Die hessische Landeshauptstadt investiert in den nächsten vier Jahren rund 142 Millionen Euro in ihre Bildungsinfrastruktur im Osten Wiesbadens. Errichtet werden sollen eine zweizügige Grundschule sowie eine vierzügige Integrierte Gesamtschule (IGS bis Sekundarstufe eins). Die Stadtverordnetenversammlung hatte noch kurz vor Beginn der Sommerpause das Großprojekt mit einer Nutzfläche von fast 10.000 Qua­dratmetern vorbereitet.

Die bislang noch landwirtschaftlich genutzten Grundstücke für den geplanten Campusbau gehören schon der Stadt. Sie liegen neben dem neu erschlossenen Wohngebiet Bierstadt-Nord, in dem 400 Wohnungen gebaut werden, ferner ein Pflegeheim sowie weitere Wohnungen der Arbeiterwohlfahrt. Für den sogenannten Schulcampus Bierstadt-Nord stehen dort rund vier Hektar Fläche bereit.

Heizen ganz ohne Erdgas

Der Schulcampus soll auch eine Mensa mit 250 Plätzen, Räume für die Ganztagsbetreuung der Schüler und die Schulsozialarbeit sowie eine Drei-Felder-Turnhalle erhalten. Diese Halle wird außerhalb der Schulzeiten auch von Vereinen genutzt werden können, auch wenn sie keine Wettkampfmaße aufweisen wird. Ergänzt wird der Campus um Freianlagen mit Stellplätzen, Schulhof, Schulsportplätze, einem Laufpfad, öffentliche Calisthenics-Flächen, Grünanlagen mit Streuobstwiesen und versiegelten Zwischenzonen. Das Energiekonzept sieht unter anderem Wärmepumpen und Solarmodule vor, um auf fossile Energieträger wie Erdgas verzichten zu können. Erschlossen werden soll das Gelände über die Speierlingstraße, die dafür ausgebaut wird.

„Der Schulcampus Bierstadt-Nord ist ein wichtiger Baustein für die Bildungslandschaft unserer Stadt“, sagt Schuldezernent Hendrik Schmehl (SPD), der als Kämmerer auch die Ausgaben im Blick behalten muss. Mit dem Campus würden dringend benötigte Plätze für insgesamt 800 Schüler geschaffen.

Fertigstellung erst 2029

Durch seine Lage in Bierstadt-Nord übernehme der Campus eine wichtige Rolle für die Grundschulversorgung des dort neu entstehenden Stadtteils: „Der Campus wird nicht nur Lernort, sondern auch Lebensraum für die Schulgemeinschaft und ein wichtiger Ankerpunkt für den Stadtteil.“ Es entstehe eine „zukunftsweisende, offene Bildungslandschaft“, die Lern-Cluster biete. Der „nach neuesten pädagogischen und architektonischen Standards“ konzipierte Campus ermögliche einen „gemeinschaftlich gelebten Schulalltag von der ersten bis zur zehnten Klasse“. Schmehl verweist auf „flexible Raumkonzepte, digitale Ausstattung und nachhaltige Bauweise“.

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Geplant wird an dem Campus schon seit mehr als fünf Jahren. Die kommunale Wibau GmbH soll nun baldmöglichst mit dem Bau beginnen, damit der Campus zum Schuljahresbeginn 2029/2030 den ersten Schüler-Jahrgang aufnehmen kann. Voraussetzung ist laut Vorlage allerdings ein „störungsfreier Genehmigungs-, Planungs- und Ausführungsverlauf.“ Die Wibau ist aus städtischer Sicht für das Vorhaben prädestiniert, weil sie schon mehrere Schulbauvorhaben errichtet hat und über die notwendige Expertise verfügt. Zuletzt war sie für den Neubau der Elisabeth-Selbert-Schule verantwortlich, der bald eröffnet werden soll.

Hohe jährliche Folgekosten

Für den Campus rechnet die Stadt mit Miet- und Betriebskosten in Höhe von jährlich 8,4 Millionen Euro für die Schulgebäude und von 2,1 Millionen Euro für die Sporthalle, die von 2029 an den Haushalt belasten werden. Für die Ausstattung der Schulen und der Halle werden zusätzlich knapp sechs Millionen Euro fällig.

Der Schulcampus füge sich in die „umfassende Bildungsstrategie der Landeshauptstadt“ ein, heißt es aus dem Rathaus. Neben zusätzlichen Schulplätzen werde die Qualität der Bildungsangebote erhöht. Die moderne Ausstattung und die durchdachte Raumplanung böten „optimale Bedingungen für individuelles und gemeinschaftliches Lernen“.

Wiesbaden investiere kontinuierlich in seine Bildungsinfrastruktur, sagt Schmehl. Nach dem Neubau des Gymnasiums Elisabeth-Selbert-Schule werde die IGS in Bierstadt der zweite Neubau einer weiterführenden Schule in Wiesbaden seit mehreren Jahrzehnten sein.

Welchen Namen die beiden Schulen des neuen Campus tragen werden, ist noch nicht entschieden. Die Verantwortung dafür liegt beim Ortsbeirat Bierstadt. Nach dessen Wunsch sollen Ideen für die Namensgebung in Zusammenarbeit mit den Jugendgremien der Stadt und unter Beteiligung der Abteilung Jugendarbeit im Amt für Soziale Arbeit gefunden werden.