Jay Fraser zog 2024 aus Schottland in den Krieg für Russland. Ein Jahr später ist die Euphorie verflogen. Er fühlt sich betrogen, kritisiert Putins Armee scharf, will aber weiterkämpfen.
Als der damals 23-jährige Jay Fraser im Sommer 2024 Schottland verließ, um für Wladimir Putin zu kämpfen, sah er sich auf einer „großen Kreuzfahrt“ gegen den westlichen „kulturellen Verfall“ und die internationale, regelbasierte Ordnung.
Ein Jahr später ist von dieser Überzeugung wenig übrig, wie er gegenüber dem „Telegraph“ erzählt. Abgewiesen von Kameraden und ohne Aussicht auf die erhoffte russische Staatsbürgerschaft sagt er heute: „Meine gesamte ideologische Begründung, hierher zu kommen, ist in sich zusammengebrochen. Ich habe erkannt, dass ich ein Kelte bin und niemals zu den Russen gehören werde.“
ANZEIGEEinsatz für eine berüchtigte Söldnereinheit
Fraser, einer von nur wenigen Briten in Putins Armee, hatte sich der Artillerie der Söldnereinheit „Pyatnashka“ angeschlossen. Diese wurde in der selbsternannten „Volksrepublik Donezk“ gegründet und ist inzwischen in die russischen Streitkräfte integriert.
Seine erste Station war Ende 2024 die Region Kursk, um ukrainische Vorstöße abzuwehren – dort, so Fraser, seien die Bedingungen „komfortabel“ gewesen. Ganz anders an seinem späteren Einsatzort in der Region Donezk nahe Chasiv Yar: kein fließendes Wasser, lange Märsche zu den Stellungen, heftiger Drohnen- und Artilleriebeschuss.
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„Das hat sicher dazu beigetragen, dass ich Russland immer weniger mag“
Er berichtet von Diebstählen unter Soldaten, Geldleihen ohne Rückzahlung und einer hohen Zahl an „Gopnik“-Typen – jugendlichen Delinquenten mit Alkoholproblemen. „Ich habe viele großartige Freunde gefunden, wurde aber auch oft enttäuscht. Das hat sicher dazu beigetragen, dass ich Russland immer weniger mag.“
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Samstag, 09.08.2025 | 10:39
Dreimal wurde er nach eigenen Angaben unter Beschuss genommen, einmal explodierte eine ukrainische Kamikaze-Drohne in seinem Gebäude, ein anderes Mal ging ein Munitionsdepot in Flammen auf – er kam mit verbrannten Armhaaren davon. Artilleriearbeit empfinde er dennoch als „ästhetisch ansprechend“. „Wir zerstören unzählige Stellungen, Fahrzeuge … bis zu 70 Granaten am Tag.“
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„Es gibt keinen logischen Grund dafür“
Frasers Antrag auf die russische Staatsbürgerschaft wurde abgelehnt, da er nicht direkt beim Verteidigungsministerium dient. „Es gibt keinen logischen Grund dafür. Wir machen genau die gleiche Arbeit.“ Ohne Papiere darf er die Basis nur in Begleitung verlassen. Die Zeit vertreibt er sich mit Lesen, Videospielen und Küchenarbeit.
Von seinen Kampfhandlungen distanziert er sich nicht: „Ich habe keine Reue, zweistellige Zahlen an ukrainischen Soldaten getötet zu haben.“ Gleichzeitig spricht er der ukrainischen Armee „großen Respekt“ zu: „Die Ukraine als Idee oder Nation wurde durch die Taufe des Blutes bestätigt.“
„Werde hier kämpfen, bis zum Sieg oder bis zum Tod“
Zurück nach Schottland kann er nach eigenen Worten nicht – dort drohe ihm das Gefängnis. Trotz aller Ernüchterung will er in Russland bleiben: „Ich unterstütze einen russischen Sieg weiterhin uneingeschränkt und werde hier kämpfen, bis zum Sieg oder bis zum Tod – unabhängig von meinen rechtlichen Problemen.“