Graz. Für die Handballer des THW Kiel ist das Trainingslager in Graz die strapaziöseste Woche des Jahres. Um den täglichen Belastungen standzuhalten, ist mentale und körperliche Erholung jedoch ein wesentlicher Faktor. Nach dem gemeinsamen Abendessen um 20.30 Uhr und dem Termin bei den Physiotherapeuten treffen sich die müden Zebras entweder noch in den Gemeinschaftsräumen zu diversen Aktivitäten oder ziehen sich bereits auf eines ihrer neun Doppelzimmer in der vierten Etage des Teamhotels Weitzer zurück.

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Doch wie vertreiben sich die Zebras ihre spärliche Freizeit? Und wer schläft in Graz eigentlich mit wem auf einem Zimmer? Die Einteilung nahm traditionell THW-Chefcoach Filip Jicha vor. Sie erfolgte nach integrativen, aber auch nach sportlichen Kriterien. Der neue kroatische Kreisläufer, Veron Nacinovic, teilt sich sein Zimmer mit seinem norwegischen Positionskollegen Petter Øverby. Für den 25-Jährigen hat das Erlernen der deutschen Sprache dabei Priorität. Øverby sei ein geduldiger Lehrmeister.

Øverby setzt im Zimmer mit Nacinovic auf Golf und Evil

Der Norweger hat sich derweil für das Trainingslager die schwedisch-norwegische Serie „Evil“ ausgeguckt, in der ein Junge namens Erik in den 1950er-Jahren auf ein Internat geschickt wird, um seiner gewalttätigen Vergangenheit zu entkommen. „Das ist eine spannende Geschichte“, sagt Øverby, der sich ansonsten viel Golf der PGA-Tour am Bildschirm „reinzieht“. Besonders drückt er dabei seinem Landsmann Viktor Hovland die Daumen.

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Sport steht auch bei Bence Imre und Lukas Zerbe hoch im Kurs. Die beiden Rechtsaußen sind bereits ein eingespieltes Duo als Zimmercrew. „Bei uns gibt es fast kein anderes Thema“, sagt Zebu. Vor allem die Formel 1 begeistert beide gleichermaßen. Doch der PS-Zirkus dient nicht nur als Gesprächsthema, sondern wird auch gemeinsam in Bewegtbildern konsumiert. Das Interesse ist vielschichtig. Der 29-jährige Zerbe hat sich für die Tage in der Steiermark die Sport-Dokus „Quarterback“ und „Tour de France“ auf die Agenda geschrieben.

Reinkind und Madsen vertreiben sich Zeit mit Kartenspielen und Playstation

Wie die Rechtsaußen teilen sich auch die Linksaußen ein Zimmer. Der neue Kapitän Rune Dahmke teilt sich das Zimmer wie (fast) immer mit Vierfachweltmeister Magnus Landin. Dessen dänischer Landsmann Emil Madsen bewohnt seine knapp 20 Quadratmeter mit Harald Reinkind. „Wir sind mit Abstand das schönste Zimmer“, sagt Madsen und grinst. „Allerdings sind wir selten vor 23 Uhr dort anzutreffen. Dann geht aber auch ganz schnell das Licht aus.“ Denn: Sowohl der Däne als auch der Norweger „zocken“ gerne. Während Madsen die Playstation präferiert, zieht es Reinkind zum Kartenspielen an den Tisch.

Wir sind mit Abstand das schönste Zimmer.

Emil Madsen und Harald Reinkind

Spieler des THW Kiel

Eine (Handballer-) Generation liegt zwischen den Zimmerpartnern Domagoj Duvnjak (37) und Elias Ellefsen á Skipagøtu (23). Kapitän Duvnjak bemerkt mit spitzer Zunge: „Skippy schläft extrem viel.“ Er selber benötige, seitdem er Vater von drei Kindern ist, nur noch wenig Schlaf. „In der Mittagspause reichen schon 20 Minuten.“ Sowohl der Kroate als auch der Färinger verbringen viel Zeit mit Facetime. „Der Kontakt zu Frau und Kindern bringt einen auf andere Gedanken“, sagt Dule. Und auch Skippy bekennt: „Die Anrufe bei Freunden und Familie sind extrem wichtig.“

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Harald Reinkind (links) und Emil Madsen teilen sich ein Zimmer in Graz ein Zimmer. Während der Norweger am Laptop sitzt, hat Madsen sein Handy in der Hand.

Harald Reinkind (links) und Emil Madsen teilen sich ein Zimmer in Graz ein Zimmer. Während der Norweger am Laptop sitzt, hat Madsen sein Handy in der Hand.

Streit um die Dusche gibt es auf dem Zimmer von Eric Johansson und Nikola Bilyk derweil nie. „Da wir immer direkt in der Halle duschen, besteht nicht die Gefahr, dass einer das Bad blockiert“, sagt Johansson und lacht. Auch das neue Torhütergespann, Andreas Wolff und Gonzalo Pérez de Vargas, teilt sich ein Zimmer. „Das ist sehr entspannt“, sagt Gonchi. „Andy hat gerade die Serie Suits für sich entdeckt. Ich hänge derweil oft am Handy, um mit meiner Frau und meinem Sohn zu kommunizieren.“

Die letzten beiden Zimmer im vierten Stock bezogen der Schweizer Lukas Laube, Jungprofi Leon Nowottny sowie die Youngsters Jesse Dahmke und Johann Rohwer. Doch auch sie müssen das Licht nicht früher als alle anderen ausknipsen.

KN