Der Staatskanzlei-Beamte Daniel B. führte mit seiner Frau ein Leben auf der Überholspur: Luxusreisen nach Dubai oder Mykonos, Besuche exquisiter Restaurants, Champagner-Partys, teure Kleidung. In den sozialen Netzwerken zeigte das Ehepaar aus Augsburg, was es sich alles leisten konnte. „Mein Geld, meine Freiheit“, schrieb B. unter anderem. Doch es war offensichtlich nicht nur sein Geld, mit dem er den mondänen Lebensstil finanzierte. B. soll Anleger um eine Millionensumme gebracht haben. Seine Freiheit endete deshalb hinter Gittern. Am Donnerstag startet der Prozess gegen den 36-Jährigen wegen Betrugs in elf Fällen. Vor Gericht zeigt er sich geständig und geläutert. In der JVA Gablingen putze er jetzt Klos, Gänge und Zellen. Die Zeit im Gefängnis sei für ihn heilsam, sagt er. Und er berichtet, warum seine geliebte Frau ihn quasi ins Verderben geführt habe.

Als Daniel B. den Saal betritt, klicken Kameras der Journalisten. Der Mann mit Glatze und Bart erkennt Zuschauer, lächelt kurz zu. Dann konzentriert er sich. Auf das, was ihm Staatsanwalt Andreas Breitschaft in der Anklageverlesung vorwirft. Und auf seine eigene Einlassung. Denn B. erklärt ausführlich, wie es dazu kommen konnte, dass seine Frau und er „ein Leben der Reichen und Gestörten“ führte, wie er selbst sagt. Daniel B. und seine Frau waren in der Gesellschaft bekannt. Einige Augsburger und Münchner umgaben sich gerne mit dem schillernden Paar. Doch die Sympathien verflogen bald angesichts von Daniel B.s dubiosen Geldanlage-Geschäften. Dabei müssen diese anfangs verlockend geklungen haben.

Der Augsburger Dubai-Beamte punktete bei seinen Geschäften mit vermeintlicher Seriosität

Ein Anleger soll ihm 550.000 US-Dollar gegeben haben, ein weiterer 100.000 Euro. Mal bekam Daniel B. 10.000, mal 30.000 oder 90.000 Euro. Der Augsburger soll versprochen haben, die Geldbeträge gegen Zahlung einer Provision in lukrative Kapitalanlagen anzulegen. Vor allem im Bereich der Kryptowährung. Vielleicht hätten bei den Anlegern die inneren Alarmglocken schrillen können. Doch Daniel B., so sieht es zumindest die Staatsanwaltschaft, punktete mit vermeintlicher Seriosität.

Daniel B. soll mit seiner Frau ein luxuriöses Leben im Nahen Osten genossen haben. Auf Kosten von Anlegern, die er um über eine Million Euro erleichterte.

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Daniel B. soll mit seiner Frau ein luxuriöses Leben im Nahen Osten genossen haben. Auf Kosten von Anlegern, die er um über eine Million Euro erleichterte.
Foto: Repro Bernhard Weizenegger

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Daniel B. soll mit seiner Frau ein luxuriöses Leben im Nahen Osten genossen haben. Auf Kosten von Anlegern, die er um über eine Million Euro erleichterte.
Foto: Repro Bernhard Weizenegger

Der 36-Jährige, der von den Anwälten Moritz Hausmann und Mira Bode verteidigt wird, soll darauf hingewiesen haben, dass er als Jurist im Staatsdienst bei der Bayerischen Staatskanzlei arbeite. Auch habe er betont, er sei sehr vermögend und habe bekannte Personen wie den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder beraten. Was davon stimmte? Zumindest, dass der Oberregierungsrat tatsächlich in der Staatskanzlei gearbeitet hatte. Vergangenen November, als die Ermittlungen gegen ihn aufkamen, wurde Daniel B. ins Bauministerium beordert. Neben seinem Beamtenjob sind B. und seine Frau Inhaber einer Firma mit Sitz im estnischen Tallinn. Abgewickelt wurden die Kapitalgeschäfte offenbar zwischen dieser Firma und den Anlegern auf Basis von Investmentverträgen.

