Xavier Dolan etablierte sich zu einem der größten Autorenfilmer seiner Generation. Wer mit seiner Arbeit noch nicht so vertraut ist, sollte mit „Laurence Anyways“ zumindest sein vielleicht größtes Meisterstück nachholen.
Er war gerade einmal 20 Jahre alt, als er mit seinem in Cannes ausgezeichneten Regiedebüt „I Killed My Mother“ die Filmwelt im Sturm eroberte. Über zehn Jahre später ist Xavier Dolan nicht nur Stammgast beim renommiertesten Filmfestival der Welt, sondern auch einer der größten Autorenfilmer unserer Zeit. Trotz seines immer noch jungen Alters hat Dolan in den vergangenen Jahren immer bewiesen, was für ein außergewöhnlicher Geschichtenerzähler er ist – der verglichen zu diversen Durchschnitts-Filmemachern aus Hollywood außerhalb der Festival- und Arthouse-Blase aber immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.
Wir empfehlen deswegen, heute abend bei RBB reinzuschauen: Dort gibt’s mit „Laurence Anyways“ ab 22 Uhr nicht nur einen von Dolans besten Filmen, sondern überhaupt einen der besten Filme der 2010er-Jahre zu sehen. Alternativ gibt’s den Film digital auch bei Amazon Prime Video, wo er zudem im Arthaus-Channel enthalten ist:
„Laurence Anyways“ bei Amazon Prime Video*
Darum geht’s in „Laurence Anyways“
Laurence (Melvil Poupaud) und Fred (Suzanne Clément) sind seit zwei Jahren ein Paar, das sich bedingungslos liebt und das gemeinsame Leben in vollen Zügen genießt – bis sich Laurence eines Tages klar darüber wird, dass er sich im falschen Körper fühlt. Aber nur weil er fortan als Frau leben will, muss das ja nicht heißen, dass sich die Liebe zwischen ihm und seiner Freundin Fred ändert. Oder etwa doch?
Fred fühlt sich von dem Geständnis ihres Partners vor den Kopf gestoßen, weiß gleichzeitig aber auch, dass sie sich ein Leben ohne Laurence nicht vorstellen kann und auch nicht will. Während sie gegen die eigenen Zweifel und die Vorurteile der anderen kämpfen, muss sich allerdings erst noch zeigen, ob ihre Liebe auch stark genug ist, um anzudauern.
Ein überwältigendes Meisterwerk
Mit einer Laufzeit von stattlichen 158 Minuten kann einen „Laurence Anyways“ auf den ersten Blick schon mal ein wenig abschrecken. Doch jede einzelne Minute davon lohnt sich. Denn Xavier Dolan hat „die gesamte Palette der Beziehungsdramatik“ in sein Liebesepos gepackt, wie es in der FILMSTARTS-Kritik heißt. Und die braucht nun mal eine gewisse Zeit, wenn man sie mitfühlen will – die heile Welt wie die Streitereien, die Seitensprünge, die Wiedervereinigung und die Ratlosigkeit darüber, wie es weitergehen soll.
Neben einem vielseitigen Drehbuch und einem tollen Soundtrack ist es am Ende aber nicht zuletzt auch die Besetzung vor der Kamera, die sich die Seele aus dem Leib spielt und „Laurence Anyways“ für uns nicht nur zu einem der erschöpfendsten, sondern vor allem auch zu einem der kraftvollsten und beglückendsten Filme seines Jahrzehnts macht.
Welches Meisterwerk Quentin Tarantino allen Fans von (Anti-)Kriegsfilmen empfiehlt, erfahrt ihr hier:
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