Jetzt beginnt die Hochblüte der Seerosen im Maurischen Garten. Foto: Wilhelma
Im Maurischen Garten des Stuttgarter Zoos entfalten sich jetzt immer mehr Seerosen. Was für Besonderheiten gibt es zu entdecken?
Der Hochsommer ist die Zeit der tropischen Seerosen, auch in der Stuttgarter Wilhelma. Doch dieses Jahr hat das Wetter nicht so richtig mitgemacht. Die zurückliegenden Wochen mit oft trüben Himmel und Regenschauern haben die Blüte verzögert, heißt es in einer Mitteilung der Wilhelma. Das wird jetzt anders. Denn: Die nun kommende Wärme und Sonnentage spielen den Seerosen in die Karten. Das weiß auch Wilhelma-Gärtner Achim Bauer-Henriques: „Unsere tropischen Seerosen sind wahre Sonnenanbeter. Wenn es sonnig und warm ist, entwickeln sie sich am besten.“ Das kühlere Wetter habe die Seerosenblüte verlangsamt. Doch die kommende Wärme werde sie noch einmal richtig vorantreiben.
Blütenpracht auf 650 Quadratmeter großem Teich
Die Blütenpracht entfaltet sich im 650 Quadratmeter großen Seerosenteich, der mit 800.000 Litern des im Maurischen Garten entspringenden Mineralwassers gefüllt ist. Aber hier blüht es nicht nur bei Sonne: Es gibt unter den Seerosen Tag- und Nachtblüher. Letztere öffnen ihre meist weiß oder rötlich gefärbten Blüten am späten Nachmittag – sie blühen dann über Nacht bis in die Morgenstunden hinein. Die Tagblüher dagegen entfalten ihre in der Regel blauen oder gelben Blüten im Laufe des Vormittags. Gegen Abend schließen sie sich wieder.
Die großen Seerosenblätter tragen auch den Graureiher. Foto: Wilhelma
Beeindruckens sind auch die großen auf der Wasseroberfläche aufliegenden Schwimmblätter der Seerosen. Besonders spektakulär sind die wagenradgroßen Blätter der Viktorien, der Riesenseerosen aus dem Amazonasgebiet. Am Seerosenteich der Wilhelma bilden die tragfähigen Blätter bequeme Ruheplätze für die heimischen Wasservögel – von den Teichrallen, die mitten im Seerosenteich brüten, bis hin zu den Graureihern, die hier auch den einen oder anderen Fisch erbeuten.
Seerosen seit 100 Jahren im Maurischen Garten
Tropische Seerosen haben in der Wilhelma eine lange Tradition: Schon König Wilhelm I. von Württemberg hat 1851 die Victoria amazonica züchten lassen – allerdings in seinen Gewächshäusern. Etwa 100 Jahre später hielten die tropischen Seerosen dann Einzug im großen Mittelbecken im Maurischen Garten, wo ihr Anblick auch heute die Besucherinnen und Besucher fasziniert. Aktuell gedeihen dort rund 40 verschiedene Arten und Sorten.
Die kleinste Seerose der Welt ist noch hinter den Kulissen
Der Fachbereich Botanik der Wilhelma engagiert sich auch hinter den Kulissen für den Erhalt seltener Seerosenarten: Bereits 2024 wurden im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart Dutzende Exemplare der landesweit als stark gefährdet geltenden Glänzenden Seerose vorübergehend in den Bestand der Wilhelma aufgenommen, da ihr Heimatgewässer im Landkreis Schwäbisch-Hall saniert wird.
Seit kurzem besitzt die Wilhelma eine noch größere Rarität: die kleinste Seerose der Welt namens Nymphaea thermarum. Sie hat Blüten, die so groß wie eine Ein-Cent-Münze sind und kommt in der Natur nur im Südwesten von Ruanda vor. Im Freiland galt sie mehrere Jahre als ausgestorben, bis sie 2023 wiederentdeckt wurde. Sie ist vom Aussterben bedroht. Seit Juli hat die Wilhelma diese kleinste Seerose der Welt in ihrer Obhut, erklärt Björn Schäfer, Leiter des Fachbereichs Botanik in der Wilhelma. Noch befindet sie sich hinter den Kulissen. Sie wird erst nächstes Jahr den Besucherinnen und Besuchern präsentiert werden.