„Die Kinder sollen etwas erleben, was sie noch nie erlebt haben.“ Das sagt der Autor, Komponist und Regisseur Klaus Hillebrecht über die Show „Cavalluna Kids – Sommercamp total verrückt!“, die noch bis 14. September im Showpalast München in Fröttmaning zu sehen ist. Dafür soll der bunte Mix aus Pferden, Akrobatik, Theater, Tanz und Gesang sorgen. Die Frage ist nur: Müssen Kinder so etwas erlebt haben?
Die Tierschutzorganisation Peta wirft „Cavalluna“ seit Jahren Verstöße gegen das Tierwohl vor. Im Mai 2025 stellte Peta deswegen Strafanzeige gegen die Verantwortlichen.
Das Alleinstellungsmerkmal von „Cavalluna“ bleibt der Einsatz der Pferde. Siri Paratsch denkt sich die zugehörigen Choreografien aus. „Pferde symbolisieren Freiheit und Kraft. Deswegen reißen sie das Publikum so mit“, sagt sie. Hillebrecht ergänzt: „Sie erzählen die Emotionalität der Geschichte.“ Die Pferde werden gekonnt in die gut zweistündige Show eingebettet, treten auch außerhalb der beeindruckenden Showeinlagen immer wieder auf – sehr zur Begeisterung der Kinder.
Dazu wird getanzt und gesungen. All diese Elemente zu vereinen, dafür ist Hillebrecht als Regisseur zuständig. „Es ist ein Gesamtkunstwerk, bei dem Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen“, sagt er.
Die etwas stereotyp gehaltene Story steht dabei im Hintergrund: Bei der „Cavalluna Horse Academy“ werden die Hauptcharaktere zu Showreiterinnen und Showreitern ausgebildet. Nun sollen die Auszubildenden ihre Abschlussarbeiten vorstellen. Wer die beste Pferdeshow vorträgt, gewinnt ein Stipendium und einen Flug im Heißluftballon des Horse-Academy-Direktors. Der ist mindestens altmodisch und im schlimmsten Fall gar übergriffig in seinen Lehrmethoden.
Szene aus einer „Cavalluna“-Show. (Foto: Cavalluna)
Der Direktor hat eine Tochter, die selbst in der Horse Academy ausgebildet wird und böse Intrigen plant. Auch andere Vorurteile finden Platz in der Story: Verschiedene Kulturen werden vor dem Hintergrund von auf einer riesigen LED-Leinwand wippenden Palmen nach Belieben gemixt. Zwischendrin kommt es ohne erkennbaren Grund zum Ritterkampf: „Mann gegen Mann“. Regisseur Hillebrecht sagt: „Für die Männer im Publikum wollen wir auch ein bisschen Action bieten.“ Nur so könnten sie sich emotional öffnen. Da lässt sich durchaus hinterfragen, inwieweit solche Stereotypen an kleine Kinder weitergegeben werden sollten.
Immerhin: Am Ende vermittelt die Show noch, dass Leistungsdruck und Zwang die falschen Mittel sind. Ob die Botschaft auch auf den eigenen Umgang mit Pferden übernommen wird?
Cavalluna Kids – Sommercamp total verrück!, Showpalast München, Fröttmaning, bis 14. September 2025