Der SV Darmstadt 98 ist nach dem Kantersieg beim Saison-Auftakt gegen Bochum auf den Geschmack gekommen und will in Nürnberg nachlegen. Trainer Florian Kohfeldt schwärmt vom Konkurrenzkampf und „belohnt“ Teile des Teams mit einer kurzen Nacht.
Wenn man nicht wüsste, dass Florian Kohfeldt schon mal den VfL Wolfsburg trainiert hat, der Trainer des SV Darmstadt 98 wäre wohl der perfekte Fußball-Romantiker. Als der 42-Jährige auf der Pressekonferenz am Donnerstag auf den kommenden Gegner 1. FC Nürnberg angesprochen wurde, geriet Kohfeldt erst einmal ins Schwärmen. Der Lilien-Trainer lobte aber nicht etwa taktische Kniffe, gefährliche Spieler oder die oft zitierte Variabilität (das kam später). Kohfeldt zeigte ehrliche Vorfreude auf den Club als solchen.
„Das ist ein großer Club mit einer großen Tradition und einer großen Fan-Base. Man spürt einfach, wie der Club in der Stadt verwurzelt ist“, so Kohfeldt. „Es ist immer schön, da zu spielen.“ Mehr Werbung für einen Trip nach Franken kann man nicht machen. Passend dazu hatte der neue Pressesprecher Jan Becher zuvor betont, dass es vor Ort eine Tageskasse für Kurzentschlossene geben werde. Ein Zweitliga-Abendspiel bei bestem Sommer-Wetter. Da lacht nicht nur das Kohfeldtsche Herz.
Lilien voller Selbstbewusstsein
Bei aller Begeisterung für die Schönheit der Aufgabe blieb natürlich aber auch die nüchterne Zielsetzung nicht unerwähnt. Die Südhessen, die beim 4:1-Sieg gegen den VfL Bochum zum Auftakt eine starke Leistung gezeigt hatten und laut Kohfeldt sogar noch mehr Tore hätten schießen müssen, wollen den Blitzstart in die Saison vergolden und am Freitagabend mit weiteren drei Punkten im Gepäck über die A3 zurück in die Heimat fahren. Klare Sache: Der zweite Sieg im zweiten Spiel soll her.
Dass alles andere sicher eine seltsame Herangehensweise wäre, versteht sich von selbst. Dass die Lilien das Selbstvertrauen auch in Taten umsetzen werden, ist gleichzeitig aber alles andere als unwahrscheinlich. Die Gastgeber aus Nürnberg, die selten auf Pressing setzen, hätten insgesamt zwar ein „Gerüst auf gehobenem Zweitliga-Niveau“, so Kohfeldt. Nach der Partie gegen Bochum und der anschließenden Trainingswochen, die sehr intensiv gewesen soll, haben die Lilien aber gute Gründe für Optimismus.
Konkurrenzkampf wie selten
Zum Trumpf soll vor allem der neuentflammte Konkurrenzkampf im Kader werden. Noch vor den Ausführungen zu Nürnberg hatte Kohfeldt mit leuchtenden Augen von einem abschließenden Kleinfeld-Turnier im Training berichtet. „Da war richtig Feuer drin“, betonte er. „Die Jungs, die nicht gespielt haben, die drängen. Genau so soll das sein.“ Kohfeldt muss gegen Nürnberg zwar erneut auf Sergio Lopez und Paul Will verzichten, die restlichen Spieler machen es ihm aber maximal schwer, wie er sagte. „Ich kann frei entscheiden, das ist sehr angenehm.“
Ob Clemens Riedel, der eigentlich schon außen vor schien und gegen Bochum überraschend in die Startelf gerutscht war, erneut auf der Rechtsverteidiger-Position ran darf, ist damit ebenso unklar wie ein möglicher Systemwechsel. Einzig Killian Corredor, der das Heimspiel gegen Bochum kurzfristig verpasst hatte, wird wohl sicher in die Anfangsformation zurückkehren. Eine entsprechende Frage beantwortete Kohfeldt mit einem ebenso kurzen wie vielsagenden: „ja.“
Lilien spielen am Samstag schon wieder
Eine etwas skurril anmutende Auswirkung hat der Konkurrenzkampf im Team, wie die Lilien bereits am Dienstag mitgeteilt hatten, übrigens auch. Genau 17,5 Stunden nach dem Anstoß gegen Nürnberg werden die Lilien nämlich erneut ein Spiel in Bayern austragen. Am Samstag um 12 Uhr treten die Südhessen in Lammersbach gegen den Drittligisten Schweinfurt 05 an.
Das Besondere: Die Lilien werden nicht etwa in Nürnberg übernachten und die Partie auf dem Rückweg schnell mitnehmen. Nach der zu erwartenden nächtlichen Ankunft trifft sich das Team am kommenden Samstagmorgen wieder, um dann in Richtung des Main-Spessart-Landkreises aufzubrechen. Vermehrt sollen da natürlich die Reservisten und Rekonvaleszenten zum Einsatz kommen. „Es wird aber auch so sein, dass einige Spieler aus dem Kader direkt wieder mit dabei sind“, so Kohfeldt. Über die Vorzüge der Nürnberger Altstadt hatte er zuvor wohl absichtlich nicht gesprochen, einige Profis stehen vor einer kurzen Nacht.
So könnten die Lilien in Nürnberg spielen.