine Rolle. Vieles ist metaphorisch zu sehen aus meinem eigenen Lebensweg, aber im Gemälde, in mythologischen Symbolen, verpackt. Das ist die Grundthematik. Und der Rest ist natürlich dem Betrachter überlassen, was er daraus zieht. Ich denke, es ist wichtig, dass jedes Gemälde ein Gefühl schafft.
Haben Sie Künstler, an denen Sie sich besonders orientiert haben?
Es gibt immer wieder Facetten, die ich bewundere. Ein gutes Beispiel ist John Singer Sargent, der mit exakter, aber sehr müheloser Pinselführung wunderbar realistische und stimmungsvolle Bilder erschaffen hat. Der einfache Pinselstrich, der viel bewirkt. Das versuche ich mir beizubringen.
Aber auch surrealistische Elemente eines Salvador Dalí fließen immer wieder mit in meine Kunst ein. Auch Doppeldeutigkeiten, die in meiner eigenen Musik immer eine große Rolle gespielt haben, fließen mit ein. Ich mag viele deutsche Maler aus der Spätromantik, wie Caspar David Friedrich.
Auch die großen Landschaftsmaler Russlands sind überhaupt nicht zu unterschätzen. Für mich sind die Russen und die Skandinavier, was die Landschaftsmalerei angeht, absolute Koryphäen gewesen. Das ist der Wahnsinn, was die in ihrer Kunst gemacht haben. Grob gesagt sind das ein paar Richtungen, an denen ich mir hier und da orientiere.
„Aufbruch“ – Ausstellung im Art Cube
Im Art Cube der Galerie Mensing in Hamm Rhynern ist am kommenden Samstag, 9. August, Felix Blume zu Gast. Er stellt erstmalig Gemälde und andere Kunstwerke aus. Der 41-Jährige ist unter dem Rappernamen „Kollegah“ bekannt geworden und hat zahlreiche Erfolge in der Musikbranche gefeiert. Der größte war das Album „King“ aus dem Jahr 2014, das Dreifachgold-Status erreichte.
Blume und Rapper Farid Bang gerieten 2018 nach einer Echonominierung für ihr Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“ erst in die Schlagzeilen, gewannen ihn dann später. Aufgrund von Holocaustvergleichen in Texten gaben andere Künstler ihre Echos zurück und die Preisverleihung löste sich auf. Im Anschluss besuchten die Künstler die Gedenkstätte Auschwitz und legten Blumen nieder.
Mit seinem letzten Album „Still King“ hat er seine Musikkarriere als beendet erklärt, ist aber noch auf Youtube und anderen Social-Media-Kanälen aktiv. Am 12. Juli fand im Wasserschloss Arff bei Köln eine erste, private Ausstellung mit geladenen Gästen statt. Dort präsentierte der Rapper erstmalig seine Kunst in Kooperation mit der Galerie Mensing.
Neben Gemälden wurde außerdem ein „Boss Office“ gestaltet (Anlehnung an das Büro des US-Präsidenten). Dort standen Kunstwerke, die auf die musikalischen Erfolge des Künstlers referenzieren. Zum Beispiel ein Mikrofon, das mit Edelsteinen besetzt ist. Laut Leon Klauke von White Art, der den Ex-Rapper betreut, werde diese Installation auch im Art Cube einen Platz finden.
Für die Veranstaltung wird ein Besucheransturm erwartet. Klauke erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sich über 2000 Leute angemeldet hätten. Damit seien die Kapazitäten ausgelastet. Die Polizei Hamm teilt auf Anfrage mit, dass es bei der Anzahl der Besucher zu Verkehrsbeeinträchtigungen im Bereich der Unnaer Straße/B63 kommen kann. Sperrungen von Straßen seien hingegen nicht geplant.
Das alte Image – ein Problem?
Bei vielen sind Sie noch unter dem Namen „Kollegah“ bekannt. Glauben Sie, dass es schwierig ist, diese alte Kunstfigur abzulegen?
Über sowas mache ich mir gar keine Gedanken, da ich meine persönliche Entwicklung vom Künstler zum Menschen durchziehe, ohne dass ich damit etwas Bezwecken oder einen Imagewandel forcieren will.
Ich lebe mein Leben, teile das mit der Öffentlichkeit so, wie ich das möchte. Aber ich arbeite damit nicht auf ein kommerzielles Ziel hin. Meine Malerei ist dazu gedacht, meiner künstlerischen Ader Ausdruck zu verleihen.
Mein Ansatz ist eher für die Nachwelt was in Gemäldeform zu hinterlassen, nicht das nächste Business aufzuziehen. Wenn das nebenbei passiert, wenn Interesse da ist, ist das ein natürlicher Prozess, aber ich forciere ich nicht.
Haben Sie in den Jahren im Musikbusiness Dinge gelernt, die bei der Malerei auch wichtig sind?
Klar, man muss geduldig sein. Die ersten sieben Jahre meiner Musikkarriere waren absolut ertraglos. Ich habe daran nichts verdient – trotzdem bin ich drangeblieben. Das Gleiche gilt für ein Gemälde: Man braucht Geduld bis zum letzten Pinselstrich. Das kann manchmal neun Stunden dauern bei mir, manchmal gehts auch schneller. Es gibt aber auch Gemälde, da saß ich drei Tage dran.
Zum anderen aber auch das Vertrauen in den eigenen Stil, statt nur mit der Masse mitzuschwimmen; etwas Eigenes, etwas Neues erschaffen. Das habe ich auch aus meiner musikalischen Karriere mitgenommen.
Mit dem großen Andrang der Anmeldung haben Sie nicht gerechnet. Die Kapazitäten für weitere Gäste sind erschöpft. Was erhoffen Sie sich für das Event am Samstag, was wünschen Sie sich?
Ich dachte mir, ich mache im Sommerloch eine Ausstellung. Und auf einmal haben wir so viele Anmeldungen. Tausende Menschen wollen sich das anschauen. Dass die Menschen das interessant finden, dass ein vermeintlicher Gangster-Rapper jetzt Künstler wird – klar freut einen das.
In erster Linie will ich im Kontakt sein mit den Menschen, die sich für mich und meine Kunst interessieren. Ich werde mir viel Zeit nehmen, einige Stunden, für Meet-and-Greets, Fotos und kleine Gespräche.