Der ehrenamtlich tätige Beleuchter, der die Frauen des deutschen Volleyball-Nationalteams vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz mit seinem Scheinwerfer ins richtige Licht setzt, trägt ein Nationaltrikot mit der Nummer 16: Cekulaev. Er gibt sich als „großer Fan“ zu erkennen: vom Volleyballsport insgesamt, vom VC Wiesbaden (VCW), aber vor allem von Anastasia Cekulaev. Die Mittelblockerin, 22 Jahre alt, 1,87 Meter groß, hat als Kind beim VCW Volleyballspielen gelernt. Sie zog als Jugendliche nach Berlin, spielte für den SC Potsdam in der Bundesliga, ehe sie nach Perugia in Italiens Serie A1 wechselte.

Nun steht Anastasia Cekulaev am Mittwochabend im deutschen Aufgebot. Es ist ein Heimkommen auf hohem Niveau, und die Spielerin selbst empfindet es als „mega cool“ und „tolles Erlebnis“, dort, wo alles begann, als Nationalspielerin auftreten zu dürfen.

Es ist das erste Volleyball-Länderspiel in Wiesbaden, federführend ausgerichtet vom VCW. Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) hat im Bestreben, „Volleyball sichtbar zu machen“, wie es DVV-Präsident Markus Dieckmann ausdrückt, die führenden Bundesliga-Klubs mit Organisation und Durchführung von Länderspielen betraut. „Weil wir es nicht können“, wie Dieckmann mit bemerkenswerter Offenheit bekennt – nachdem die Vermarktungsgesellschaft des Verbands unter seinem Vorgänger René Hecht Insolvenz anmelden musste.

Zweites Länderspiel für 2027 geplant

„Warum die Spiele nicht dort ausrichten, wo Infrastruktur und Know-how vorhanden sind?“, fragte sich Dieckmann zum Versuch der Neuorganisation und startete einen Rundruf, bei dem zahlreiche Vereine Interesse zeigten.

Aufblühendes Team: Deutsche Volleyballfrauen gewinnen glatt gegen die SchweizAufblühendes Team: Deutsche Volleyballfrauen gewinnen glatt gegen die Schweizdpa

Auch VCW-Geschäftsführer Christopher Fetting unterstützt die neue Linie und betrachtet das Premieren-Länderspiel in der ausverkauften Halle am Platz der Deutschen Einheit mit großer Zufriedenheit. Organisation, Ticketing, Streaming – „wir haben alles gemacht“, sagt Fetting stolz. Nebenbei hofft er, auch „etwas erwirtschaften“ zu können. Als sicheren Erfolg verbucht er die Tatsache, dass Volleyball auch in den Sommerferien sein Wiesbadener Publikum zieht. Für 2027 plant er bereits eine Neuauflage zum 50. Jubiläum des Vereins.

Schade nur, dass keine aktuelle VCW-Spielerin auf dem Feld steht, „aber daran arbeiten wir“. Immerhin sind „zwei halbe Wiesbadenerinnen“ mit von der Partie. Auf Schweizer Seite agiert Laura Dervisaj-Künzler in führender Rolle. Die Außenangreiferin trat 2021/22 für den VCW an, ehe sie es über Stuttgart in die Türkei und dann nach Italien zog.

Taktiker an der Linie: Cheftrainer Giulio BregoliTaktiker an der Linie: Cheftrainer Giulio Bregolidpa

„Es war sehr besonders“, sagt sie nach der Partie und spricht von „einem Gefühl von Heimat“, da sie in Wiesbaden eine „tolle Saison erlebt“ hatte. Ihr Spielerlebnis am Abend bezeichnet die Schweizerin freilich als „total enttäuschend“. Das hoch überlegene deutsche Team agiert aggressiv und diszipliniert, lässt der Schweiz mit 3:0 (25:10, 25:17, 25:17) keine Chance und sichert sich somit die Teilnahme an der EM 2026.

850 Euro für ein handsigniertes Trikot

„Ich bin glücklich, wie wir hier gespielt haben“, sagt Anastasia Cekulaev nach dem Match. Dabei durfte sie selbst gar nicht mitwirken. Bundestrainer Giulio Bregoli hatte im Mittelblock auf Marie Schölzel und Camilla Weitzel gesetzt, die beide hervorragend auftraten.

„Ich mag es nicht, nur wegen des Showeffekts zu wechseln“, erklärt Bregoli, warum er Cekulaev nicht wenigstens für zwei, drei Ballwechsel eintauschte, um die 2100 Zuschauer glücklich zu machen. Die Spielerin stört es nicht: „Ich bin glücklich, wie es war“. Ihr großer Moment kommt nach dem Match. Ein handsigniertes Originaltrikot mit der Nummer 16 und dem Namen Cekulaev wird zugunsten der Volleyball-Stiftung versteigert. Es bringt 850 Euro ein. Ladenpreis 69,99.