Inhalt / Kritik
Eigentlich sind Schusswaffen in Südkorea nicht weit verbreitet in der Zivilbevölkerung. Doch seit Kurzem ändert sich das: Aus irgendeinem Grund erhalten immer mehr Menschen Waffen. Die Folgen sind fatal, ob nun Streitigkeiten in einem Wohnblock oder auch Probleme in der Schule, immer wieder kommt es zu blutigen Massakern. Der Polizist Lee Do (Kim Nam-gil) versucht, hinter das Geheimnis dieser Waffen zu kommen. Wer steckt hinter all dem? Und wie sind diese Menschen an die Waffen gelangt? Während das Land im Chaos versinkt und Lee in der Sache ermittelt, kreuzt sich sein Weg mit dem des mysteriösen Moon Baek (Kim Young-kwang). Dabei drängt die Zeit. Nicht nur, dass immer mehr Opfer zu beklagen sind. Es scheint, als wäre das nur der Anfang einer größeren Geschichte …
Spiel mit dem Auslöser
Auch wenn Netflix mit den späteren Staffeln von Squid Game nicht mehr an den enormen Erfolg von 2021 anknüpfen konnte, als die tödlichen Spiele zu einem weltweiten Phänomen geworden waren, hält der Streamingdienst doch auch weiterhin an südkoreanischen Produktionen fest. Da war etwa der Mystery-Thriller 84 m2 über seltsame Geräusche in einem Wohnkomplex. Überhaupt gab es dieses Jahr wieder verstärkt düstere Stoffe, sei es Karma über sechs Leute, die der Zufall zusammengeführt hat und die sich gegenseitig in den Abgrund reißen, oder auch Revelations, wo ein Geistlicher einer tödlichen Mission nachgeht, während eine Polizistin ein verschwundenes Kind sucht. Doch auch wenn man durch solche Titel bereits in so manchen Abgrund geschaut hat, ist das fast schon harmlos im Vergleich zu dem, was in Trigger so geschieht.
Der Titel spielt dabei mit einer Doppeldeutigkeit. So kann sich das Wort auf den Abzug einer Schusswaffe beziehen, der hier ja auch sehr eifrig in Anspruch genommen wird. Trigger bedeutet aber eben auch Auslöser in dem Sinn, dass eine Handlung provoziert wird. Und das geschieht hier, wenn mehrere labile Menschen so sehr bedrängt werden, dass sie zur Waffe greifen und in der Gewalt den einzigen Ausweg sehen. Das ist dann auch das Perfide an dieser Serie: Da werden Schwächen von Menschen gezielt ausgenutzt, damit sie Unheil anrichten. Wenn in der Serie Leute Amokläufe starten, wird gezeigt, was sie dazu gebracht hat. Natürlich sind das alles extreme Reaktionen und damit Ausnahmeerscheinungen. Und doch gelingt es, zumindest teilweise Verständnis für diese Menschen zu wecken.
Gesellschaftliche Themen
Regisseur und Drehbuchautor Oh-seung Kwon (Midnight) hat dann auch inhaltliche Ambitionen, die etwas weitergehen als eine bloße Unterhaltung. So greift die Thrillerserie gesellschaftliche Themen auf, eben etwa Mobbing. Und er stellt universelle Fragen rund um das Menschsein. Sind alle zu einer solchen Gewalttat fähig? Würde ein leichterer Zugang zu Waffen die Leute zu mörderischen Taten verleiten? Trigger bezieht sich dabei zwar prinzipiell auf die südkoreanische Gesellschaft. Vieles davon ist aber so universell, dass ein internationales Publikum ebenso eine Identifikationsfläche findet. Vor allem US-amerikanische Zuschauer und Zuschauerinnen werden vermutlich bei dem Thema Amoklauf in der Schule mitfühlen, gerade auch in Verbindung mit den Diskussionen in der Serie, wie es mit dem privaten Besitz von Waffen aussieht.
Das ist alles recht spannend, gleich auf mehreren Ebenen. Allerdings fällt es der Serie etwas schwer, diese Diskussionen wirklich über die gesamte Laufzeit aufrechtzuerhalten. So wird es zwischendurch dann doch actionreicher, um irgendwie die zehn Folgen füllen zu können. Das kann man zwar machen, ist aber weniger interessant als die Passagen, bei denen es um diese größeren Themen geht. Vielleicht wäre es da doch besser gewesen, einfach zu kürzen, wie so oft bei Netflix-Serien ist das etwas lang geworden. Aber selbst mit diesen Mankos ist Trigger wieder ein sehenswerter Beitrag aus Südkorea geworden, bei dem man dankbar sein darf, dass der Streamingdienst an seiner Veröffentlichungsstrategie festhält. Auch wenn das hier kein globales Phänomen geworden ist, lohnt sich der Blick in die Abgründe.
Credits
OT: „Trigger“
Land: Südkorea
Jahr: 2025
Regie: Oh-seung Kwon
Drehbuch: Oh-seung Kwon
Musik: Sang-jun Hwang
Besetzung: Nam-gil Kim, Young-kwang Kim, Hoon Park, Hae-yeon Gil, Won-hae Kim, Ji-hyun Woo, Seung-ri Yang, Suk Lee, Dong-joo Jang
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