Stand: 10.08.2025 18:40 Uhr

Das Ocean Race Europe hat mit einem Drama nur Minuten nach dem Start in Kiel begonnen. Holcim – PRB und das italienische Team Allagrande Mapei Racing kollidierten. Boris Herrmanns Team Malizia war Letzter beim Start, nahm aber schnell Fahrt auf.

von Bettina Lenner

Sowohl das am Rumpf stark beschädigte Schweizer Boot von Skipperin Rosalin Kuiper sowie Allagrande Mapei Racing von Skipper Ambrogio Beccaria kehrten unter Motor zurück zum Kieler Hafen. Alle Besatzungsmitglieder seien wohlauf, teilten die Organisatoren mit, doch der Frust steckt tief: „Mein Herz ist zerstört“, sagte der Italiener Beccaria nach dem Malheur. „Wir haben so hart gearbeitet, um uns darauf vorzubereiten.“

Bei Holcim waren Löcher in der Bordwand dort sichtbar, wo ein Ausleger des Mastes wie ein Dolch in sie hineingestoßen war. Auf der italienischen Rennyacht sind sowohl das Vorsegel als auch das Großsegel vom Holcim-Foil zerfetzt und eingerissen worden.

NDR Segel-Experte Kröger: „Kontrolle verloren“

„Das war ein wahrhaft dramatischer Auftakt. Es sieht so aus, als wenn Holcim die Kontrolle übers Boot verloren hat. Der Kiel war nicht komplett nach Luv geklappt, die Segel, die gewählt wurden, waren vielleicht auch etwas zu groß für den Wind“, meinte NDR Segel-Experte Tim Kröger. „Holcim hat die Kontrolle verloren, ist in den Wind gedreht und Allagrande Mapei kam von hinten angenagelt und ist in sie reingefahren.“

Wie sieht es in der Schuldfrage aus? „Wie es sich im Moment darstellt, wäre Allagrande Mapei ausweichpflichtig gewesen. Aber wahrscheinlich konnten sie gar nicht so schnell reagieren und haben das gar nicht gesehen“, so der Admiral’s-Cup-Sieger aus Hamburg. Die Schuldfrage müsse ein Protest-Komitee klären.

Video:
NDR Segel-Experte Tim Kröger über den Startunfall beim Ocean Race (2 Min)

Zehntausende beim Ausdocken in Kiel

Zuvor waren die sieben Boote von Zehntausenden Fans begeistert im Ocean Live Park verabschiedet worden. Und auch die Bedingungen mit blauem Himmel und Windstärken bis zu 23 Knoten waren perfekt.

„Die ganze Woche war ziemlich unglaublich. Kiel hat sich von seiner besten Seite gezeigt“, sagte Boris Herrmann, ehe er unter dem Jubel der Fans an Bord der Malizia – Seaexplorer ging. Für den sechsmaligen Weltumsegler aus Hamburg ist es die letzte Regatta mit seinem Boot, bevor es die neue Eignerin Francesca Clapcich übernimmt, die beim Ocean Race Europe zum Team Malizia zählt.

Malizia erst Letzter, holt dann aber auf

Nach dem Start kamen die Boote schnell ins Foilen – auch Herrmann mit der Malizia, die als letzte Imoca die Ziellinie gekreuzt hatte, dann aber zügig Fahrt aufnahm und aufholte. Der gebürtige Oldenburger setzt in aller Regel auf eine eher defensive Strategie beim Start. „Eine der größten Gefahren ist ein Zusammenstoß auf der Startlinie“, hatte er bereits im Vorfeld gesagt.

Die Malizia - Seaexplorer

Die Übertragung des Starts des Ocean Race Europe in Kiel in voller Länge. Mit dabei: Boris Herrmann und sein Team Malizia.

Die fünf verbliebenen Yachten setzten das Rennen nach dem Crash mit unverminderten Geschwindigkeiten fort. Die ersten zwei Bonuspunkte kassierte als schnellstes Boot keine zehn Minuten nach dem Start Paul Meilhats französische Biotherm beim ersten Wertungstor am Leuchtturm Kiel. Einen Zähler erhielt dort als zweitschnellstes Boot Paprec Arkéa ebenfalls aus Frankreich. Herrmanns Team Malizia lag eine Stunde nach dem Start auf Platz vier.

Bittere Pille für Kuiper bei Skipper-Premiere

Für Kuiper, 2023 noch beim Ocean Race um die Welt Co-Skipperin im Team Malizia, sowie Beccaria war zu dem Zeitpunkt zumindest Etappe eins schon Geschichte. Unklar ist, ob Holcim – PRB nach dem bitteren Aus nur zwei Minuten nach dem Start ab dem zweiten Teilstück wieder ins Renngeschehen eingreifen kann. Die Schäden sind massiv, die Zeit ist knapp. Bitter für die Niederländern bei ihrer Premiere als Skipperin in einem großen Imoca-Rennen. Sie ist zudem die einzige Skipperin unter den sieben Teilnehmern.

Die Holcim - PRB kollidiert mit der Mapei kurz nach dem Start vom Ocean Race Europe.

Das Ocean Race Europe 2025 ist in Kiel gestartet. Es kam zu einer schwerwiegenden Kollision zweier Boote. News und Hintergründe zum Segel-Rennen im Live-Blog.

Ankunft in Portsmouth Mittwoch oder Donnerstag

Die erste Etappe führt die Flotte über 850 Seemeilen nach Portsmouth (England). Die Boote werden am Mittwochabend oder Donnerstagabend im Ziel der ersten von insgesamt fünf Etappen erwartet. Der Sieger bekommt dann sieben Punkte. Ziel ist in sechs Wochen Boka Bay in Montenegro.

Herrmann, der auf der zweiten Etappe pausieren wird, setzt zum Auftakt auf Co-Skipper Will Harris, Cole Brauer und Justine Mettraux an Bord. Anbord-Reporterin ist Flore Hartout. „Mich begleiten über alle Zweifel erhabene Champions“, sagte der Hamburger.

Boris Herrmann auf der Malizia - Seaexplorer vor dem Ocean Race in Kiel

Die Sportclub-Übertragung der Parade der Skipper beim Ocean Race Europe in Kiel in voller Länge. Mit dabei: Boris Herrmann.

Die Malizia - Seaexplorer von Boris Herrmann

Das Ocean Race Europe ist in Kiel gestartet. Wer ist dabei, wie verläuft die Route? Die wichtigsten Fakten zum Rennen mit Weltumsegler Boris Herrmann.

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Vom Start in Kiel über 4.500 Seemeilen zum Ziel Boka Bay in Montenegro: So verlaufen die fünf Etappen durch Europa.

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Sieben Teams mit Seglern aus 13 Nationen sind beim Ocean Race Europe 2025 am Start, darunter auch die Malizia mit Boris Herrmann. Alle Informationen zu den Teams.