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HUDDY ist ein Modelabel aus Bremen. Der Slogan „Liebe Digga, Liebe“ ist zur eigenen Marke geworden. © Sandra Westermann
Eine Bremer Designerin kämpfte um ihre Modemarke HUDDY. Der Internet-Riese Spreadshirt wollte nach einem Rechtsstreit die Marke löschen lassen. Jetzt fiel die Entscheidung.
Bremen – Eineinhalb Jahre musste Viktoria Theoharova um die Existenz ihrer Modemarke HUDDY fürchten. Die Bremer Modedesignerin hatte sich einen erbitterten Rechtsstreit mit dem Onlinehändler Spreadshirt aus Leipzig geliefert. Der Internet-Riese hatte beim Patent- und Markenamt (DPMA) in München beantragt, ihre kleine Marke „made in Bremen“ zu löschen. Nun gab es eine Entscheidung.
Doch wie kam es überhaupt zu dem Streit? Die Bremerin hatte das Unternehmen Spreadshirt wegen Markenrechtsverletzungen verklagt, weil auf der Bestellplattform Kopien ihrer HUDDY-Designs verkauft wurden – und vor Gericht in erster Instanz weitestgehend Recht bekommen. Das Landgericht Frankfurt hatte es ähnlich wie sie gesehen, dass Spreadshirt für mögliche Markenrechtsverletzungen durch andere auf seiner Bestellplattform die Verantwortung übernehmen müsse.
Spreadshirt wollte Bremer Modemarke löschen – außergerichtliche Entscheidung gefallen
Daraufhin folgte der Gegenwind der Leipziger: Spreadshirt legte Berufung gegen das Urteil ein – und beantragte außerdem die Löschung der Marke HUDDY, mit der Begründung, dass der Name nicht zulässig für eine eigene Marke sei, da es sich nur um eine andere Schreibweise des Wortes „Hoodie“, also Kapuzenpullover, handele. Dabei ist auch der Name eine eigene Idee der Designerin – ein Wortspiel aus Hoodie und Buddy, also Kumpel –, die daher stammt, dass sie die Wohlfühlteile nach den Wünschen der Kundinnen und Kunden individuell anfertigt.
Der Löschungsantrag vor dem DMPA war für Theoharova ein herber Rückschlag – nach dem ersten Erfolg vor Gericht. Aber aufgeben war für Theoharova keine Option. Um den Kampf gegen den Internet-Riesen aufzunehmen, startete sie die Crowdfunding-Aktion „Not your Ernst!“. Mithilfe ihrer „HUDDY Gang“ wollte sie do die Verfahrenskosten reinholen – mit Erfolg, viele beteiligten sich an der Aktion, die jetzt, nach der Entscheidung, von ihr beendet wurde.
Bei HUDDY wird alles mit Hand und viel Liebe in Bremen gefertigt. Kunden können sich ihr Design auch selbst gestalten. © Markoe Sibley
Neuen Auftrieb hatte die kämpferische Designerin zwischendurch auch dadurch erhalten, dass ein echter Mega-Star aus den USA ihr plötzlich indirekt den Rücken stärkte. „Ist Pharrell Williams jetzt Teil der HUDDY-Gang?“, fragte die Designerin eines Tages auf ihrem Instagram-Kanal. Es stellte sich heraus: Auch Sänger und Modedesigner Pharrell Williams hatte Klage gegen Spreadshirt eingereicht und rund 12 Millionen Euro Schadenersatz gefordert, weil auf der Plattform Fälschungen seiner Modemarke Billionaire Boys Club angeboten worden sein sollen. Der Druck auf Spreadshirt wuchs.
Bremer Modemarke HUDDY bleibt – Sieg gegen Internet-Riesen aus Leipzig
Im langwährenden Streit um HUDDY folgte immerhin jetzt die Entscheidung: Wie die Designerin auf Instagram verkündete, konnte sie eine außergerichtliche Einigung mit Spreadshirt erreichen. Ihre Marke, die für maßgeschneiderte Kleidung aus dem Herzen von Bremen steht, wird es auch weiterhin geben. „Ihr Lieben, wir haben uns mit der Gegenseite verglichen“, schreibt sie bei Instagram. „Wir möchten uns aus vollsten Herzen bei euch für die unglaubliche Unterstützung und Liebe bedanken! Ihr seid die beste Gang der Welt!“
Und weiter: „In der markenrechtlichen Auseinandersetzung mit Spreadshirt haben wir eine gute und konstruktive Lösung und Einigung gefunden. Danach nehme ich meinen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen Spreadshirt zurück. Im Gegenzug nimmt Spreadshirt den beim Deutschen Patent- und Markenamt gestellten Nichtigkeitsantrag gegen meine Marke ‚HUDDY‘ zurück. Die Angelegenheit ist damit in gegenseitigem Einvernehmen und zur gegenseitigen Zufriedenheit erledigt worden.“
„Ihr seid die beste Gang der Welt!“: HUDDY-Designerin kämpft für ihre Bremer Marke – und Werte
In einem Video bei Instagram spricht Theoharova den HUDDY-Fans nicht nur ihren Dank für die Unterstützung aus, sondern auch dafür, dass sie sich gemeinsam mit ihr für grundsätzliche Werte eingesetzt haben. Denn schon zuvor hatte die Designerin im Gespräch mit dieser Redaktion betont, dass es ihr in dem Streit nicht nur um ihre eigene Marke gehe, sondern dass sie den Kampf Klein gegen Groß stellvertretend für die vielen anderen kleinen Labels kämpfe, die sich Tag für Tag gegen die oft übermächtig wirkende Konkurrenz großer Unternehmen durchsetzen müssen. Ihnen wollte sie zeigen, dass sie nicht allein sind, und den Großen, dass sie sich gegenüber inhabergeführten Marken wie ihrer nicht alles erlauben können. Das ist ihr jetzt zum Teil geglückt – denn HUDDY bleibt!
Schon in der Vergangenheit hatte Theoharova es mit einem der ganz Großen aufgenommen: mit dem Großhändler Amazon. Auch da ging es um Markenrechtsverletzungen von HUDDY. Ob die Angelegenheit für Spreadshirt noch weitere Konsequenzen hat und sie künftig sicherstellen müssen, dass auf ihrer Plattform keine Markenrechtsverletzungen mehr stattfinden, ist – Stand Anfang August – noch unklar. Zumindest an die Marke HUDDY angelehnte Designs dürfen dort nie wieder vertrieben werden. Das hat Designerin Viktoria Theoharova in ihrem Vergleich mit Spreadshirt festhalten lassen.