Ostsee/Berlin – Die Ostsee ist ein Zentrum von Russlands hybridem Schlachtfeld. Deutschland rüstet sich mit Technik gegen Putins Angriffe, aber auch mit den Spezialkräften der GSG-9!

Seit Jahren weitet Kriegstreiber Wladimir Putin (72) seinen Einfluss im Baltikum aus. Seine Armada an Schrotttankern fährt regelmäßig für Öl- und Gas-Exporte durch die Ostsee – meist ab dem Hafen in Ust-Luga, etwa 165 Kilometer westlich von St. Petersburg gelegen.

Für Deutschland ist die behördliche Seeraumüberwachung im Einsatz. Vorrangig durch die Bundespolizei, aber auch Marine und Zoll sind dabei. Im Fokus: maritime kritische Infrastrukturen und die Überwachung der russischen Schatten- und Militärflotte.

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Der Bundespolizei stehen für die Überwachung moderne Polizeihubschrauber, neue Einsatzschiffe und maritime Fähigkeiten der GSG-9-Spezialkräfte zur Verfügung. Einsatzmaterial und Spezialboote (u. a. Zodiac-Schlauchboote) wurden nach Neustadt in Holstein verlegt, um die Reaktionszeit bei Alarmlagen zu verkürzen.

Die neuesten Schiffe der Bundespolizei wurden dafür mit Geschütz bewaffnet. Kontrolliert wird alles innerhalb der deutschen Zwölf-Meilen- und der Wirtschaftszone. 2024 wurden mehr als 100 russische Schiffe überwacht und durch die Ostsee verfolgt.

Alle Vorkommnisse in der Ostsee werden von den Sicherheitsbehörden streng beobachtet. Einige der relevantesten Vorfälle ereigneten sich rund um den Jahreswechsel 2024/2025:

Laut dem dänischen Investigativ-Medium „Danwatch“ fahren auf den Schattenflotte-Tankern seit geraumer Zeit offenbar zusätzliche Besatzungsmitglieder mit.

Es gebe vermehrt „Berichte über Schiffe mit einigen zusätzlichen Besatzungsmitgliedern, vermutlich Russen, die Militäruniformen tragen, auf der Brücke stehen und unter anderem sehr aktiv Brückenpassagen fotografieren“.

Hybride Bedrohungslage in der Ostsee

Insider berichten BILD von Gewehrnestern auf Tankern. Andere wollen russische Seeleute ohne Hoheitsabzeichen gesehen haben.

Die hybride Bedrohungslage erfordert nach Ansicht hochrangiger Ministeriumsmitarbeiter eine engere Zusammenarbeit zwischen Nachrichtendiensten, BKA, Marine, Wasserschutzpolizeien und Bundespolizei. Dabei stehe die Detektion und Abwehr erkannter Drohnen im Fokus der Planungen.

▶︎ Marc Henrichmann (49, CDU) leitet das Geheimdienstgremium des Bundestages. Er fordert in BILD: „Zum Schutz der kritischen Infrastruktur in der Ostsee sollten wir auch mal robuster zu Werke gehen.“ Verdächtige Tanker von Russlands Schattenflotte könnte man auch „mal festsetzen und die Besatzung verhören“.

Signalstörungen und Aufklärungsflüge zur Abwehr

Neben beschädigten Kabeln steigert Russland auch kontinuierlich die Störung von Navigationssignalen über der Ostsee.

Putins Haupt-Störsender befindet sich in Pionerski in der Exklave Kaliningrad. Dort steht eine riesige Radarstruktur, die seit 2023 massivst die Navigation im Baltikum stört. Die vom estnischen Investigativ-Portal „Delfi“ ausgewerteten Störsignale konnten hierher zurückverfolgt werden.

Russlands Störaktionen auf und über der Ostsee werden hauptsächlich von dieser Anlage in Pionerski (Kaliningrad) durchgeführt

Russlands Störaktionen auf und über der Ostsee werden hauptsächlich von dieser Anlage in Pionerski (Kaliningrad) durchgeführt

Foto: Google Earth

Meldungen von GPS-Störungen in der Ostsee-Region (3. August 2025). Rot: hohe Frequenz an Störungen (mehr als 10 %), gelb: mittel (2–10 %) und grün: geringe Störungen (0–2 %)

Meldungen von GPS-Störungen in der Ostsee-Region (3. August 2025). Rot: hohe Frequenz an Störungen (mehr als 10 %), gelb: mittel (2–10 %) und grün: geringe Störungen (0–2 %)

Foto: GPSJAM.org

Henrichmann deutlich: „Unsere Energie- und Kommunikationsinfrastruktur darf nicht einfach zur Zielscheibe russischer Spionage und Sabotage werden, während wir tatenlos zuschauen.“

Und auch in der Luft fordert Russland Deutschland und die Nato regelmäßig heraus.

Allein 2025 mussten deutsche Eurofighter-Kampfjets neun Mal zu sogenannten Schutzflügen aufsteigen, weil russische Spionageflugzeuge ohne eingeschalteten Transponder im Raum Kaliningrad starteten und sich im internationalen Luftraum Nato-Staaten bis auf wenige Dutzend Kilometer näherten.

Die Russenflieger testen dabei nicht nur die Reaktionszeit der jeweiligen westlichen Alarmrotten, sie sammeln auch Daten über den potenziellen Gegner und gefährden den zivilen Flugverkehr.

Anfang Juni haben Eurofighter der Luftwaffe dieses russische Spionageflugzeug abgefangen. Die Maschine vom Typ Iljuschin Il-20M, NATO-Codename „Coot-A“, Registrierungsnummer RF-95979, war ohne Transpondersignal und ohne eingereichten Flugplan aus Kaliningrad gestartet und in Richtung Westen unterwegs.

Anfang Juni haben Eurofighter der Luftwaffe dieses russische Spionageflugzeug abgefangen. Die Maschine vom Typ Iljuschin Il-20M, Nato-Codename „Coot-A“, Registrierungsnummer RF-95979, war ohne Transpondersignal und ohne eingereichten Flugplan aus Kaliningrad gestartet und in Richtung Westen unterwegs.

Foto: Bundeswehr

Hintergrund

Die heruntergekommenen Tanker der „Schattenflotte“, die meist unter der Flagge ferner Länder und/oder ohne Versicherungen unterwegs sind, sind für Putins Kriegskasse gegen die Ukraine nahezu unersetzlich. Allein im Mai 2025 erwirtschaftete Russland laut KSE-Institut in Kiew 17 Milliarden Euro aus dem Export von Rohöl und öl-basierten Produkten. 70 Prozent davon wurden durch Tanker der Schattenflotte bewegt.