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Morgens im Park: Noch hängt feiner Nebel zwischen den Bäumen, als die ersten Schritte das Herz beschleunigen. Nach 30 Minuten Joggen fühlt es sich an, als würde jemand den Dimmer im Kopf hochdrehen – Farben, Gedanken, Ideen werden heller. Zwei Stunden lang hält dieser Turboeffekt an. DAS ist das stärkste rezeptfreie Gehirn-Doping, das wir kennen: Bewegung.
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BILD erklärt heute die besten Medizin-Hacks für unsere Denkzentrale.
▶︎ Wie genau tickt unser Gehirn?
Es ist ein gut 1,4 Kilo schweres Hochleistungsnetz aus rund 86 Milliarden Nervenzellen. Jede dieser Zellen kann mit bis zu 10.000 Synapsen kommunizieren – ein Geflecht von Aberbillionen Kontaktstellen. Informationen reisen als winzige elektrische Impulse entlang der Nervenzellfortsätze und springen an den Synapsen mithilfe chemischer Botenstoffe wie Glutamat oder Dopamin weiter. Gleichzeitig formen sich ständig neue Verbindungen, während ungenutzte abgebaut werden – das nennen Forscher Neuroplastizität.
Das Gehirn steuert Bewegung, Gefühle, Erinnerungen, Kreativität – ein unermüdlich arbeitendes Orchester, das erst durch das Zusammenspiel vieler Spezialisten zur Symphonie wird.
▶︎ Wie wirkt sich Bewegung aufs Gehirn aus?
Gehirn und Muskeln führen einen dauernden Dialog. „Das ist keine Einbahnstraße – weder in der einen noch in der anderen Richtung“, sagt Sportmediziner Prof. Wilhelm Bloch zu BILD. Beim Training entstehen Myokine und Metabolite, die über das Blut ins Hirn gelangen. Einer dieser Stoffe ist Laktat.
Der Experte: „Wenn ich ins Fitness-Studio gehe, dann fordere ich mich richtig auf dem Laufband oder am Rudergerät. In der Folge entsteht Laktat, was wir meist unter dem Begriff Milchsäure kennen.“ Das Hirn nutzt diesen Stoff direkt als Energiequelle, während der Wachstumsfaktor BDNF neue Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen sprießen lässt.
Wichtig zu wissen: Schon im Mutterleib profitieren Babys! Treibt die Mutter Sport, flutet zusätzliches BDNF das kindliche Gehirn – ein Startvorteil fürs Leben.
Der Sportmediziner Prof. Wilhelm Bloch
Foto: Deutsche Sporthochschule Köln
▶︎ Welcher Sport macht meine grauen Zellen fit?
Alles, was Puls und Freude zusammenbringt. Ausdauertraining liefert den Metabolitenschub, Hula-Hoop stärkt Rumpf und Koordination und treibt gleichzeitig den Puls in die Höhe, Krafttraining stabilisiert die Gefäße, Tanzen vereint Rhythmus, Balance und soziale Interaktion – perfekt fürs Gedächtnis.
Die Praxisformel von Prof. Bloch: 30 Minuten moderate Belastung, danach zwei Stunden geistiger Hochbetrieb: „Wenn ich meinen Studenten sage, wir schreiben eine Klausur, dann empfehle ich ihnen im selben Atemzug immer: Geht vorher laufen und kommt eine halbe Stunde danach zur Prüfung – das ist die beste Vorbereitung!“
Besonders Schulklassen profitieren: „Im Prinzip müsste morgens in der Schule in der ersten Stunde immer Sport gemacht werden“, so der Experte.
Getty Images/Blend Images
▶︎ Wie kann lebenslanges Lernen gelingen?
Die sogenannte Neuroplastizität endet nie – sie braucht jedoch Futter. Mentale Mikro-Work-outs halten die Synapsen biegsam: eine neue Sprache per App, zehn Minuten Klavieretüden, komplexe Computerspiele oder auch Origami. Schon sechs Wochen tägliches Üben verdichten messbar die Großhirnrinde und senken das Demenzrisiko. Wichtig ist Regelmäßigkeit – und die Kombination mit Bewegung, denn frische Myokine öffnen ein Lernfenster, in dem Wissen leichter haften bleibt.
▶︎ Wann wird Vergesslichkeit gefährlich?
