Das Konzept ist immer das gleiche: Drei Autorinnen und Autoren der Region lesen für je 20 Minuten ein noch nicht veröffentlichtes Werk oder Teile davon vor. Anschließend tritt er oder sie für zehn Minuten in den Dialog mit dem Publikum, um Feedback und Anregungen einzuholen. Zur vierten Sitzung der Werkstattlesung vom Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) Wuppertal in Kooperation mit dem Literaturhaus Wuppertal lasen Gudrun Tossing, Zdravko Luburic und Matthias Rürup ihre Texte in den Quartiersräumen des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums am Montagabend.
Autorin und Wissenschaftlerin Gudrun Tossing eröffnete den Abend mit dem ersten Kapitel ihres noch unveröffentlichten Romans „Die Reise der blauen Kojoten“. Die Geschichte ist als Parodie auf klassische Fantasy angelegt und führt im ersten Kapitel von Kalifornien bis ins Yukon-Gebiet. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von zwei blauen Kojoten, die sich durch verschiedene Texte der Autorin ziehen und es sogar als Symbol auf ihre Visitenkarte geschafft haben. Tossings Schreiben ist durchzogen von satirischen Elementen. Besonders wichtig für sie sei das Verwenden einer natürlichen Sprache, die nicht künstlich verändert wurde. Der vorgetragene Text entstand bereits vor einigen Jahren, ist aber bislang unveröffentlicht. Das Publikum reagierte mit großem Interesse und lobte besonders den feinen Humor, die lebendige Sprache und die damit aufsteigende Spannung.
Eindrucksvolles Klangbild
der Sprache
Zdravko Luburic lebt in Lennep und ist kroatischer Schriftsteller und studierter kooperativer Ethnologe. Er bezeichnet sein Schaffen als „Poesie in Prosa“, denn in der Prosa fühle er sich zu Hause. Sie gleiche einem freien Vogel, der immer in die Mitte des Geschehens fliege. Bezeichnend für seinen Schreibstil ist zudem das häufige Verwenden von erweiterten Metaphern. „Metaphern sind etwas Besonderes für mich. Poesie sucht einen Anker, eine andere Struktur der Inspiration.“ Diese kann er in seinen Prosagedichten auf seine persönliche Weise einarbeiten. Sein Roman entsteht derzeit noch. Das Publikum hob nach dem Hören der Textausschnitte besonders das eindrucksvolle Klangbild seiner Sprache hervor.
Matthias Rürup, Vorsitzender des Literaturhauses und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bildungsforschung an der Bergischen Universität, las seine insgesamt dritte Kurzgeschichte vor, die den Titel „Holger die Fee“ trägt. Sein Ziel ist es, bereits bekannte Märchen neu zu erzählen und dabei auf eine Art neu zu spinnen, die man so nicht erwartet hätte. Humorvoll erzählt er vorab, dass er die Kurzgeschichte erst eine Woche vorher fertiggestellt hätte und es deshalb im wahrsten Sinne des Wortes noch eine Werkstatterzählung sei. Davon war jedoch nichts zu spüren. Gebannt lauschte das Publikum, das die Geschichte anschließend als „Zauber des Erzählens“ bezeichnete, denn „du hast erzählt und wir waren alle gefesselt“. Und das, obwohl die Kurzgeschichte aufgrund der Zeit nicht zu Ende gelesen werden konnte. „Holger die Fee“ ist nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche geeignet. Bisher ist noch keine Veröffentlichung hierfür geplant.
Zuletzt wies der Moderator des Abends Dieter Jandt noch auf die nächste Werkstattlesung am 6. Oktober um 19.30 Uhr hin, bevor anschließend alle untereinander ins Gespräch kamen. Wie immer ist der Eintritt frei, eine Anmeldung muss vorab nicht erfolgen.