Stand: 06.08.2025 21:15 Uhr
Der Ausbau der Offshore-Windparks spielt für die Energiewende eine Schlüsselrolle. Die Bundesnetzagentur versteigert die dafür vorgesehenen Flächen. Nun ging eine Auktion ohne Gebot zu Ende – Verbänden zufolge ein Novum.
Konkret ging es um zwei Windpark-Flächen in der Nordsee, für die bis Anfang August niemand ein Gebot abgegeben hatte. Das teilte die Bundesnetzagentur mit. Investoren scheuen aktuell offenbar das Risiko, ihr Geld in neue Windparkflächen und damit auch in den Bau neuer Windparks zu stecken. So sieht es auch Stefan Thimm vom „Bundesverband Windenergie Offshore“. Der Verband vertritt viele Unternehmen der Offshore-Wirtschaft. Dass sich bei der Auktion kein einziges Unternehmen beteiligt habe, sei „ein Scheitern mit Ansage“, so Thimm. Die Branche warne seit Jahren, Unternehmen zu viele Risiken aufzubürden.
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Offshore-Windenergie: Der Ausbau von Windkraft auf See stockt (4 Min)
Entwickler von Windparks seien mit zunehmenden Risiken konfrontiert
Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sprach davon, dass erstmals ein Gebot ausgeblieben sei. Entwickler von Windparks seien mit zunehmenden Risiken konfrontiert, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Es gebe gestiegene Kosten, der Strommarkt sei schwer prognostizierbar und die geplante hohe Bebauungsdichte im Meer reduziere die mögliche Stromerzeugung.
Das „laute Schweigen des Marktes“ ein Zeichen
Die beiden Flächen sollen laut Bundesnetzagentur im Juni 2026 erneut ausgeschrieben werden. Das ist gesetzlich geregelt. Für Karina Würtz von der Stiftung Offshore Windenergie aus Varel (Landkreis Friesland) macht eine neue Auktion aber nur Sinn, wenn die Flächen nach neuen Kriterien vergeben werden. Das „laute Schweigen des Marktes“ sei ein klares Zeichen gegen das aktuelle Vergabe-Verfahren. Aktuell ist dabei vor allem der höchste Preis entscheidend. In Zukunft sollte beispielsweise auch berücksichtigt werden, ob Investoren Aufträge an deutsche oder zumindest europäische Unternehmen vergeben, damit heimische Unternehmen gestärkt werden, findet Würtz.
Ziele für Ausbau der Windenergie auf See fraglich
Ob auf den nicht versteigerten Flächen bis 2031 neue Windparks entstehen, ist vorerst offen. Damit bleiben auch die Ziele für den Ausbau der Windenergie auf See fraglich. Erst kürzlich hatte der „Bundesverband Windenergie Offshore“ mitgeteilt, dass das Ausbauziel für Offshore-Windenergie bis zum Jahr 2030 um rund ein Drittel verfehlt wird. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kündigte an, prüfen zu lassen, ob die Flächen überhaupt geeignet waren, um ausgewiesen zu werden. „Das wollen wir uns kritisch anschauen.“
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