„Herzlichen Glückwunsch“, ruft ein junger Mann mit Strohhut im Vorbeigehen und winkt. „Ich wünsche euch alles Gute, toll das ihr das macht.“ Fred winkt zurück und strahlt. „Danke, vielen Dank“, ruft er und lacht. „Ich glaube so oft ,Danke` wie heute habe ich noch nie in meinem Leben gesagt.“
Dass es so viele Gratulanten gibt, ist kein Zufall. Der Pavillon von Lena und Fred ist der wohl glamouröseste auf dem großen Zeltplatz bei Haldern Pop. Ein Ballon in Herzform schwebt an einer Schnur in der Luft, jede Menge Glitzer hängt an den Zeltstangen, „Just married“ ist groß und deutlich zu lesen. Lena und Fred sind gewissermaßen das Haldern-Hochzeitspaar 2025.
Am Mittwoch haben sie zusammen mit Freunden und Familie den Pavillon am Campingplatz aufgebaut. Am Donnerstag ging es dann erst noch einmal von Haldern aus über den Rhein nach Issum. Hier gab sich das Paar im Standesamt das „Ja-Wort“. Danach ging es zurück nach Haldern zum Festival und zur Hochzeitsnacht im weinroten VW Bulli.
Mit der Hochzeit beim Festival hat sich das Paar einen großen Traum erfüllt. Bereits seit 17 Jahren sind Fred und Lena zusammen, die beide aus Geldern stammen. Sie besuchte das Lise-Meitner-Gymnasium, er das Friedrich-Spee-Gymnasium. Obwohl beide Schulen direkt nebeneinander liegen, liefen sie sich nie über den Weg. Richtig kennengelernt haben sie sich dann erst auf dem Skateplatz über eine Freundin. Seitdem sind die beiden ein Paar und große Fans von Musik, Konzerten und Festivals.
„Für unsere Hochzeit wollten wir etwas ganz Besonderes. Wir wollten dort feiern, wo wir uns richtig wohlfühlen, und ein Festival, das passt einfach zu uns. Das sagen alle“, erzählt die 32-Jährige, die ein langes, helles Sommerkleid trägt. Fred sitzt ganz leger in T-Shirt und kurzen Hosen unter dem Pavillon. Für das Foto später zieht er dann auf lautstarken Wunsch seiner Freunde dann doch wieder das Jackett an und bindet sich die Fliege um.
Und warum ausgerechnet Haldern? „Wir waren hier schon ein paarmal, das Festival ist schön klein, entspannt und es gibt klasse Musik“, erzählt Lena. Einmal waren sie auch bei Parookaville. „Doch das war da nicht so unser Ding, und dort heiraten? Ne, das hätte nicht zu uns gepasst.“ Sie lieben eher die kleinen Festivals. Gerade erst waren sie beim Appletree Garden Open-Air in Diepholz, das ähnlich groß wie Haldern Pop ist.
Freunde und Familie sind mit nach Haldern gekommen, sie haben auch den Zeltplatz so schön dekoriert, dass er nicht zu übersehen ist. Auch WDR-2-Moderatorin Steffi Neu war der glitzernde Hochzeitspavillon gleich aufgefallen. So fand sich das Brautpaar einen Tag nach der Trauung sogar im Radio wieder. „Eine Klassesache, die Steffi ist supernett“, sagt Lena. Die Tage hier seien genau das, was sie sich für ihre Hochzeit gewünscht hätten. „Es ist auch toll, wie sich die ganzen Leute mit uns freuen.“
Die Stimmung am Hochzeits-Pavillon ist prächtig, auch das Wetter passt. „Africa“ von Toto kommt aus einer Lautsprecherbox, immer wieder werden Seifenblasen in die Luft geschossen. Betrieb ist hier ohnehin genug, denn Bruder Lars lädt stundenweise zum Bierdosenstechen-Wettbewerb am Pavillon ein. Nur die Eltern sind nicht mit nach Haldern gekommen. „Das ist nicht so was für sie. Aber sie haben gesagt: Es ist genau richtig, wie ihr das macht. Das ist eure Hochzeit und das passt zu euch“, erzählt Lena. Es soll aber auf jeden Fall auch noch eine kleine Gartenparty geben.
Das Paar lebt inzwischen in Düsseldorf, warum hat es dann am Niederrhein geheiratet? „Das ist unsere Heimat und das Standesamt in Issum so schön. Allein die Adresse dort, ,Herrlichkeit`, klingt doch einfach wunderbar“, sagt Fred und muss schon wieder winken, denn ein junger Mann kommt vorbei und ruft: „Herzlichen Glückwunsch.“