Kennt man die Altstadt, kennt man Dresden? Von wegen! Jeder der zehn Dresdner Stadtbezirke ist einzigartig und trägt zur wunderbaren Vielfalt von Dresden bei. Stadtteil-Kenner verraten uns im Interview, was „ihren“ Stadtteil ausmacht und wo es die spannendsten Ecken gibt.

Laubegast – das klingt schon ein bisschen wie Urlaub. Und tatsächlich ist der Stadtteil mit seinen Elbhängen, dem Elbradweg und den Kneipen unten am Fluss ein kleines Paradies. Wer einmal hier war, kommt immer wieder. Wie Heike Böhme, die eigentlich im benachbarten Leuben wohnt, aber seit ihrer Kindheit leidenschaftlicher Laubegast-Fan ist.

Laubegast ist der schönste Stadtteil, weil…?

Laubegaster Villen am ElbuferEin Bummel durch den alten Laubegaster Dorfkern am Elbufer mit seinen Villen sei unbedingt zu empfehlen! Foto: Ulrike Schattenmann

… man hier die Elbe fast vor der Haustür hat, mit grandiosen Blicken zu den Pillnitzer Weinbergen am anderen Ufer. Hier gibt’s viele alte Häuser mit Geschichte, eine eigene Dampferanlegestelle, Fährverbindung zum anderen Elbufer und zahlreichen Gasthäusern am Elbstrand. Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ist Laubegast ein beliebtes Ausflugsziel der Dresdner. Trotzdem hat es noch echten Dorfcharakter, mit einem ausgeprägten Gemeinschaftsgefühl unter den Bewohnern. In rund zehn Minuten ist man von hier aus in der Innenstadt. Die Sächsische Schweiz beginnt im Prinzip hinter dem nächsten Elbbogen.

Wer fühlt sich in Laubegast besonders wohl?

Familien mit Kindern, die hier gefahrlos aufwachsen können. Alteingesessene, die schon seit Generationen in Laubegast wohnen. Aber auch Zugezogene, die nicht mehr weg wollen. Man lebt hier ein bisschen entschleunigt, es gibt noch den Bäcker um die Ecke, die kleine Kneipe und den Schwatz am Gartenzaun. Die fantastische Lage und das gutbürgerliche Umfeld schlagen sich allerdings auch in den Mietpreisen nieder.

Was gibt es in Laubegast, was es nirgends sonst gibt?

Zum Gerücht - Die letzte Kaschemme in Dresden LaubegastZum Gerücht – Die letzte Kaschemme ist eine Laubegaster Kneipen-Institution. Foto: Ulrike Schattenmann

Einen unglaublichen Zusammenhalt! Wenn man hier mit dem Rad stürzt, halten in drei Minuten mindestens ebenso viele Menschen an, um zu helfen – und einer bringt garantiert noch ein Bier mit. Außerdem gibt es einige spektakuläre Villen wie den Marienhof oder die prächtige Villa Hartmann, nach denen sich die Leute auf dem Elberadweg jedes Mal den Hals verrenken. Und dann wäre da noch die Kneipe Zum Gerücht, nach eigenen Aussagen „die letzte Kaschemme“ und seit 1992 eine Institution in Laubegast.

Der schönste Spaziergang in Laubegast?

Idylle am Laubegaster Elbufer.Idylle am Laubegaster Elbufer. Foto: Ulrike Schattenmann

Ganz klar: an der Elbe entlang. Immer mit Blick auf das Wasser, unter alten Bäumen, die im Sommer Schatten spenden und vorbei an prunkvollen Villen. Am Ende landet man dann im Fährgarten Kleinzschachwitz, wo ein kühles Bier wartet.

Der passende Soundtrack dazu?

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Welcher Geheimtipp steht in keinem Reiseführer?

Die Laubegaster Schiffswerft entstand von 1895 bis 1898 und ist ein wichtiges Stück Industriegeschichte. Bis 1929 wurden hier die legendären Seitenraddampfer der Dampfschifffahrtsgesellschaft gebaut, noch immer werden sie hier gewartet und repariert. Inmitten des Werftgeländes, im ehemaligen Bootshaus, liegt die Weinstrandbar ELBZENTRALE – nirgendwo sonst kann man so nah an der Elbe Winzerweine und Snacks genießen (Öffnungszeiten von Mai bis September).

Gibt es eine besondere Geschichte oder Persönlichkeit, die mit Laubegast in Verbindung steht?

Melli Beese, eine echte Powerfrau! Sie wurde 1886 in Laubegast geboren und war die erste Motorfliegerin Deutschlands. Damals dachten die Männer noch, dass Frauen für die Fliegerei ungeeignet seien, doch Melli hat es ihnen gezeigt. Ihr Pilotenschein von 1911 war ein Meilenstein. Obwohl ihr Leben tragisch endete, war sie eine beeindruckende Laubegasterin!

Zu den bekanntesten Bewohnern von Laubegast gehörte darüber hinaus die als “Mutter der deutschen Schauspielkunst” berühmt gewordene Friederike Caroline Neuber, die 1760 in Laubegast verstarb. An die “Neuberin” erinnert seit 1776 ein Denkmal in der Fährstraße.

Das wichtigste Fest oder Kultur-Event in Laubegast?

Seit 2003 feiert Laubegast im August das Inselfest: mit Musik, gutem Essen und jeder Menge Gemeinschaftsgefühl. Es erinnert an die Zeit im August 2002, als Laubegast durch das Elbehochwasser tatsächlich eine Insel war, komplett abgeschnitten vom Rest der Welt. Die Leute haben sich damals gegenseitig unterstützt, daraus ist diese schöne Tradition entstanden.

Kultur in LaubegastKultur jenseits ausgetretener Pfade findet man in Laubegast an jeder Ecke. Foto: Ulrike Schattenmann

Wo kann man gut essen und was sollte man dort unbedingt probieren?

Im Volkshaus Laubegast gibt’s solide Küche mit alpenländischen Einschlag und das größte Schnitzel weit und breit. Das Restaurant HOFZWANZIG im Fährhaus Hesse bietet kreative deutsche Küche, den fantastischen Elbblick gibt es gratis dazu. Rustikale Hausmannskost aus besten regionalen Zutaten genießt man darüber hinaus in der Kneipe Zum Gerücht – natürlich zusammen mit einem hausgebrauten Laubegaster Bier.

Was wünschen Sie sich für Ihren Stadtteil?

Mehr bezahlbare, bodenständige Gastronomie. Nicht jeder kann sich ein 20-Euro-Steak leisten. Und vor allem keine neuen Häuser auf jeder freien Wiese! Laubegast ist grün – das soll bitte so bleiben.

Der schnellste und der schönste Weg vom Zentrum nach Laubegast?

Der schnellste: Mit der Tramlinie 4 oder 6. Der schönste: Mit dem Fahrrad auf dem Elberadweg, mit dem Wind im Gesicht immer am Fluss entlang – herrlich!

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Laubegast?

Ein Stück Kuchen am Laubegaster ElbuferFoto: Ulrike Schattenmann

Die Anlegestelle der Fähre Laubegast. Dort kann man sich hinsetzen, die Boote beobachten und die Seele baumeln lassen.

Heike Böhme lebt in Leuben, verbrachte aber ihre ganze Kindheit und Jugend in Laubegast, da viele ihrer Freunde hier wohnten. Ihre Leidenschaft für Immobilien und die Gegenden, in denen sie stehen, hat sie ihrem Beruf als Immobilienfachwirtin zu verdanken, in dem sie fast 30 Jahre arbeitete. Seit kurzem ist sie im Rathaus Leuben beschäftigt.