Wie voll ist der Zug? Bekomme ich noch einen Sitzplatz? Diese Fragen will die S-Bahn München ihren Fahrgästen bald per Anzeigetafel beantworten. Mit dem Projekt „DB Lightgate“ werden künftig S-Bahnen mit Sensoren durchleuchtet, um ihre Auslastung zu messen. Die Lightgate-Technik soll an ausgewählten Abschnitten bei der Münchner S-Bahn eingeführt werden, teilt ein Bahnsprecher mit.

Derzeit installiere die Bahn dafür die ersten Sensoren  – in einem ersten Schritt an einigen Stellen entlang der Stammstrecke und der S1. Noch im Jahresverlauf sollen die Auslastungsanzeigen an ersten Bahnsteigdisplays im Bereich der Stammstrecke zu sehen sein, so ein Bahn-Sprecher. Im Fernverkehr, wo meistens Plätze reserviert werden, soll die Technik vorerst nicht zum Einsatz kommen.

Lightgate wurde 2023 in Hamburg eingeführt, im Herbst 2024 auch in Berlin. Es funktioniert so: Optische Sensoren am Gleis durchleuchten Personenzüge während der Vorbeifahrt. Je mehr Menschen in einem Zug sind, desto weniger Licht dringt durch die Fenster. So werden der Besetzungsgrad, die Baureihe des Zugs, die Wagenanzahl sowie die Geschwindigkeit in Echtzeit erfasst. Die Fahrgäste werden nicht etwa gezählt, vielmehr berechnet eine künstliche Intelligenz (KI) die Auslastung.

Auf der Bahnsteiganzeige wird die Auslastung in den Ampelfarben angezeigt: Grün steht für viel Platz, gelb für mittlere Auslastung und rot für wenig Platz im Wagen. Die Fahrgäste können sich dann schon vorab am Bahnsteig so aufstellen, dass sie dann in den Wagen mit dem meisten Platz einsteigen können. Ob die Infos für München auch in einer App zu sehen sein werden, dazu sagt die DB noch nichts.

Grün steht für viel Platz, gelb für mittlere Auslastung und rot für wenig Platz im Wagen: Die Anzeige gibt es in Berlin schon seit Herbst 2024.Grün steht für viel Platz, gelb für mittlere Auslastung und rot für wenig Platz im Wagen: Die Anzeige gibt es in Berlin schon seit Herbst 2024. (Foto: Annette Riedel/Deutsche Bahn)

Nach Angaben der DB erreichen die Messungen aber eine Genauigkeit von mehr als 90 Prozent. Doch nicht nur Fahrgäste sollen von der neuen Technik profitieren. Auslastungsdaten seien auch entscheidend für die Disposition, indem sie anzeigten, welche Züge sich aufgrund ihrer Auslastung verspäten. Die Daten kann die DB unter anderem auch für ihr Notfallmanagement, den Ersatzverkehr und für die Verkehrsplanung nutzen. Nach Angaben der S-Bahn in Hamburg hat sich der Einsatz von Lightgate bewährt.

Die Münchner S-Bahn erhofft sich durch das Projekt, dass sich durch eine bessere Verteilung der Fahrgäste auch die Ein- und Ausstiege beschleunigen, was die Pünktlichkeit wieder um ein paar Sekunden verbessern könnte. Die S-Bahn hat bereits mehrere Maßnahmen für eine schnellere Abwicklung des Verkehrs eingeführt, unter anderem selbst öffnende Türen, Lotsen am Bahnsteig, das sogenannte Flex-Fahren, bei dem Züge freie Slots auf der Stammstrecke nutzen, sowie die Herausnahme der S7 aus der Stammstrecke.

Seit Februar dieses Jahres hat die DB zu Stoßzeiten auch Sanitäter an den Bahnsteigen Laim, Hirschgarten, Donnersbergerbrücke und Hackerbrücke stationiert, die in Notfällen schnell Hilfe leisten können, wodurch der Zugverkehr nicht mehr so lange aufgehalten wird. S-Bahn-Chef Heiko Büttner hat schon mehrmals betont, dass im dicht befahrenen Netz jede Sekunde zähle. Vergangenes Jahr erreichte die S-Bahn München mit einer Pünktlichkeitsquote von nur noch 87 Prozent einen Negativrekord.