Nach dem Zoll-Deal zwischen der EU und den USA erwarten zwei von drei hessischen Unternehmen neue Belastungen. Laut einer Umfrage haben die meisten Firmen Angst vor den handelspolitischen Unsicherheiten und möglichen neuen Zöllen.
Seit Januar zieht sich das Zoll-Hickhack im USA-Geschäft jetzt schon. Getrieben von US-Präsident Donald Trump gibt es seitdem fortlaufend Änderungen. Am 27. Juli dann trafen die Europäische Union (EU) und die USA eine Vereinbarung. Es soll einen Pauschalzoll in Höhe von 15 Prozent auf die meisten europäischen Produkte im US-Markt geben.
Statt Erleichterung bringt der vorläufige Deal hessischen Unternehmen allerdings zusätzliche Sorgen. Das geht aus einer Umfrage des Hessischen Industrie- und Handelskammertags (HIHK) hervor, an der 390 Unternehmen teilnahmen.
77 Prozent der Unternehmen mit US-Geschäft betroffen
Demnach erwarten 54 Prozent aller befragten Unternehmen eine Belastung durch den Zoll-Deal. Bei den Unternehmen mit US-Geschäft sind es sogar 77 Prozent. Für Unternehmen ohne US-Geschäft sind die Auswirkungen weniger dramatisch. 63 Prozent erwarten keine Auswirkungen. Dennoch gehen 35 Prozent von einer Mehrbelastung aus.
Zwei Drittel aller Befragten sagten außerdem, dass die aktuelle Handelspolitik die eigenen Geschäfte negativ beeinflusse. Bei den 173 befragten Unternehmen mit eigenem USA-Geschäft sehen sogar 87 Prozent ihr Geschäft negativ beeinflusst.
Handelspolitische Unsicherheit größte Belastung
Als größte Belastung infolge des Handelskonflikts gaben die hessischen Unternehmen die handelspolitische Unsicherheit und Angst vor neuen Zöllen an (78 Prozent). Danach folgt die Belastung des Zollsatzes an sich. An dritter Stelle landet der Anstieg der Bürokratie.
Für hessische Unternehmen ohne US-Geschäft ändert die US-Zollpolitik erwartungsgemäß kaum etwas an ihren Handelsbeziehungen. Allerdings gehen 52 Prozent der hessischen Unternehmen mit US-Handelsgeschäft von einer Verringerung ihres Handelsvolumens mit den USA aus. 19 Prozent wollen geplante Investitionen vertagen und acht Prozent generell Investitionen in den USA zurückfahren.
Andererseits planen fünf Prozent höhere Investitionen in den USA, gehen also in Richtung stärkere Lokalisierung. „Damit zeichnet sich ab, dass das erklärte Ziel der US-Administration, durch höhere Zölle mehr Investitionen und damit Arbeitsplätze in die USA zu bringen, bei hessischen Unternehmen zumindest aktuell auf wenig Resonanz stößt“, so die HIHK.
„Wenige Gewinner und viele Verlierer“
Die höheren Zollsätze verursachen zusätzliche Kosten, die in der Regel der Importeur übernimmt. Das kann ein Kunde oder Partner sein oder aber auch eine eigene Tochtergesellschaft. Zur Frage, wer die zusätzlichen Kosten trägt, sagt mehr als die Hälfte der antwortenden hessischen Unternehmen, dass diese Kosten an den Kunden weitergegeben werden.
Ein Drittel gibt an, dass die Kosten zwischen deutschem Exporteur und US-Kunden geteilt werden. Nur 13 Prozent der antwortenden Unternehmen tragen diese Kosten selbst.
„Diese Rückmeldungen bestätigen, dass die hohen Zölle nur wenige Gewinner und viele Verlierer beiderseits des Atlantiks bringen“, teilte der HIHK mit. Demnach führt die US-Handelspolitik schon jetzt zu Verschiebungen in den globalen Handelsströmen und beeinflusse auch ganz konkret die Geschäftsstrategie der Unternehmen.