In den USA sind die von Präsident Donald Trump angeordneten neuen Zölle am Donnerstag offiziell in Kraft getreten. Die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde wurde angewiesen, ab sofort die neuen Abgaben zu erheben, die je nach Land zwischen zehn und 50 Prozent betragen können. Für die meisten Waren aus der Europäischen Union gilt künftig ein Basiszollsatz von 15 Prozent – also auch für deutsche Exporte, insbesondere Autos.

Der Handelsdeal mit den USA hat aber auch noch eine andere Seite: Die EU hat sich verpflichtet, auf Importe von US-Industriegütern überhaupt keine Zölle mehr zu erheben. Was bedeutet diese grundlegend neue Situation für die Wirtschaft? Was ändert sich für Verbraucher? Welche Branchen könnten unter den Zöllen leiden oder davon profitieren? Und worauf müssen sich Arbeitnehmer einstellen?

Spickhofen – Zölle, Termine, Geschenke: Die Irritationen um den.
WDR Studios NRW.
07.08.2025.
03:32 Min..
Verfügbar bis 07.08.2027.
WDR Online.

Was bedeutet das für die deutsche Wirtschaft?

Dass die neuen Zölle den Handel mit den USA massiv behindern werden, darüber sind sich die meisten Experten aus der deutschen Wirtschaft einig. Nach Ansicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Kramer muss mit einer langfristigen Schwäche im US-Geschäft gerechnet werden. „So dürften die höheren Zölle die preisbereinigten Exporte in die USA in den kommenden zwei Jahren um schätzungsweise 20 bis 25 Prozent fallen lassen.“

Zwar könnten die deutschen Exporteure mit der Zeit wohl andere Abnehmer finden, meint Lisandra Flach vom Ifo Zentrum für Außenwirtschaft. Dass so die Verluste im US-Geschäft dauerhaft ausgeglichen werden können, halte sie aber für unwahrscheinlich.

Schon in den vergangenen Monaten waren die deutschen Exporte in die USA spürbar eingebrochen. Im Juni gingen zwar die meisten deutschen Exporte in die USA. Allerdings sank der Warenwert im Vergleich zum Mai des laufenden Jahres um 2,1 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro. Das war der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit Februar 2022 mit damals 11,2 Milliarden Euro.

Welche Branchen und Arbeitnehmer sind betroffen?

Was wird aus der deutschen Autoindustrie?
| Bildquelle: dpa/Lars Penning

Zu den Branchen, die besonders stark auf den US-Handel angewiesen sind, gehören die deutsche Auto- und Pharmaindustrie sowie der Bereich Maschinenbau – alles Bereiche, die auch in NRW stark vertreten sind. Nach Angaben der Vereinigung der europäischen Automobilhersteller (Acea) wurden im vergangenen Jahr 749.170 in der EU hergestellte Neuwagen in die USA exportiert. Diese Exporte hatten einen Gesamtwert von 38,5 Milliarden Euro.

Ein Einbruch in diesem Bereich könne zu „einem mittelfristigen Arbeitsplatz-Export der Autoindustrie von bis zu 10 Prozent aus Deutschland in die USA“ führen, schätzt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research in Bochum. In Zahlen seien dies bis zu 70.000 Jobs – und das treffe Autobauer und Zulieferer.

Auch in der chemischen Industrie rechnen Wirtschaftsexperten mit einem Rückgang der Exporte und Umsätze. Laut ifo-Institut sind die Aufträge bereits jetzt deutlich zurückgegangen. Ohne das US-Geschäft werde der ohnehin geplante Stellenabbau im Bereich Chemie und Pharmazeutika wahrscheinlich deutlich stärker ausfallen als ohnehin erwartet.

Im Bereich Maschinenbau sind besonders viele mittelständische Unternehmen betroffen, die keine Möglichkeit haben, ihre US-Exporte einfach in andere Länder umzuleiten. Eines dieser Unternehmen ist der Zangenhersteller Knipex aus Wuppertal.

Inhaber Ralf Putsch hofft, auch unter erschwerten Bedingungen das US-Geschäft in kleinerem Rahmen retten zu können: „Der amerikanische Markt ist für uns zu wichtig, als dass wir das jetzt von so einer Geschichte abhängig machen würden“, sagte Putsch dem WDR. Rein theoretisch könnte es sich sogar lohnen, eine gewisse Zeit mit Verlusten zu arbeiten: „Einfach, damit man im Markt bleibt.“

Müssen Verbraucher mit steigenden Preisen rechnen?

Welche Auswirkungen die US-Zölle für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland haben werden, ist noch nicht vorhersehbar. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sehr viele Produkte hierzulande teurer werden. Tatsächlich könnten die Preise bei einigen Waren sogar sinken, weil auf viele US-Produkte seitens der EU gar keine Zölle mehr erhoben werden. Wirklich große Rabatte dürfe man aber nicht erwarten, warnen Experten. Auch in der Vergangenheit seien die Einfuhrzölle für US-Waren sehr niedrig gewesen.

Autokäufer könnten aber möglicherweise spürbar profitieren, wenn zum Beispiel SUV’s deutscher Hersteller wie Mercedes oder BMW, die beide auch in den USA produzieren, nach Deutschland exportiert werden. Auch US-amerikanische Marken wie Tesla könnten wohl günstiger angeboten werden als bisher.

Die Zölle, mit denen die USA ihre Handelspartner in aller Welt überzieht, könnten auch indirekte Auswirkungen für Verbraucher haben. Wenn zum Beispiel chinesische Unternehmen ihre Exporte in die USA wegen der hohen Zölle einschränken müssen, könnten mehr dieser Waren in die EU umgeleitet werden. Das Überangebot würde tendenziell zu sinkenden Preisen führen.

Was muss ich im privaten Handel mit den USA beachten?

Wer auf Ebay oder Etsy im kleinen Rahmen Produkte in die USA verkauft, muss seine Preise bald neu kalkulieren. Bislang galt in den USA: Für kommerzielle Warenimporte mit einem Wert unter 800 Dollar fallen keine Zölle an – dank der sogenannten Minimis-Regel. Doch damit ist bald Schluss. US-Präsident Trump hat angekündigt, dass ab dem 29. August auch für Pakete mit geringem Warenwert Zölle erhoben werden.

Für viele US-Käufer dürfte also eine Bestellung bei einer deutschen Privatperson oder in einem deutschen Online-Shop deutlich teurer werden.

Unsere Quellen:

  • Deutsche Presse Agentur
  • Reuters
  • Konrad Adenauer Stiftung
  • Pressemitteilung der Bundesregierung zum Handelsdeal

Über dieses Thema berichtet der WDR am 07.08.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde um 18.45 Uhr.