Der Fahrer des schwarzen BMW setzt sich im Schatten auf die Kante des Bürgersteigs. Für ihn wird es jetzt ernst. Sein Fahrzeug hat ein paar besondere Merkmale. Über den Kopflehnen wurden Sturmmasken gezogen, die Felgen sind schwarz lackiert. Drei Polizisten geben seit 10 Minuten den Führerschein des Anfang Dreißigjährigen hin und her, stecken die Köpfe zusammen, tippen Informationen in ihre Smartphones und überprüfen die Daten des Mannes, den sie gerade aus dem Verkehr genommen haben.
„Irgendwas ist komisch“, sagt eine Beamtin mit dunklem Haar und Pferdeschwanz. Die Daten auf dem italienischen Führerschein passen nicht zusammen. Auch das Fahrzeug gibt Anlass für weitere Detektivarbeit am Straßenrand. Es gab technische Anpassungen, die wohl nicht im Fahrzeugschein notiert wurden.
Verkehrsüberwachung im ganzen Land
An diesem Vormittag wird der Busstreifen in der Haldenrainstraße in Zuffenhausen von einem halben Dutzend Beamter der Verkehrsüberwachung in Beschlag genommen. Mehrere Fahrzeuge parken hintereinander am Straßenrand. Sie wurden wegen verschiedener Delikte aus dem Verkehr gezogen. Im Rahmen des Blitzermarathons 2025 wird in dieser Woche bei einer Polizei-Aktion der bewegte Straßenverkehr in ganz Deutschland vermehrt überwacht. Auch in Stuttgart.
Ein Autofahrer hält sich sogar an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h. Dennoch läuft Thomas Schoch mit sicherem Schritt auf die Straße und winkt den Mann auf den Busstreifen. Der Mann mit dem breiten Kreuz und der dicken Motorradjacke ist seit über 20 Jahren in der Motorradstaffel der Polizei. Heute widmet er sich seinem Leib-und-Magen-Thema Verkehrsüberwachung. Der Grund, warum er diesen Fahrer anhält, liegt an einer ganz offensichtlich falsch gesicherten Ladung. Nur handelt es sich bei der Ladung um einen russischen Windhund der Rasse Barsoi, der ganz unbekümmert während der Fahrt den Kopf aus dem Fenster gehalten hatte. Das gibt eine Strafe von 30 Euro. Die Standpauke von Polizist Thomas Schoch gibt es kostenlos dazu.
Wenig Mitleid, wenn es um Verkehrssicherheit geht
Auch wenn man mit Ausreden bei ihm nicht weiter kommt, versucht der Beifahrer eines Kleinlasters dennoch alle rhetorischen Mittel. Der Fahrer könne nichts dafür, dass die Ladung falsch gesichert worden sei, er sei noch in der Probezeit und werde erst eingelernt. Nach einem kurzen Wortwechsel ist die Sache auch für Polizist Schoch jedoch schnell beendet. „Ende der Diskussion“, sagt er. Wenn es um die Sicherheit im Straßenverkehr geht, gibt es eben wenig Nachsicht von ihm.
Doch die meisten Fahrerinnen und Fahrer sind an diesem Tag verständnisvoll, wenn sie mit mindestens 20 km/h zu viel aus dem Verkehr gezogen werden. Eine Fahrerin einer grauen A-Klasse lässt die pinklackierten Fingernägel in den Geldbeutel wandern und holt ungefragt ihren Führerschein hervor. „Bin ich zu schnell gewesen?“, fragt sie beschämt. Ein anderer Fahrer verzieht die Mundwinkel nach unten. Die 115 Euro Euro Strafe und den Punkt in Flensburg hätte er sich offensichtlich gerne gespart.
Verkehrsüberwachung auf 500 Meter Entfernung
Ganz vorne mit ein paar Metern Entfernung vom Geschehen stehen zwei Beamte mit einer anderen Aufgabe. Sie schauen durch den Truspeed LTI 20/20, der auf einem Stativ befestigt ist. Mit dem Handlaser-Messgerät, können die Polizisten theoretisch aus bis zu 500 Metern Entfernung erkennen, wenn jemand zu schnell gewesen ist. Was es braucht, ist nur ein wenig Fingerspitzengefühl, um auf große Distanz die Fahrzeuge im roten Visier des Geräts festzuhalten.
Das Handlaser-Messgerät Truspeed LTI 20/20 Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt
Der Fahrer des schwarzen BMW mit dem Sturmmasken darf dann nach kurzer Zeit wieder weiterfahren. Der Verdacht, dass der Führerschein gefälscht sein könnte, hat sich nicht bestätigt. Aber auch er erhält eine Verwarnung vom Polizisten Thomas Schoch. „Ich bitte Sie, seien Sie künftig vernünftig und fahren Sie langsamer“, sagt er. Und wenn nicht, steht er bestimmt bald wieder an einer anderen Straßenecke in Stuttgart und hat den Verkehr im Blick.