Bielefeld. Es gibt Berufe, die nach einem hohen Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen verlangen. Der eines Bestatters gehört zweifelsohne dazu. „Es ist irgendwie schon ein besonderer Beruf“, sagt Linda Beckmann. Aber für sie ist die Ausnahmesituation, in der die Angehörigen eines Toten stecken, beruflicher Alltag. Routine wird es dennoch nie. Die Bielefelderin ist mit ihren 25 Jahren die jüngste Bestattermeisterin der Stadt. Sie gehört seit 2018 dem elfköpfigen Team des Bestattungsunternehmens Deppe an der Oelmühlenstraße in Bielefeld an, bei dem sie ihre Ausbildung absolvierte. Die Frage, ob sie ihren Traumjob gefunden hat, beantwortet sie mit einem klaren: Ja.
„Ich bin schon in meiner Jugend mit dem Thema Tod konfrontiert worden“, sagt sie, ohne näher ins Detail zu gehen. Auch im Konfirmandenunterricht gab es Berührungspunkte mit diesem Thema. „Mit 17 habe ich dann ein Praktikum bei einem Bestatter – nicht bei Deppe – gemacht“, was ihr sehr gut gefallen habe. Vonseiten ihrer Eltern habe sie für ihre Berufswahl viel Zuspruch erhalten. „Es gab keine komischen Reaktionen, als ich damals erzählte, was ich werden möchte“, sagt sie. Auch ihr Freundeskreis habe ganz normal reagiert. „Allerdings waren manche Freunde schon irgendwie neugierig.“
Während ihrer dreijährigen Ausbildung zur Bestatterin musste sich Linda Beckmann mit vielen Dingen befassen, von denen sie im Vorfeld gar nicht angenommen hatte, dass sie zum Beruf dazugehören. „Mir war zum Beispiel gar nicht bewusst, dass man für Überführungen auch bundesweit in andere Städte fahren muss“, sagt sie. Ihre bisher weiteste Fahrt führte sie nach Landshut.
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Viele Menschen planen ihre Beerdigung zu Lebzeiten
Weitere Aufgaben sind unter anderem das Erledigen von Formalitäten mit Behörden oder die hygienische und kosmetische Versorgung eines Leichnams. „Es gibt Angehörige, die dabei sein möchten, wenn wir einen Leichnam waschen und für die Bestattung zurechtmachen“, sagt sie. Ebenso gehören Beratungsgespräche mit Angehörigen dazu, die ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen voraussetzen. „Jeder Mensch trauert anders“, sagt sie. Da müsse dementsprechend unterschiedlich mit umgegangen werden.
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Der Beruf erfordere auch ein gewisses Maß an Organisationstalent. Für eine Trauerfeier müssten viele Absprachen wie mit der Friedhofsverwaltung, dem Pfarrer, einem Organisten oder Floristen im Vorfeld getätigt werden, „damit am Tag der Trauerfeier alles reibungslos funktioniert“. Alles Aufgaben, die Beckmann viel Freude bereiten, sodass sie selber sagt, dass der Beruf „mein Herzensjob“ ist.
Ebenfalls hat Beckmann – vor allem nach ihrer weiteren Ausbildung zur Bestattermeisterin – eine Vielzahl von Vorsorgegesprächen geführt. „Mir war zu Beginn der Ausbildung auch gar nicht bewusst, dass so viele Menschen schon zu Lebzeiten ihre Beerdigung planen“, sagt sie. Dies geschehe in den meisten Fällen aus dem Grund, den späteren Hinterbliebenen „nicht zur Last zu fallen“. Solche Gespräche kämen regelmäßig vor.
Angehörige zeigen sich sehr dankbar
Für die 25-Jährige ist die direkte Begleitung der Angehörigen eines Verstorbenen besonders wichtig. „Ich bin gerne jederzeit für die Familien da“, sagt sie. Die Dankbarkeit, die sie dabei immer wieder erfahre, sei enorm groß. „Viele Angehörige haben mir schon Dankes-E-Mails oder selbst gebastelte Karten geschickt“, sagt die junge Bestatterin. Alle Dankesschreiben bewahre sie in einer großen Kiste in ihrem Büro auf. „Das sind schöne Erinnerungsstücke, die ich mir immer wieder gerne durchlese“.
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Besonders ist ihr eine Bestattung kurz nach ihrer Ausbildung in Erinnerung geblieben. „Es war eine große Trauerfeier mit über hundert Teilnehmern“, sagt sie. Weil noch die Corona-Pandemie herrschte, sei die Planung und Durchführung der gesamten Trauerfeier erschwert gewesen. „Ich war damals sehr aufgeregt, ob auch alles funktionieren würde“, sagt sie. Im Nachhinein sei alles reibungslos verlaufen, und die Angehörigen bedankten sich mit einer großen Merci-Schokolade. „Das sind Momente, die man nicht vergisst.“
Aufgrund ihres Berufs, in dem sie altersbedingt noch nicht so lange tätig ist, hat sich ihre Sicht auf das Leben verändert. „Man lernt, sein eigenes Leben und jeden Moment sehr zu schätzen“, sagt sie. „Durch den Tod eines Menschen wird einem aber auch vieles über das eigene Leben bewusst. Man lernt, die kleinen Dinge und Begegnungen im Leben wertzuschätzen, da man nie weiß, wann man eines Tages versterben wird.“
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