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In einigen Jahren wird sich der Verlauf der Ostseeküste gravierend verändern. Experten rechnen damit, dass beliebte Urlaubsregionen im Wasser versinken.

Hamm – Mit modernsten wissenschaftlichen Methoden haben Forscher der HafenCity Universität Hamburg eine interaktive Visualisierung entwickelt, die zeigt, wie sich der Klimawandel auf deutsche Küstenregionen auswirken könnte. Die dramatischen Ergebnisse betreffen vor allem die beliebten Urlaubsgebiete in Mecklenburg-Vorpommern.

Karte der HafenCity Universität Hamburg für steigenden Wasserspiegel.Eine Karte der HafenCity Universität Hamburg (HCU) zeigt, welche Landstücke aufgrund des Klimawandels schon bald unter Wasser stehen könnten. © HafenCity Universität Hamburg

Caroline Schuldt und Güren Tan Dinga von der HCU haben gemeinsam mit dem früheren Kollegen Philipp Loose Forschungsdaten zum steigenden Meeresspiegel in Deutschland zusammengetragen und diese in einer interaktiven Online-Karte dargestellt, berichtet die Hochschule auf ihrer Internetseite. Auch an der Nordsee sind einige Gebiete besonders bedroht.

Beliebte Urlaubsregionen an der Ostsee drohen zu versinken – Weltklimarat rechnet bis rasantem Anstieg

Die Arbeit geht auf Schuldts Abschlussarbeit zurück und erschien in den „Hydrographischen Nachrichten“. Für die Computersimulation verwendeten die Wissenschaftler das digitale Geländemodell TanDEM-X, berechnete Werte des heutigen Meeresspiegels und örtliche Vorhersagen zur Höhe der Meeresoberfläche.

Besonders bedroht ist die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Abhängig vom Klimaszenario – je nachdem, ob sich die Erde um 1,8 oder 3,7 Grad erwärmt – könnten große Bereiche des beliebten Feriengebiets unter Wasser gesetzt werden. Die niedrige Höhenlage der Halbinsel macht sie extrem verwundbar gegenüber dem ansteigenden Meeresspiegel. Wissenschaftler rechnen damit, dass die Ostsee bis zum Jahrhundertende um etwa 85 Zentimeter ansteigen wird.

Tornados, Wüstenstürme, Zyklone: Wetterphänomene, die Sie kennen solltenPolarlichter, auch als Aurora Borealis (Nordlicht) oder Aurora Australis (Südlicht) im Bundesstaat New York.Fotostrecke ansehen

Obwohl an der deutschen Ostseeküste bisher kaum eine Zunahme beim Meeresspiegelanstieg zu beobachten ist, deuten Klimamodelle darauf hin, dass der Wasserspiegel zukünftig schneller steigen könnte als in der Vergangenheit. Der Weltklimarat der Vereinten Nationen hält einen globalen Anstieg des Meeresspiegels von 20 bis 80 Zentimetern bis zum Ende des 21. Jahrhunderts für möglich.

Diese beliebten Urlaubsregionen an der Ostsee bleiben wohl erstmal verschont

Ein höherer Meeresspiegel würde die komplette Küstenlinie ins Landesinnere verlagern. Besonders schwerwiegend wären die Veränderungen, falls das Strandgefälle steiler wird oder weniger Sand und Sedimente angespült werden – beides könnte bei einem schnelleren Meeresspiegelanstieg eintreten.

Einen Hoffnungsschimmer bieten die Berechnungen für die Ostseebäder Zingst und Prerow sowie Born auf dem Darß: Diese Orte werden wahrscheinlich nicht komplett überflutet und bis 2100 bestehen bleiben. Trotzdem würden ausgedehnte Gebiete durch den steigenden Wasserspiegel unbewohnbar. Auch in den Niederlanden sind große Flächen bedroht.

Ebenfalls im Mittelpunkt der Risikoanalysen steht die Insel Rügen. Forscher der Christian-Albrechts-Universität Kiel haben die Boddengewässer rund um Rügen als einen der Brennpunkte für Überschwemmungen an der Ostseeküste ausgemacht. Der überwiegende Teil der berechneten Überflutungsgebiete liegt in Mecklenburg-Vorpommern, wobei außer Rügen auch Usedom und die Peene-Mündung stark gefährdet wären. (bk)