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Ex-Rapper Kollegah feierte mit seiner Ausstellungseröffnung mit dem Titel „Aufbruch“ eine Deutschlandpremiere in Hamm. Es waren sogar Fans aus dem Ausland angereist.
Hamm – Das Mikrofon hat er gegen den Pinsel getauscht, sich von Kunstfigur „Kollegah“ verabschiedet und den bildenden Künstler Felix Blume in den Mittelpunkt gerückt – so ganz allerdings ist das Eine gar nicht ohne das Andere denkbar. Das zeigte der Deutschrapper und Maler bei seiner Ausstellungseröffnung unter dem Titel „Aufbruch“ in der Hammer Galerie Mensing auf eindrucksvolle Weise.
Felix Blume (Kollegah) im Art Cube Hamm mit der Kunstaustellung „Aufbruch“ © Robert Szkudlarek
Etwa 2500 Menschen, darunter Kollegah-Fans der ersten Stunde, Kunstfreunde und Wegbegleiter Blumes, waren zum „Art Cube“ gekommen, einige sogar von weit her. Wie zum Beispiel Nik König. Er hatte sich bereits am Donnerstag in Innsbruck auf den Weg gemacht und war am Freitag nach einer Zwischenstation in Stuttgart nach Hamm gekommen. Gemeinsam mit seinen beiden Freunden Marlon und Sarah aus Menden war er am Samstag der Erste vor Ort. Seit 7.30 Uhr wartete das Trio geduldig auf den Einlass aufs Gelände. „Kollegah ist für mich nicht einfach nur ein Musiker“, erklärt König, warum er die Strapazen auf sich genommen hat, nur um dem Idol einmal die Hand zu schütteln. „Ich selbst beschäftige mich mit Texten und Worten und versuche gerade, mir eine berufliche Existenz als Poet aufzubauen. Die Initialzündung dafür kam mit der Musik von Kollegah. Er hat mich unheimlich geprägt.“
Fans hat es von weit her nach Hamm gezogen: So zum Beispiel Nik König (links), den es bereits zwei Tage vorher aus Innsbruck angereist war. © Robert Szkudlarek„Kollegah hat für mich eine ganz besondere Bedeutung“
Auch Ismet Gökce ist ein Fan der ersten Stunde, Kollegah begleitet ihn seit fast 20 Jahren. Er war gemeinsam mit seiner Frau Gamze und seinem Bruder Göker aus Bad Sassendorf nach Hamm gekommen. „Kollegah hat für mich eine ganz besondere Bedeutung“, sagt Gökce. „Er bringt Leute auf die richtige Spur.“
Obwohl der Strom an Besuchern schier kein Ende nahm, verlief die gesamte Veranstaltung ruhig. Geduldig reihten sich die Fans in Schlangen ein, warteten gleichmütig auf den Einlass in die Galerie und sogar beim kleinen Live-Konzert kam es nicht zum Gedränge vor der Bühne. Im Gegenteil: Kleine Menschentrauben verteilten sich auf dem Gelände, die Stimmung war kein bisschen angespannt, Freude dominierte das Geschehen. Es scheint, als wären Kollegahs Fans gemeinsam mit ihm erwachsen geworden. Blume, der vor einigen Tagen seinen 41. Geburtstag gefeiert hatte, ließ es sich weder auf der Bühne noch beim anschließenden Meet-and-Greet in der Galerie nehmen, jedem Fan einen Handschlag und ein persönliches Wort zu gönnen.
Bereits eine Stunde vor der Ausstellungseröffnung hatte sich vor der Galerie Mensing eine lange Schlange gebildet. © Reiner MrossBilder noch für zwei Wochen in Hamm ausgestellt
Polizei und Ordnungsamt, die neben dem privaten Sicherheitsdienst vor Ort waren, waren zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung, die im Vorfeld für einiges an Wirbel gesorgt hatte. So musste sogar das Tempolimit an der B63 temporär gesenkt werden und der Landwirt musste eine Nachtschicht auf dem Mähdrescher einlegen, um das Feld gegenüber des Art Cubes als zusätzliche Parkfläche zur Verfügung stellen zu können.
Harry Mensing, Inhaber der Galerie Mensing, war zufrieden mit dem Event, den er gemeinsam mit Blume und Kunstagent Leon Klaucke auf die Beine gestellt hatte. Zwei Wochen lang werden die Bilder Blumes noch in Hamm zu sehen und zu kaufen sein, bevor sie in weiteren Galerien deutschlandweit ausgestellt werden sollen.
Felix Blume (Kollegah) im Art Cube Hamm mit der Kunstaustellung „Aufbruch“ Fotostrecke ansehen Felix Blume: „Meine Themen haben sich nicht verändert“
Blume selbst zeigte sich im Gespräch mit dem WA kein bisschen nervös mit Blick darauf, dass seine Bilder und Installationen, die allesamt in durchwachten Nächten im vergangenen Jahr entstanden waren, zum ersten Mal einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. „Ich bin in meiner Selbstwahrnehmung ein Hobby-Maler“, sagte er. „In der Galerie Mensing ausstellen zu dürfen ist für mich vergleichbar mit dem Gefühl, das ein Fußballer aus einem Dorfverein haben muss, wenn er plötzlich in die Stammelf des FC Bayern München berufen wird. Ein echter Ritterschlag.“ Auf die Frage, ob wieviel Felix Blume in Kollegah und wieviel Kollegah in Felix Blume steckt, weiß auch der „Boss“ keine eindeutige Antwort. Allerdings: „Meine Themen haben sich nicht verändert, obwohl die Art des Ausdrucks eine ganz andere ist. Gefühle über Malerei auszudrücken allerdings ist deutlich schwieriger, als dies über Musik zu tun.“
Blumes Fans, das ist nun klar, scheinen auf beiden Wegen für seine Botschaften erreichbar zu sein. Und hatten ihrerseits keine Probleme, ihre Gefühle ihm gegenüber auszudrücken: Über Applaus, Umarmungen und sogar ein verspätetes Geburtstagsständchen, das ganz spontan von der „Crowd“ vorgetragen wurde.