Inhaltsverzeichnis

„Du picknickst in Kattenturm? Warum denn ausgerechnet dort?“ Diese oder ähnliche Reaktionen habe ich oftmals erhalten, wenn ich erzählt habe, dass der Cato-Bontjes-van-Beek-Platz das Ausflugsziel für meine Picknickreportage sei. Nun ist es ja so mit Bedenkenträgern: Meist äußern diejenigen Vorbehalte, die noch recht wenig praktische Lebenserfahrung mit genau dieser Angelegenheit gesammelt haben.

Viele Menschen, die in Kattenturm leben, haben mit Sprachschwierigkeiten, Armut und beengten Wohnverhältnissen zu kämpfen, das stimmt. Und im Zentrum säumen auch nicht gerade schmucke Altbremer Häuser die Straßen. Aber jeder Stadtteil hat schöne und weniger schöne Ecken. Und der Cato-Bontjes-van-Beek-Platz ist definitiv eine der schönen Bremer Ecken – so viel sei vorweg verraten.

Nicht genug Platz im Picknickkorb

Also auf nach Kattenturm mit meiner Tochter und zwei großen Rucksäcken und einer kleinen Tasche im Gepäck. Denn eins ist auch klar: Wer Kinder beim Draußenschmaus dabei hat (und sei es auch nur eines), kann über die niedlichen Picknickkörbe anderer Leute nur lachen.

Foto:
BTAG Grafik

Zumindest mag man sich das Ausmaß einer Familien-Variante gar nicht vorstellen, wo die Kühltasche und die ganzen Tupperdosen mit Obst und Gemüse hineinpassen sowie zwei Limonadenflaschen, die Kaffeekanne für den großen Menschen und der Süßkram für den kleinen, Baguette und Fladenbrot, Mini-Salamis, mit Spinat und Feta gefülltes Gebäck vom Türken, gekochte Eier, Frühlingsquark und schließlich noch italienische Knabberstangen zum Dippen.

Und so sitzen wir kurze Zeit später auf unserer blau gestreiften Picknickdecke auf der Wiese unter Bäumen und futtern uns durch Blaubeeren, Cherrytomaten, Mozzarella mit Kapern in Kräuteressig und all die anderen Leckereien. Schöne Schattenplätze gibt es reichlich auf dem Platz, der vor zwei Jahren durch die Stadt eine umfassende Frischekur erhalten hat.

Gedenken an Widerstandskämpferin

Er soll an die Fischerhuderin Cato-Bontjes-van-Beek erinnern, die im Widerstand gegen das Naziregime 1943 als 23-Jährige ihr Leben ließ. So wird es auf großen Informationstafeln am Rande des Platzes erklärt. Noch besser kann man das Thema Unterdrückung und Widerstand aber auf dem Platz selbst auf sich wirken lassen. Er ist als Ganzes als begehbare Skulptur aus Gräsern, Büschen, Blumen und Baumreihen angelegt. In einer spiralförmigen Vertiefung erdrückt eine große Betonplatte scheinbar alles Lebendige unter sich. Doch ganz unbeirrt davon wachsen Weidenzweige darunter hervor.

Schwere Kost für eine Elfjährige in Sommerferienlaune, die auch gleich eine Warnung ausspricht: „Das kann einen im Alltag ganz schön umhauen.“ Andererseits findet sie es „cool, dass der Platz nach dieser mutigen Frau benannt ist“.

Atmosphäre wie auf einem Dorfplatz

Ursprünglich hat die Freiburger Bildhauerin Veronika Maier Anfang der 1990er-Jahre den Platz als Denkmal gestaltet. Am südöstlichen Teil des Platzes ließ sie auch kreisförmig Linden pflanzen, darunter sitzen an diesem Nachmittag fünf rüstige Damen auf Bänken im Schatten und tauschen Neuigkeiten wie auf einem klassischen Dorfplatz aus.

Auffällig für Viertelbewohner wie uns ist auf dem Platz die Abwesenheit von Menschen, die dort Alkohol oder Drogen konsumieren. Auch von Müll gibt es keine Spur, es gibt ausreichend Mülleimer und der Platz sieht insgesamt gut gepflegt aus.

Praktisches Essen: Die Feta-Spinat-Rollen haben eine handliche Form.

Praktisches Essen: Die Feta-Spinat-Rollen haben eine handliche Form.

Foto:
Roland Scheitz

Einziger Minuspunkt bleibt der Verkehr, der an zwei Seiten den Platz mal dichter und mal weniger dicht umspült. Die Geräusche sind durch die neu gepflanzten Hecken zwar abgeschirmt und nicht sehr störend. Trotzdem sind sie noch deutlich hörbar, dafür gibt es einen halben Punkt Abzug in der Endwertung.

Spiel auf dem Denkmal

Der Spielplatz ist gut besucht von einer Kinderschar und wird auch gleich nach dem großen Schmaus getestet: „Die Geräte sind eher für kleinere Kinder geeignet“, lautet ein Zwischenfazit zu dem kleinen Sandeimeraufzug, Schaukeln, Rutsche und der Hängematte aus Seilen. Doch ausgerechnet ein Element des Denkmals, eine Halbkugel aus Stahl, hat es meiner Großen auf dem Spielplatz angetan: Immer neue Wege versucht sie, um sie zu erklimmen. Am Ende völlig aus der Puste mit Erfolg.

Mit Schwung auf die Halbkugel: Ein Teil des Denkmals eignet sich gut zum Klettern.

Mit Schwung auf die Halbkugel: Ein Teil des Denkmals eignet sich gut zum Klettern.

Foto:
Roland Scheitz

Es ist Zeit, nach Hause zu fahren nach einem richtig entspannten Nachmittag. Die Aussicht, nicht gleich wieder kochen zu müssen, ist wunderbar. Denn die Reste vom Picknick reichen noch dicke als Fingerfood für einen schönen Filmabend.

Info

Die Anreise mit dem ÖPNV ist mit den Buslinien 22, 26, 27, 29 und 51 möglich, die Haltestellen Kattenturm-Mitte liegen etwas verstreut, eine aber auch direkt vor dem Platz. Auch die Straßenbahnhaltestelle Kattenturm-Mitte der Linie 4 liegt maximal vier Gehminuten vom Platz entfernt. Wenn die Blase drückt, findet man etwa 200 Meter entfernt eine Behindertentoilette in der Passage Kattenturm und zu den Öffnungszeiten des Ortsamtes an der Gorsemannstraße 26 ebenfalls eine öffentlich nutzbare Toilette.

Zur Startseite