Kiew/Washington/Moskau/UAE – Trump will über die Ukraine verhandeln. Kriegstreiber Putin will sich treffen. Jetzt steht ein möglicher Ort im Raum: die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Das hat der Kreml-Chef persönlich vorgeschlagen.

Warum ausgerechnet dort? Nahost-Experte Sebastian Sons zu BILD: „Die beiden Länder sind Partner in der OPEC+ (Allianz der wichtigsten Ölexporteure, d. Red.). Das heißt, man hatte auch schon Interesse daran, im Ölgeschäft zusammenzuarbeiten. Viele Russen leben in den VAE.“

Politisch, so Sons, positionieren sich die Emirate „schon sehr, sehr lange als Mittler und als Plattform für Dialog“. Ziel sei: sich abzusichern, Partnerschaften in alle Richtungen – USA, Europa, Russland, China – pflegen. „Da sind die VAE sehr, sehr geschickt drin, tatsächlich solche Partnerschaften aufrechtzuerhalten und daraus Kapital zu schlagen.“

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Im Zentrum: Präsident Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyan.

Sons: „Er personifiziert diese Politik. Er ist ein exzellenter Netzwerker, der es geschafft hat, sein doch recht kleines Land unersetzlich zu machen.“ Er verstehe sich gut mit Trump und habe „vernünftige Kontakte zu Putin“. Der Scheich gelte als „sehr pragmatisch“ und wolle die VAE als „wirtschaftsliberales Modell“ und „Drehscheibe für Handel, Tourismus, Finanzen“ etablieren.

Versteht sich auch mit dem US-Präsidenten: Mohammed bin Zayed (rechts) auf Trumps Antrittsbesuch im Mai 2025

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Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Fest steht: Abu Dhabi oder Dubai sind laut Berichten die bevorzugten Orte – aber nicht die einzigen. „Dass Putin jetzt die VAE ins Spiel gebracht hat, würde ja nicht ausschließen, dass die Verhandlungen weiterhin in Saudi-Arabien oder in Katar stattfinden können“, sagt Sons. Grund: Die Golfstaaten, darunter auch Saudi-Arabien, würden sich als Allianz – in diesem Fall – für Deeskalation einsetzen, weil das eben Teil ihres Geschäftsmodells ist.

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Außen vor: Obwohl Putin sein Land angreift und sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) mit ihm treffen will, sind keine direkten Verhandlungsgespräche geplant

Foto: ddp/Sven Simon

Im Saudi-Staat hatten sich im März ukrainische Unterhändler mit US-Gesandten getroffen, dann US-Vertreter zusammen mit russischen Regierungsvertretern. Auch Ukraine-Präsident Selenskyj war da, nahm aber nicht an den Verhandlungen teil. Statt auf eine Waffenruhe einigte man sich auf einen Gefangenenaustausch zwischen der Ukraine und Russland.

Nun liegt die Aufgabe auch beim Scheich.

Zur Person

Dr. Sebastian Sons arbeitet als Senior Researcher bei Carpo, einem Think Tank mit Schwerpunkt auf dem Orient. Zwischen 2019 und 2021 war er als Berater im Regionalvorhaben „Zusammenarbeit mit arabischen Gebern“ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Jordanien beschäftigt. Er studierte Islamwissenschaften, Neuere Geschichte und Politikwissenschaft in Berlin und Damaskus und war Chefredakteur der wissenschaftlichen Zeitschrift Orient.