„Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt“, trällerte Vincent Wagner, der Trainer des Fußball-Zweitligisten SV Elversberg, schon am vergangenen Mittwoch, 6. August, beim Verlassen der Kabine. Die Textzeile stammt aus dem Herbert-Grönemeyer-Hit „Bochum“, der am Mittwoch auch aus der Kabine der Mannschaft zu hören war. Wenn an diesem Sonntag, 13.30 Uhr, die SVE am zweiten Spieltag der Saison zu Gast beim Bundesliga-Absteiger VfL Bochum ist, werden etwa 26 000 Zuschauer vor dem Spiel im Ruhrstadion das Kultlied singen.
SVE freut sich auf „tolles Erlebnis“ in Bochum
„Das ist schon ein besonderer Moment. Ich durfte das ein Dreivierteljahr lang miterleben“, sagt Wagner, der von Juli 2017 bis Februar 2018 Co-Trainer beim VfL Bochum war. „Das ist Gänsehaut pur und wirklich ein tolles Erlebnis“, sagt auch SVE-Rechtsverteidiger Jan Gyamerah. Er hat sechs Jahre in Bochum gespielt. Auch Elversbergs Stürmer Mohammad Mahmoud spielte mehrere Jahre beim VfL in der Jugend, aber nie für die Profis. Für alle anderen SVE-Spieler wird das Spiel in Bochum ein ganz neues Erlebnis.
Die SVE hat vor drei Jahren in der zweiten Runde des DFB-Pokals das bislang einzige Spiel gegen den VfL Bochum mit 0:1 verloren. Davor spielte die SVE in der Regionalliga West zehn Mal gegen den VfL Bochum II (fünf Siege, zwei Unentschieden, drei Niederlagen). Die Auswärtsspiele bei der Bochumer Zweiten fanden damals allerdings im Wattenscheider Lohrheide-Stadion statt. Am Sonntag im Ruhrstadion wird es aber ein ganz anderes Spiel – auch, da die Bochumer den Ligastart mit einer 1:4-Niederlage beim SV Darmstadt 98 komplett in den Sand gesetzt haben. „Die hohe Niederlage hat es für uns natürlich nicht leichter gemacht. Viele Experten sehen die Bochumer als Favoriten auf den Aufstieg und diese Meinung habe ich auch. Die hatten in Darmstadt viel Pech und die Tore zu ungünstigen Zeitpunkten bekommen“, sagt Wagner.
Mehrere Spieler bei der SV Elversberg fehlen
Er muss am Sonntag auf die Stürmer Mahmoud, Younes Ebnoutalib (beide muskuläre Probleme) und Luca Pfeiffer (krank) verzichten. Auch Innenverteidiger Luis Seifert fällt mit einer Hüftverletzung aus. Die SVE möchte bis zur Schließung des Transferfensters Ende August noch einen Stürmer und einen Defensivspieler verpflichten.
In Bochum könnte die gleiche Startelf auflaufen, die auch beim 1:0-Heimsieg am vergangenen Samstag gegen den 1. FC Nürnberg begonnen hat. Wagner dürfte seine Startformation wohl nicht zu sehr zu verändern, macht dies aber auch vom Gegner und der Taktik abhängig. Für Außenverteidiger Felix Keidel würde das bedeuten, dass er wieder nur auf die Bank muss. Gegen Nürnberg wurde der 22-Jährige eingewechselt und bereitete das Kopfballtor von Maximilian Rohr mit einem Eckball vor.
VfL-Trainer fordert „Mut und Kompaktheit“
„Ich finde die Bezeichnung – nur auf der Bank – nicht in Ordnung. Felix hat großes Talent und hat jetzt sein erstes Zweitligaspiel bestritten“, sagt Wagner: „Seine Standards sind stark, aber wir haben auch andere starke Spieler. Nicholas Mickelson wurde in Thailand Fußballer des Jahres. Ihn hätte ich ohne Probleme auch als Außenverteidiger bringen können.“ Der Trainer setzt bei den Außenverteidigern auf Erfahrung und wird in Bochum wohl wieder Lasse Günther (links, 59 Zweitligaspiele) und Gyamerah (rechts, 201 Zweitligaspiele) bringen.
Spannend wird am Sonntag die Taktik auf beiden Seiten werden. Bochum spielte in Darmstadt mit einem 4-4-2-System, das aber in die Hose ging. „Die Viererkette kann funktionieren. An dem Wochenende hat es aber nicht so funktioniert, wie es im Training geklappt hat. Wir brauchen den Mut und die Kompaktheit. Das hat gefehlt, wir sind immer zurückgewichen“, erklärte Bochums Trainer Dieter Hecking.
Hecking erwartet „eine Mannschaft, die Fußball spielen wird“
Er wird am Sonntag ohne Francis Onyeka (Infekt) und ohne Samuel Bamba (Knieprobleme) auskommen müssen. Über den Gegner sagte der 60-Jährige: „Die Elversberger haben eine herausragende letzte Saison gespielt. Es ist für Wagner nicht ganz einfach, in die Fußstapfen von Horst Steffen zu treten. Ich erwarte eine Mannschaft, die Fußball spielen wird. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass der Gegner vielleicht etwas mehr Ballbesitz hat.“