Ausstellung im NRW-Forum
Zwischen Kunst und Porno: „Sex Now“ ist erst ab 18
Aktualisiert am 10.08.2025 – 07:08 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein Plakat weist auf die Ausstellung „Sex Now“ im NRW Forum hin: Sie geht vom 5. September bis zum 3. Mai. (Quelle: Federico Gambarini/dpa/dpa-bilder)
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Es ist eine Gratwanderung: Das NRW-Forum in Düsseldorf lädt in zu einer Ausstellung über die ganze Komplexität der Sexualität ein. Jugendfrei ist die Schau nicht.
Es geht zur Sache in Düsseldorf. Lust, Fetisch und Porno: Das NRW-Forum lädt mit der Ausstellung „Sex Now“ dazu ein, Lust, Körper und Begehren in all ihrer Komplexität zu entdecken. Ab dem 5. September präsentiert die Schau sexualisierte Kunstwerke, virtuelle Stimulatoren, feministische Porno-Filme, App-gesteuerte Hightech-Sextoys – und getragene Socken.
So brisant ist die Gratwanderung zwischen Kunst und Porno, dass das NRW-Forum bei einigen Arbeiten im Austausch mit Polizei und Staatsanwaltschaft stand, um zu klären, was als pornografisch oder künstlerisch gilt. Das Resultat: Rund einen Monat vor dem Start legte das Haus fest, dass die gesamte Schau erst ab 18 Jahren freigegeben wird. „Sex Now“ zeige „künstlerische Arbeiten mit expliziten sexuellen Inhalten“, begründete das NRW-Forum den besonderen Jugendschutz.
Das NRW-Forum hat sich seit einigen Jahren der Pop- und Digitalkultur verschrieben und erregte mit Ausstellungen etwa zu „Superhelden“ aus Comics und Filmen Aufsehen. Nun sei es mal wieder an der Zeit, eine Schau über Sex zu machen, fand der künstlerische Leiter Alain Bieber.
„Ohne Sex wären wir alle nicht auf der Welt“, sagt er. „Sex durchdringt auch die ganze Kunst- und Designgeschichte.“ Und Sexualität sei auch politisch. Weltweit gerieten die sexuelle Freiheit und Aufklärung derzeit unter Druck. Diversitätsprogramme würden zurückgefahren, und es werde auch in Deutschland die Debatte geführt, ob Regenbogenfahnen gehisst werden sollten oder nicht.
Sogar das Personal aus der Abteilung kulturelle Bildung und Aufsichtskräfte wurde für die Sex-Ausstellung geschult, denn es würden auch politisch und gesellschaftlich umstrittene Themen angesprochen, sagt Bieber. Es sei wichtig, alle Mitarbeitenden mitzunehmen, denn man merke relativ schnell, wie offen jemand sei für das Thema Sex. Es habe aber schon bei der Vorbereitung auch lustige Reaktionen gegeben von Kollegen, „die sich gewundert haben, warum da plötzlich so 20 Sextoys herumliegen“.
Die Schau leuchtet viele Dimensionen der Sexualität aus: Dazu gehört die sexuelle Revolution der 1968er-Jahre mit einem Sexualkunde-Atlas von 1969, einem Beate-Uhse-Katalog oder dem „Schulmädchenreport“, aber auch „Fleshie Fountain“, eine aktuelle Installation der Künstlerin Peaches. Ursprünglich für männliche Selbstbefriedigung konzipierte Sextoys aus Silikon werden zu autonomen Wesen, die sich gegenseitig befriedigen.
In einem digitalen Spiel mit VR-Brillen können Besucher unterschiedliche Körper annehmen, Geschlechtsmerkmale selbst gestalten und erotische Beziehungen miteinander eingehen – das gegenseitige Einverständnis vorausgesetzt. Den Sex- und Liebessimulator im virtuellen Raum hat die 3D-Künstlerin Miyö van Stenis entwickelt.
An interaktiven Stationen können Kenntnisse zu Mythen und Fakten rund um Sex getestet werden. Das „Sexoscope“ stellt Prognosen zur Zukunft von Sexualität auf. Neben erotischen Skulpturen und Accessoires werden auch Kleidungsstücke einer Fetisch-Online-Plattform ausgestellt: getragene Socken oder Unterwäsche mit Rückständen von Körperflüssigkeiten.
Um Aufklärung geht es auch: Ein Kunstkollektiv hat Genitalmodelle aus buntem Stoff und Glitzer geschaffen, die zusammengesetzt werden können. Bei Themen der Sexualität seien Aufklärung und Wissen generell wichtig, damit es nicht zu Missverständnissen komme, sagt Kurator Bieber. Gerade auch bei jüngeren Menschen herrsche viel Unwissenheit.