Mal die Schlüssel nicht zu finden, ist Alltag. Alarmiert sein sollte man, wenn Wortfindungsstörungen, Orientierungsprobleme oder Persönlichkeitsänderungen auftreten. Dann ist es Zeit für eine sogenannte Gedächtnissprechstunde. Die Überweisung gibt’s vom Hausarzt. Tests wie der Uhrentest, Blutanalysen und ein MRT zeigen dann, ob Vitaminmangel, Depression, Medikamenteneffekte oder tatsächlich Alzheimer dahinterstecken. Früh erkannt, lässt sich der Verlauf heute oftmals verlangsamen.
▶︎ Welche Warnsignale deuten auf einen Schlaganfall hin?
Er tritt plötzlich auf: Hängender Mundwinkel, gelähmter Arm oder verwaschene Sprache bedeuten: sofort 112 wählen. Jede Minute zählt! In der Notaufnahme wird sofort ein CT durchgeführt, KI-Systeme werten die Bilder in Sekunden aus, um das Behandlungsteam zu alarmieren. In einigen Großstädten (z. B. Berlin mit dem „Stroke-Mobile“) sind sogar Spezial-Rettungswagen mit integriertem CT im Einsatz.
► Und wie macht sich Parkinson bemerkbar?
Die Krankheit beginnt oft jahrelang im Verborgenen. Erste Warnlampen können ein schlechter werdender Geruchssinn, chronische Verstopfung oder ungewöhnliche Müdigkeit sein. Typisch – und besonders aussagekräftig – ist eine REM-Schlafverhaltensstörung: Betroffene schlagen oder rufen im Traum, weil der Körper die sonst übliche nächtliche Muskellähmung verliert. Erst später fallen die klassischen Motorzeichen auf: feines Ruhezittern einer Hand („Pillendreher“), verlangsamte Bewegungen und ein schlurfender Gang. Wer Symptome bemerkt, sollte frühzeitig eine neurologische Praxis aufsuchen.
► Welche Nahrung ist Balsam fürs Gehirn?
Unsere Denkzentrale liebt vor allem die mediterrane Küche: Blattgemüse wie Spinat und Grünkohl liefert Vitamin K und Folat, die den kognitiven Abbau bremsen. Beeren, vorwiegend Blau- und Erdbeeren, versorgen uns mit Anthocyanen, die Durchblutung und Gedächtnis verbessern. Fettreicher Seefisch – Lachs, Hering, Makrele – bringt Omega-3-Fettsäuren, die Entzündungen dämpfen und Zellmembranen schützen. Walnüsse steuern pflanzliches Omega-3 bei, Kurkuma und Ingwer liefern antioxidative Gewürzkraft. Eier sind reich an Cholin, wichtig für schnellen Informationsaustausch. Hafer, Linsen und anderes Vollkorn versorgen das Hirn mit konstanten Kohlenhydraten, während dunkle Schokolade und Kaffee ihm Polyphenole und einen kurzen Konzentrationsschub schenken.
Entscheidend ist Vielfalt, wenig Industriezucker und immer genug Wasser – schon ein Prozent Flüssigkeitsverlust kostet spürbar Denkgeschwindigkeit.
► Welche neuen Therapien für das Gehirn kommen?
Bei Alzheimer wurde gerade erst der Weg für ein neues Medikament frei: Donanemab räumt Amyloid-Plaques auf und kann das Fortschreiten der Krankheit um mehrere Monate bremsen, wenn die Diagnose früh gestellt ist. Ein ähnlicher Antikörper ist Lecanemab. Er erhielt Mitte April die Zulassung. Parallel testen Studien erste mRNA-Impfstoffe, die das körpereigene Immunsystem anweisen, Ablagerungen in der Entstehung zu verhindern.
Gentherapien sind vielversprechend für Parkinson-Patienten, sie liefern geschädigten Nervenzellen fehlende Botenstoffe. Gebündelter Ultraschall kann bestimmte Hirnregionen, die Zittern verursachen, gezielt und schmerzfrei durch den Schädel hindurch behandeln. Und moderne Hirnschrittmacher passen ihre Reize automatisch dem aktuellen Zustand des Patienten an.
Wichtig für Menschen mit Schlaganfall: Kombinierte Lyse-plus Kathetertherapien öffnen verstopfte Gefäße heute oft binnen 20 Minuten – entscheidend für ein Leben ohne Behinderung.
► Wie bleibt mein Gehirn gesund und fit bis ins hohe Alter?
Geben Sie ihm täglich Sauerstoff durch Bewegung, Nährstoffe durch gute Ernährung und Abenteuer durch neue Aufgaben. Halten Sie Stress in Schach mit Schlaf, Pausen und echter Nähe zu anderen Menschen. Dann dankt Ihnen Ihre Denkzentrale sehr lange mit Klarheit, Kreativität und kostbaren Erinnerungen.