1. ruhr24
  2. Promi & TV

DruckenTeilen

Die Lidl-Plus-App im App-Store auf einem I Phone.Bonus- und Rabattprogramme bieten weniger Vorteile für den Kunden und mehr für die Unternehmen, wie das ZDF in einer Wirtschaftsreportage enthüllt. © Rüdiger Wölk/Imago

Daten gegen Punkte. Eine ZDF-Reportage deckt auf, wie Payback wirklich funktioniert – und was Kunden tun können, um ihre Daten zu sichern.

Dortmund – Punkte sammeln und scheinbar sparen: Millionen Menschen vertrauen Bonusprogrammen wie Payback und Lidl Plus. Die ZDF-Reportage „WISO DEALS“ enthüllte am 21. Juli, wie viel Kalkül hinter den vermeintlichen Schnäppchen steckt. Die Deals wirkten laut ZDF-Reportage harmlos, doch in Wahrheit zahlten oft nicht die Unternehmen den Preis, sondern die Kunden.

ZDF deckt auf: Payback und Lidl Plus nutzen Kunden schamlos aus

Payback zählt zu den bekanntesten Programmen in Deutschland. Rund 34 Millionen Menschen sammeln regelmäßig Punkte – im Tausch gegen persönliche Daten wie Name, Postadresse, E-Mail oder Einkaufsverhalten.

Die Unternehmen wie Globus oder Edeka speichern die wertvollen Profile in großen Datenbanken und leiten daraus gezielt Angebote ab. Für Unternehmen bietet das die Möglichkeit, Marketingkosten zu senken und gleichzeitig Umsätze zu steigern.

ZDF enthüllt Rabattprogramm-Masche:

Der Eindruck, durch Bonusprogramme Schnäppchen zu machen, trüge oft, so das ZDF. Zwar suggerierten Apps wie Payback oder Lidl Plus individuelle Vorteile – in Wirklichkeit lege der Nutzen meist bei den Unternehmen selbst. RUHR24 hat Payback und Lidl mit den genannten Vorwürfen konfrontiert. Bislang hat sich nur Payback zu den erhobenen Vorwürfen geäußert (Stand: 7. August).

Datenschutz habe oberste Priorität, erklärt Payback gegenüber RUHR24. Weiter heißt es: „Nur das Unternehmen, von dem der Kunde die Payback-Karte erhalten hat, erfährt von Payback die persönlichen Daten aus der Anmeldung.“ Außerdem haben „Kundinnen und Kunden auch das Recht, ihre bei Payback gesammelten Daten in unserem Service-Center anzufordern“, heißt es in der Stellungnahme.

Weitere News:

ZDF enthüllt Wahrheit über Coca-Cola: Experte entdeckt „Erschütterndes“

Lidl-Filiale ohne Lebensmittel eröffnet jetzt in Deutschland

„Die Bergretter“ im ZDF: Staffel 17 startet früher als erwartet

ZDF deckt Plage in Deutschland auf: „Aggressives Verhalten“

ZDF enthüllt Rabattprogramm-Masche: Warum nur die „Unternehmen davon profitieren“

Die in der ZDF-Doku erwähnten Vorwürfe bestätigt zumindest Markus Münter, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes: „Man muss sich eben klarmachen, diese Rabattprogramme werden nur angeboten, weil die Unternehmen davon profitieren“.

Die Firmen nutzten die gewonnenen Daten, um zielgerichtete Angebote zu entwickeln oder Kunden an sich zu binden. Der Rabatt an der Kasse sei dabei nur ein Nebeneffekt – das tatsächliche Geschäft finde im Hintergrund statt.

ZDF-Reportage mit Kaja Adchayan geht Payback auf den Grund

Kaja Adchayan, Redakteurin und Host der Sendung, taucht mit einem Selbstversuch vor Ort in die Welt der Rabattsysteme ein. Sie testet Payback, zieht Vergleiche mit Lidl Plus und thematisiert ähnliche Angebote bei Rewe (mehr ZDF-News bei RUHR24 lesen).

Die Reportage lässt Experten wie Datenschützer, Verbraucherschützer und Marketingfachleute zu Wort kommen. Am Ende konfrontiert Adchayan Payback mit konkreten Fragen: Wie viel spart ein Nutzer wirklich? Werden die Rabatte vorher aufgeschlagen? Payback weist diese Vorwürfe in der Doku zurück: „Kein Partner hat aufgrund seiner Mitgliedschaft bei Payback Preise erhöhen müssen“, heißt es.

Datenprofiling: So beeinflussen Bonusprogramme Käufer

Datenschutzexperten wie Rena Tangens vom Verein Digitalcourage kritisieren, dass Bonusprogramme weit mehr über das private Leben verraten würden, als im Kassenzugriff erforderlich wäre. Angaben über Größe des Haushalts, Essgewohnheiten oder Gesundheitsvorlieben ließen sich ableiten.

Die Unternehmen würden psychologisch aufgeladene Angebote gestalten, die wie echte Deals wirkten und ihr Ziel über gezielte Profilnutzung erreichten. Die Reportage zeigt, wie das Datenprofiling das Konsumverhalten beeinflusst.

Payback und Lidl Plus: So wenig Geld sparen Kunden wirklich

Daten einer Studie, ausgewertet mit über 3,5 Millionen Kassenbons, zeigen: 41 Prozent der eingereichten Bons enthalten einen Rabatt aus Bonusprogrammen. Die Gesamtersparnis liegt im Schnitt bei lediglich 1,5 Prozent der Ausgaben – das sind 1,50 gesparte Euro bei einem 100-Euro-Einkauf.

RUHR24 bei Google News abonnieren:

Wollt ihr mehr zu den neuesten TV-Themen lesen? Folgt RUHR24 auf Google News – dort verpasst ihr keine Nachrichten.

Die Programme wirkten praktischer als sie seien, so das Fazit des ZDF. Die Anbieter beschränkten die Gültigkeit der Coupons meist auf bestimmte Produkte oder einen Mindestbestellwert. Häufig seien personalisierte Angebote so gestaltet, dass sie den eigenen Warenkorb kaum veränderten – nur das Gefühl von Kontrolle bliebe.

ZDF warnt vor Bonusprogrammen: Das Wichtigste im Überblick

Bonusprogramme böten keine Garantie für echte finanzielle Vorteile. Die Reportage empfiehlt:

  • Kunden sollten bewusst prüfen, welche Daten sie bereitstellen.
  • Kunden sollten selten genutzte Bonusprogramme deaktivieren.
  • Kunden sollten das Auskunftsrecht gemäß Datenschutz (Art. 15 DSGVO) nutzen und Informationen über gespeicherte Daten bei Payback & Co. anfordern.

Wichtige Erkenntnisse der ZDF-Reportage im Überblick:

  • Bonusprogramme lohnen sich selten tatsächlich: Ersparnis oft unter 2 %.
  • Datenprofiling steht im Fokus: Händler gewinnen genaue Einblicke ins Kaufverhalten.
  • Hauptprofiteure sind die Unternehmen, nicht die Nutzer*innen.
  • Selbsttests und Interviews ermöglichen Einblick in reale Funktionsweisen.

Was als cleveres Sparmodell erscheint, entpuppt sich oft als raffinierte Datenstrategie. Die ZDF-Reportage zeigt deutlich: Wer Bonusprogramme nutzt, sollte genau hinsehen – und abwägen, ob ein paar Cent Ersparnis wirklich den Preis der eigenen Daten wert sind.