Der Grundstein für ein Traumazentrum in der größten Rehaklinik für Kriegsverwundete im ukrainischen Lviv wird bald gelegt – auch dank vieler Spenden aus der Partnerstadt Freiburg.
Ein wichtiger Meilenstein für die dringend benötigte Hilfe in der Ukraine: Am kommenden Montag wird in Freiburgs Partnerstadt Lviv der Grundstein für das neue Traumahilfezentrum „Maisternia“ gelegt. Auch Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn wird dazu anreisen.
Engagierte Bürgerschaft: Aus Freiburg kommen eine Million Euro
Mit rund einer Million Euro fördert Freiburg nach eigenen Angaben das neue Traumazentrum. Das Geld kommt teilweise aus dem städtischen Haushalt, zum Teil aber auch von privaten Spendern aus der Region. Die Unterstützung für die Partnerstadt ist in der Freiburger Zivilgesellschaft groß. So wurde erst vor wenigen Tagen ein Scheck mit einer Spendensumme von fast 60.000 Euro im Freiburger Rathaus überreicht. Gesammelt wurde das Geld durch eine Initiative engagierter Freiburger Bürgerinnen und Bürger, die Stadt verdoppelte den Betrag und kommt damit auf eine Summe von knapp 120.000 Euro.
Das Spendenprojekt der Freiburger Bürgerschaft hat viele Unterstützer aus Kultur, Sport und Politik gewinnen können, darunter auch den ehemaligen SC Freiburg-Trainer Christian Streich, den Sportfreunde Stiller-Bassisten Rüdiger Linhof und den Freiburger Oberstaatsanwalt Klaus Hoffmann. Höhepunkt der Spendenkampagne war ein Abend im St. Ursula-Gymnasium, der über Erzählungen und Live-Schalten in die ukrainische Stadt Charkiw Einblicke in die Situation vor Ort bot.
Dem SWR sagte Martin Horn vor seiner Reise: „Mit der Unterstützung der Freiburger Spendengelder wollen wir ein Traumazentrum eröffnen, wo Menschen – Kriegsversehrte – aus ganzen Teilen des Landes Hilfe erhalten.“ Gemeinsam mit Lvivs Oberbürgermeister Andrij Sadovyj, Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Gesellschaft sowie Kriegsverwundeten, Veteranen und ihren Familien wird Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn bei der Grundsteinlegung vor Ort sein.
Traumazentrum in Lviv setzt auf Kunsttherapie
Die Folgen des Krieges in der Ukraine seien verheerend, so Horn gegenüber dem SWR. Er verursache ja nicht nur offensichtliche äußerliche Wunden am Körper, sondern mache etwas mit dem gesamten Land. Das Traumazentrum soll Soldaten und Angehörigen dabei helfen, den Krieg zu verarbeiten. Der Fokus der Behandlung liege auf der Kunsttherapie. Sie sollen durch kreative Arbeit ihre Traumata aufarbeiten und neue innere Stärke finden können.
Das neue Traumazentrum in Freiburgs ukrainischer Partnerstadt Lviv hat Kunsttherapie als Schwerpunkt.
„Maisternia“ wird in einem stillgelegten Heizwerk untergebracht, das derzeit umfassend renoviert wird. Neben dem Zentrum für psychosoziale Unterstützung soll auch ein Ort der Begegnung und der internationalen Vernetzung entstehen.
Angeboten werden neben Kunsttherapie, Workshops und Vorträgen eine Fachbibliothek sowie voll ausgestattete Ateliers für Bildhauerei und Keramik. Das Zentrum verbindet künstlerische Praxis mit psychosozialer Hilfe – als Teil des „Unbroken“-Ansatzes, der die Würde und Resilienz der vom Krieg gezeichneten Menschen stärkt.
Das neue Traumahilfezentrum ergänzt „Unbroken“, ein großes Krankenhaus und Rehazentrum für physisch und psychisch Verletzte. Freiburg stellte dafür bereits 2022 Spenden in Höhe von 500.000 Euro bereit. Zum Dank wurde ein Stockwerk der Klinik nach Freiburg benannt.
Freiburgs Partnerstadt Lviv in der Ukraine
Die ukrainische Stadt Lviv (früher: Lemberg) ist seit 1989 eine der neun Freiburger Partnerstädte. Seit Ausbruch des Krieges sind der Stadt Freiburg zufolge etwa 250.000 Geflüchtete in Lviv angekommen. Denn dort ist die Lage relativ sicher, verglichen mit anderen Städten und Gebieten in der Ukraine. Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn und sein Amtskollege Andrij Sadowyi standen schon vor dem Ausbruch des Krieges in engem Austausch, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Freiburg. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges hat sich die Freundschaft und Zusammenarbeit noch weiter gefestigt.
Freiburg unterstützt Lviv seit dem Ausbruch des Krieges mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Zunächst stand akute Nothilfe im Vordergrund – mit Medikamenten, Klinikmaterial oder Generatoren, zum Teil finanziert über hohe Drittmittel, die Freiburg angeworben hat. Inzwischen liegt der Fokus auf einem nachhaltigen Wiederaufbau und struktureller Unterstützung, insbesondere im medizinischen und psychosozialen Bereich. Bislang hat die Stadtverwaltung 2,5 Millionen Euro für die Unterstützung der Stadt Lviv einnehmen können.