In Essen sind am Freitagabend vier Personen von Rechtsextremen verletzt worden. Zu den Übergriffen kam es in einem Linienbus im Stadtteil Kray. Bei den Verletzten handelt es sich um Mitglieder der Partei Die Linke, die an einer Kundgebung gegen eine Veranstaltung der Neonazis teilgenommen hatten.
Laut Polizei fanden am Freitagabend mehrere Versammlungen statt. Auslöser war eine Veranstaltung der Jugendorganisation der rechtsextremen Partei „Die Heimat“ in der Landesparteizentrale in der Marienstraße. Im Laufe des Abends fanden zwei Gegendemos statt. Die Versammlungen selbst verliefen ohne besondere Vorkommnisse, gegen 22 Uhr war alles beendet.
Bei der Abreise der Versammlungsteilnehmenden kam es allerdings gegen 22:30 Uhr zu Ausschreitungen in einem Bus. In dem Bus der Linie 146, der von Steele über Kray in Richtung des Esseners Hauptbahnhofs fährt, saßen demnach mehrere Personen, die zuvor bei den Gegenkundgebungen gewesen waren. An der Haltestelle Kiwittstraße stiegen dann einige ehemalige Teilnehmende der rechten Versammlung in denselben Bus. Diese attackierten die Gegendemonstranten und verletzten vier von ihnen leicht.
Neonazis prügeln in Essen auf Linke-Mitglieder ein
Die Polizei war nach eigenen Angaben schnell vor Ort und konnte die Schlägerei stoppen. Die Identitäten von 19 Tatverdächtigen wurde festgestellt. Es wurden Ermittlungen unter anderem wegen Landfriedensbruch aufgenommen. Die Verletzten wurden vor Ort von den Rettungskräften behandelt.
Bei den Verletzten handelt es sich um Mitglieder der Linken, wie die Partei anschließend mitteilte. Neben körperlichen Verletzungen hätten die Betroffenen über erhebliche psychische Belastungen geklagt, heißt es in dem Statement. „Dieser feige Angriff richtet sich nicht nur gegen uns als Partei, sondern gegen die gesamte demokratische Stadtgesellschaft“, erklärte Maddie Krass, Kreissprecherin der Partei. Ihr Dank gilt dem Busfahrer, der schnell und besonnen reagiert habe.
Dem WDR sagte Jennyfer Prus, Kandidatin der Partei bei der Kommunalwahl, es habe sich um eine Gruppe von etwa 15 bis 20 jungen und anscheinend alkoholisierten Neonazis gehandelt, die in den Bus gestiegen sei. Diesen hätten sofort angefangen „rumzupöbeln“, und schnell sei es handgreiflich geworden. Prus erklärt, sie habe so eine Gewalt „noch nie erlebt“. Sie selber habe zum Glück nur eine kaputte Brille zu beklagen sowie einige Prellungen.
Laut dem Bündnis „Essen stellt sich quer“ haben sich in der Stadt in den vergangenen Jahren mehrere neonazistische Gruppen und Strömungen formiert. Mitglieder der verbotenen NPD hätten sich 2023 mit der Kleinstpartei „Die Rechte“ zur Partei „Die Heimat“ zusammengeschlossen.
„Die Heimat“ verfolgt laut NRW-Verfassungsschutz „eine rechtsextremistische Ideologie, die auf das Prinzip der Volksgemeinschaft baut und sich vor allem durch Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus hervortut.“ Es gibt demnach eine große Verwandtschaft zum Nationalsozialismus, ihre Ziele verfolge die Partei in „aggressiv-kämpferischer Weise“. Die Partei wird vom Verfassungsschutz beobachtet.