Daniel B. aus Augsburg soll Portfolios seiner Anlagekunden fingiert haben

Staatsanwaltschaft Andreas Breitschaft wirft Daniel B. vor, entgegen seiner Zusage gegenüber den jeweils Geschädigten – „wie von Anfang beabsichtigt“ – die Geldbeträge nicht angelegt zu haben. Stattdessen soll der Augsburger Beamte die Gelder überwiegend für seine eigene Lebensführung verwendet haben. Um seine Opfer im Glauben zu wiegen, alles habe seine Richtigkeit, soll er sich in einigen Fällen sogenannter Visualisierungstools bedient haben. Die Geschädigten konnten, so sieht es die Staatsanwaltschaft, ihr angeblich angelegtes Portfolio einsehen und die Wertentwicklung verfolgen.

Tatsächlich aber soll ein Portfolio gar nicht existiert haben, die Daten waren wohl fiktiv. „Der Angeschuldigte handelte jeweils in der Absicht, sich durch die fortgesetzte Begehung von Betrugstaten eine Einnahmequelle von einiger Dauer und einigem Umfang zu verschaffen, mithin gewerbsmäßig“, so Breitschaft bei der Anklageverlesung. Daniel B. räumt vor Richterin Cornelia Seidl alle Tatvorwürfe ein. „Ich bereue zutiefst, was ich getan habe“, sagt er mit fester Stimme und erklärt ausführlich, wie es so weit kommen konnte und warum er sich als „größter Versager der Welt“ bezeichnet. Demnach nahm das Unglück seinen Lauf, als er über die Arbeit seine zweite Ehefrau, ebenfalls eine Juristin, vor einigen Jahren kennenlernte. Seine Seelenverwandte sei sie, seine große Liebe. Und offenbar eine Frau mit sehr hohen Ansprüchen.

Spitzenbeamter aus Augsburg vor Gericht: Die Ansprüche meiner Frau stiegen

Sie wolle einen wohlhabenden Ehemann, habe sie ihm von Anfang an klargemacht. Der Angeklagte berichtet, wie er für ihren gehobenen Lebensstandard zunächst eine Erbschaft und Ersparnisse aufgebraucht, dann ein Darlehen von 50.000 Euro aufgenommen habe. Spätestens zur Corona-Zeit und nach ihrer Hochzeitsreise auf die Malediven sei das Geld immer knapper geworden. Während die Ansprüche seiner Frau weiter stiegen – „sie wollte einmal im Jahr auf die Malediven und nach Mykonos und vier bis fünf Mal nach Dubai“ – sei seine Angst, sie verlieren zu können, größer geworden. Ein Augsburger Unternehmer, mit dem er sich angefreundet hatte, habe ihn bestärkt, sich auch selbstständig zu machen.

Seine Ehefrau soll ihn mit High Heel attackiert haben

Beide hätten sich viel über Aktienhandel ausgetauscht. Die Idee des Anlagegeschäfts entstand. B. habe einen Freelancer einen Algorithmus programmieren lassen. Weil er finanziell immer mehr unter Druck geriet, habe er begonnen, Investorengelder selbst zu nutzen. „Ich trank viel Alkohol und begann meine Ehefrau über meine geschäftlichen Erfolge zu belügen.“ Er spricht von einem „Doppelleben“, die berufliche Karriere als Beamter in München auf der einen Seite, das eingeräumte betrügerische Geschäft auf der anderen. Er selbst gibt sich vor Gericht als Mensch, der gerne im T-Shirt und mit Basecap herumgelaufen wäre. Doch seine Frau habe ihn gedrängt, sich schicker zu kleiden.

Die 39-Jährige forderte ihm zufolge teure Kleidung und Taschen, vor allem wenn sie diese bei anderen Frauen gesehen habe. Immer wieder überwies er ihr dafür Geld, insgesamt 166.000 Euro, erklärt er der Richterin. Es soll ihr nicht genügt haben. Im vergangenen Jahr habe ihn seine Frau zweimal tätlich angegriffen. Dabei sei sie einmal mit einem High Heel auf ihn losgegangen. „Mein Zehennagel war gespalten.“

Über zehn Zeugen sollen in dem Verfahren mit mehreren Verhandlungstagen vernommen werden. Ein Urteil soll noch im August fallen.

  • Ina Marks

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