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Der Tenebrae Choir und das Kammerorchester Basel in der Basilika von Kloster Eberbach.Der Tenebrae Choir und das Kammerorchester Basel in der Basilika von Kloster Eberbach. © Ansgar Klostermann

Elegant und inniglich klingt Bachs h-Moll-Messe mit dem Tenebrae Choir in Kloster Eberbach.

Auf den Tenebrae Choir aus England ist beim Rheingau Musik Festival weitgehend Verlass: Er wird kommen und er wird wieder überraschen und das bei gleichbleibender Qualität. Für einen Händel-„Messiah“, der im vergangenen Dezember im Wiesbadener Kurhaus erklang, gibt es in diesem Jahr den Opus Klassik für die beste Live-Performance.

Diesmal auf dem Sommerprogramm: Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe, deren lateinischen, katholischen Text der Komponist ganz zu seiner eigenen Sache machte. Damit die katholische Liturgie so klinge, als bräuchte sie erst das innigliche Zutun des evangelischen Musikers, um zu sich und ihrer wahren Größe zu kommen.

Auch in der Basilika von Kloster Eberbach zeigt sich das aber nirgendwo so sehr wie im Credo, als es zu den drei großen Geheimnissen kommt: Die Fleischwerdung Jesu als das größte von ihnen – so mystifizierend wird man das nicht mehr oft im Leben hören –, dann den abgrundtief finsteren, keineswegs grell ausgeleuchteten Kreuzestod, dann die triumphale Auferstehung. Dirigent Nigel Short und der Chor schlagen hier ein rasantes Tempo an, das muss man sich trauen, das funktioniert aber auch ausgezeichnet.

Die Folge sind starke Eindrücke und immense Kontraste, aber ohne Wucht und besondere Kapriolen. Schnelligkeit ist dabei eine wichtige Disziplin, ein steiler Start ins Gloria“ zum Beispiel. Dazu kommen effektvolle Abschlüsse (die auch versehentlichen Zwischenapplaus auslösen können, Aufmerksamkeit und Mitdenken sind beim Tenebrae Choir immer am Platze).

Immense Kontraste, aber ohne Wucht

Mit zwei Dutzend Sängerinnen und Sängern ist der Chor unterwegs, nach modernen Maßstäben Alter Musik ist das gar nicht so wenig. Da offenbar jedes Mitglied solofähig ist – ein gutes Drittel löst sich nach und nach aus den hinteren Reihen und tritt für ein Solo an –, klingt es auch keineswegs blass oder karg. Dazu das Kammerorchester Basel, ein wunderbar energisches Ensemble, das Bach ebenfalls nicht schmal spielt, aber schlank und kraftvoll. Die Basilika ist wie immer ein idealer Ort, wenn es geistlich wird. Die anstrengende Akustik im riesigen Raum kann aber selbst so kompakt stehenden und präzise arbeitenden Kollektiven Mühe bereiten. Manchmal driftete etwas auseinander, vielleicht auch nur für die Reihe 7.

All das geschieht unter Nigel Short ohne Vibratoverbot, aber jeder Aufwand ist zweifellos ausgetüftelt und gut kalkuliert. Zu hören jedoch allein der organische, fast elegante Anteil. Nichts ist hier theoretisch, alles Umsetzung des Wortes, aber eben nicht leichthin.