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Podcast Stuhr Varrel Maike Dassler und Jens Uhlhorn nehmen ihren Podcast „Zustand nach Teilruptur“ jeden Sonntagabend im Wohnzimmer auf – ehrlich, tiefgründig und mit einer Prise Humor. © Lars Warnecke

Ein eher unkonventioneller Podcast aus Varrel beschäftigt sich mit gesellschaftlichen und persönlichen Themen wie Beziehungen, Depressionen und Patchworkfamilien. Seit einigen Monaten veröffentlichen Maike Dassler und ihr Partner Jens Uhlhorn wöchentlich eine neue Folge ihres Formats „Zustand nach Teilruptur“.

Varrel – Während am Sonntagabend viele beim „Tatort“ abschalten, wird in einem Wohnzimmer an der Lilienstraße in Varrel regelmäßig das Mikrofon eingeschaltet. Dort nehmen Maike Dassler (38) und ihr Partner Jens Uhlhorn (55) ihren Podcast auf: „Zustand nach Teilruptur“ – ein Format, das ebenso unkonventionell wie persönlich ist.

Seit einigen Monaten veröffentlichen die beiden im wöchentlichen Rhythmus eine neue Folge – inzwischen sind es 16 Episoden, die sich um Themen drehen, die das Leben schreibt: Beziehungen, Depressionen, Patchworkfamilien, Selbstreflexion, Kommunikation oder auch einfach die Frage, wie viel die Art, Kartoffelchips zu essen, über die emotionale Reife eines Menschen aussagt.

Gesellschaftlicher Teilriss als Podcasttitel

Der Titel des Podcasts klingt medizinisch – und das ist kein Zufall. Dassler war viele Jahre Praxismanagerin in einer Hamburger Praxis für plastische und ästhetische Chirurgie, Uhlhorn arbeitet als Physiotherapeut. „Teilruptur“, das ist eigentlich ein Begriff aus der Medizin und bedeutet „Teilriss“. Doch genau das ist für das Paar ein treffendes Bild für viele gesellschaftliche und persönliche Zustände: nicht kaputt, aber eben auch nicht ganz heil.

„Ob Depression, Beziehungskrisen oder Alltagsstress – das sind alles Teilrupturen“, erklärt Uhlhorn. Die Idee zum Titel kam von seiner besseren Hälfte, und der Mittfünfziger war sofort begeistert: „Das trifft es total. Unsere Gesellschaft ist oft angeschlagen – aber auch voller Hoffnung und Potenzial zur Heilung.“

Gespräche aus dem echten Leben

Entstanden ist das Projekt aus ihrer gemeinsamen Leidenschaft für Podcasts. Beide hören regelmäßig Formate – beim Kochen, im Auto, beim Aufräumen. Schon während der Corona-Zeit führten sie auf der Terrasse Gespräche, bei denen sie dachten: Das müsste man eigentlich mal aufnehmen. Die ersten Versuche, damals noch mit dem Smartphone und in Gin-Tonic-Laune, blieben allerdings privat.

Erst Jahre später, mit mehr technischer Erfahrung und klarerem Konzept, wagten sie den Schritt in die Öffentlichkeit. Mittlerweile haben sie sich ein kleines Heimstudio eingerichtet, schneiden selbst, bearbeiten den Ton mit KI-Unterstützung und erstellen sogar ihre Podcast-Cover mithilfe von ChatGPT – „unserem einzigen Assistenten“, wie der Varreler schmunzelnd sagt.

„Wir bereiten uns nicht groß vor“, erzählt Maike Dassler. „Wir haben ein Thema, das uns beschäftigt, und sprechen einfach los.“ Das, würden viele ihrer Hörer sagen, sei das Besondere: eine ehrliche, ungekünstelte Atmosphäre, die trotzdem Tiefe und Reflexion zulässt.

Dassler bringt dabei ihre psychologische Sichtweise ein, ihr Partner eher philosophische Gedanken. „Es fühlt sich für uns auch wie ein Gewinn an – selbst wenn niemand zuhören würde“, betont Uhlhorn. „Weil wir beim Reden oft selbst zu neuen Erkenntnissen kommen.“

Eine der für sie wichtigsten Folgen drehte sich um Depressionen und Ängste – ein Thema, das beide persönlich betrifft. Die Reaktionen waren enorm: „Viele haben uns geschrieben, dass sie sich darin wiedererkannt haben – oder dass sie endlich verstanden haben, wie es ihren Angehörigen geht.“

Etwa 100 regelmäßige Hörer zählt der Podcast aktuell pro Folge. „Maike sagt, das ist nicht viel“, so Jens Uhlhorn schmunzelnd. „Aber wenn ich mir vorstelle, die würden alle bei uns im Wohnzimmer sitzen – das ist schon beeindruckend.“ Die meisten kommen über persönliche Empfehlungen, der 55-Jährige verschickt regelmäßig Updates über eine WhatsApp-Podcast-Liste.

Was beide freut: Die Gespräche inspirieren offenbar auch außerhalb des Podcasts. „Neulich sagte mir eine Bekannte, dass ihre erwachsenen Kinder unsere Fragen beim Abendessen diskutiert haben“, erzählt Maike Dassler „Das ist doch toll!“

Vom Dating zum Patchworkleben

Die Themenliste ist lang – sie reicht von Tinder-Fails über Beziehungsdynamiken bis hin zur Frage, was passiert, wenn man sich trennt oder Kinder sich in einer Patchworkfamilie nicht verstehen. Die beiden erzählen auch aus ihrer eigenen Geschichte: eine Patchworkfamilie mit drei Kindern, ein Leben zwischen Alltag und Philosophie.

„Wir kennen uns besser nach fünf Jahren als manche Paare nach 20“, erzählt Jens Uhlhorn. Ein Grund: Die intensive Kommunikation. Mal mithilfe eines Kartenspiels, das tiefere Fragen stellt, mal einfach spontan aus dem Bauch heraus. „Und wenn’s lustig wird, lachen wir uns auch mal kaputt“, ergänzt seine Partnerin.

Die Ideen gehen den beiden jedenfalls nicht aus. Uhlhorn würde gerne mal eine Call-in-Folge wie beim früheren Nacht-Talker Domian machen – live, mit echten Fragen aus dem Publikum. Geplant ist außerdem eine zweite Folge zum Thema Depressionen – diesmal mit dem Fokus auf Angehörige.

Bis dahin bleibt es beim gewohnten Format: Ein Wohnzimmer, zwei Mikrofone, zwei Menschen, die sich etwas zu sagen haben. Ehrlich, tiefgründig, manchmal witzig – und immer mit einem Gläschen Bier oder Gin Tonic in der Nähe.

Der Podcast „Zustand nach Teilruptur“ erscheint jeden Donnerstag auf allen gängigen Plattformen.