Stand: 06.08.2025 10:43 Uhr
Im Prozess gegen einen mutmaßlich korrupten Staatsanwalt in Hannover belasten aus Sicht der Staatsanwaltschaft Sprachnachrichten Yashar G. schwer. Er soll eine Drogenbande jahrelang mit Informationen versorgt haben.
Konkret geht es um Nachrichten innerhalb der Drogenbande. Die Akustik im Saal des Landgerichts Hannover ist schlecht: Die Sprachnachrichten, die in der Hauptverhandlung abgespielt werden, lassen sich nur mühsam verstehen. Doch das, was zu hören ist, klingt brisant: Zwei Mitglieder der Drogenbande, darunter der Kopf, der sich inzwischen in Dubai aufhalten soll, tauschen sich über ihre Quelle in einer Ermittlungsbehörde aus. Konkret sprechen sie dabei von einem „SA“. Die Anklage geht davon aus, dass es sich dabei um die Abkürzung für „Staatsanwalt“ handelt.
„Du hast alle SAs unter deinen Fittichen“
Es ist Juni 2020 und einem der beiden Mitglieder steht in wenigen Tagen ein Prozess vor dem Landgericht Hannover bevor – wegen Drogenhandels. In den Sprachnachrichten geht es darum, dass das Mitglied der Bande von einem Staatsanwalt gerettet worden sein soll. Denn anders als ursprünglich angenommen, muss der Drogendealer keine mehrjährige Haftstrafe absitzen, sondern kommt auf Bewährung frei. In seiner Sprachnachricht an den Kopf der Bande heißt es: „Du bist der absoluteste ‚Motherf***er‘ auf diesem Planeten. Du hast alle SAs unter deinen Fittichen. Sie lassen einfach alle Sachen unter den Tisch kehren.“
Drogenverfahren 2020: Staatsanwaltschaft wechselt plötzlich den Kurs
Pikant: Der Staatsanwalt in dem Verfahren, ein Kollege von Yashar G., hatte zunächst eine höhere Haftstrafe gefordert, sich dann aber spontan zu einer Bewährungsstrafe hinreißen lassen. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück geht laut Anklage davon aus, dass Yashar G. seine Finger im Spiel hatte. In einer weiteren Sprachnachricht aus dem Juni 2020 heißt es: „Bei Gott, in Deutschland hat keiner das, was wir haben, mit diesem Typen.“
Der Angeklagte wird beschuldigt, Drogendealer mit Informationen versorgt zu haben. Mandy Sarti mit aktuellen Details.
„Jetzt hat er dich ja auch gerettet“
Die beiden Bandenmitglieder tauschen sich in den Nachrichten auch über die Summe aus, die für die Hilfe fällig wird: „Jetzt hat er dich ja auch gerettet, jetzt teilen wir die Kohle.“ Das andere Mitglied solle auch 2.500 Euro bezahlen. Also die Hälfte der Summe, die Yashar G. laut Staatsanwaltschaft Osnabrück monatlich für die Weitergabe der Ermittlungsinformationen bekommen haben soll. Darüber hinaus zeigen die abgespielten Sprachnachrichten auch: Die Bande wechselt spontan die Bunker für die Drogen und weiß somit offenbar, dass sie observiert wird.
Yashar G. bestreitet die Vorwürfe
Yashar G. bestreitet, dass er mit den Sprachnachrichten gemeint ist. Der angeklagte Staatsanwalt sagt vor Gericht: „Ich habe gar nichts abgeschmettert. Im Gegenteil: Ich habe ihm gar nichts geschenkt.“ Außerdem wirft der mutmaßlich korrupte Staatsanwalt dem Landeskriminalamt Niedersachsen vor, weitere Sprachnachrichten zu unterschlagen. Diese würden zeigen, dass die beiden Mitglieder der Drogenbande durch ihre einschlägige Erfahrung mit der Polizei selbst darauf gekommen seien, dass sie observiert würden.
Der 39-Jährige soll Dienstgeheimnisse an Drogenschmuggler verraten und vor Razzien gewarnt haben. Was bisher bekannt ist.
Staatsanwaltschaft zeigt sich unbeeindruckt
„Die Staatsanwaltschaft zeigt sich empfindlich, wenn von mir und meiner Verteidigung der Vorwurf der einseitigen Ermittlung kommt“, macht Yashar G. deutlich. Aus seiner Sicht habe der Tatvorwurf so keinen Bestand. Die Stimme des Angeklagten wirkt selbstsicher, während er diese Punkte vorbringt. Doch sein Fuß unter dem Tisch wirkt wie ein Blitzableiter, denn der wippt aufgeregt auf und ab. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück gibt sich derweil davon unbeeindruckt im Prozess.
Der verurteilte Drogenhändler gab an, für Infos von Yashar G. gezahlt zu haben. Das sagte er vor dem Landgericht Hannover.
Auch der Schwager von Yashar G. wollte sich vor Gericht nicht äußern. Ein anderer Zeuge berichtete hingegen ausführlich.
Vor Gericht äußerte Yashar G. außerdem den Verdacht, dass der eigentliche Maulwurf im LKA Niedersachsen zu suchen sei.
Der Angeklagte beschwerte sich zudem über seine Haftbedingungen. Er soll Informationen an eine Drogenbande weitergegeben haben.