Foto: Stadt Halle (Saale), Thomas Ziegler.

Halle. PSt. Die denkmalgerechte Sanierung des historischen Gebäudekomplexes auf dem Gertraudenfriedhof ist nach dreijähriger Bauzeit abgeschlossen. Am Donnerstag, 7. August 2025, hat die Stadt die Arbeiten bis auf kleinere Restarbeiten offiziell abgenommen.

Die Sanierung beinhaltete die Erneuerung der Dachflächen, deren historische Eindeckung als Mönch-Nonnen-Ziegeldeckung wiederhergestellt wurde. Auch der größte Teil der Fassaden ist neu verputzt und auch die Stuckelemente an den Pfeilerverstärkungen sind wiederhergestellt. Außerdem erfolgte unter anderem noch die Instandhaltung und der partielle Austausch von Fenstern nach bauzeitlichen Vorbild und ursprünglicher Farbgebung sowie eine Erneuerung der Deckenbekleidung samt Neuverputz im Bereich der Arkadengänge. Die aufwändige Sanierung kostete insgesamt ca. 2,3 Mio. Euro und wurde vollständig aus Eigenmitteln der Stadt finanziert. Die Arbeiten fanden unter Beachtung und in Abstimmung mit dem Friedhofsbetrieb statt und mussten über die Wintermonate witterungsbedingt ruhen.

René Rebenstorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Umwelt und Sicherheit: „Der Gertraudenfriedhof war eines der ersten Projekte in Halle (Saale) von Stadtbaurat Wilhelm Jost, der das Stadtbild knapp 30 Jahre lang wesentlich mitgestaltet hat und auf diesem Friedhof sein Grab hat. Es ist aus städtebaulicher Sicht sehr erfreulich, dass dieses bedeutsame Bauwerk vor weiterer Verwitterung geschützt und saniert werden konnte.“

Hintergrund
Der Bau des Gertraudenfriedhofs zwischen 1912 und 1914 bildete den Beginn der nordöstlichen Stadterweiterung entlang der heutigen Dessauer Straße. Von Stadtbaurat Wilhelm Jost, der die Anlage zusammen mit Georg Lindner plante, als „neuzeitlicher Zweckfriedhof“ bezeichnet, stellt die Friedhofsanlage ein Gesamtkunstwerk dar, in der Architektur, Landschaft und Kunst zu einer Einheit verschmelzen. Die betont schlicht und ernst gehaltenen Architektur der Feierhalle mit Krematorium ist ein eindrucksvolles Beispiel einer großstädtischen Friedhofsarchitektur neoklassizistischen Gepräges im frühen 20. Jahrhundert. Aufgrund der Wirkung der Großen Feierhalle als städtebauliche Dominante über den Friedhof hinaus ist deren weitgehend abgeschlossene Sanierung von großer Bedeutung.

Einen besonderen Gewinn stellt die schon 2020 erfolgte Nachbildung der Plastiken auf den vom Bildhauer Paul Horn geschaffenen Säulen östlich der Feierhalle dar. Diese Statuen, einen Mann und eine Frau darstellend, die einerseits mit erhobener Fackel, andererseits mit gesenkter, erloschener Fackel Leben und Tod symbolisieren, wurden im Dezember 1988 – wohl zustandsbedingt – abgebrochen. Im Zuge der nun weitgehend abgeschlossenen Sanierung wurden diese Statuen in Auswertung des verfügbaren historischen Bildmaterials durch die Schweizer Bildhauerin Maya Graber nachgebildet.