Stand: 10.08.2025 21:13 Uhr

Auch ein Platzverweis für Torhüter Jonas Kersken hat Arminia in Kiel nicht nervös werden lassen. Auf den Vertreter war Verlass.

Zwei Spiele, zwei Siege, 7:1 Tore und die Tabellenführung der 2. Fußball-Bundesliga: Arminia Bielefeld macht einfach weiter, als hätte es die Sommerpause nie gegeben. Nach der Drittliga-Meisterschaft und dem Einzug ins DFB-Pokal-Finale schwimmen die Ostwestfalen immer noch auf der Euphoriewelle.

Nach dem 5:1-Auftaktsieg gegen Fortuna Düsseldorf haben die Bielefelder am Sonntag mit Holstein Kiel den nächsten Aufstiegskandidaten mit 2:0 besiegt. Noah Sarenren Bazee (22.) mit seinem schon zweiten Saisontor und Neuzugang Tim Handwerker per Traum-Freistoß (45.) schossen die Arminia zum Sieg.

Kniat: „Interessiert keinen, wer gerade oben ist“

Trainer Mitch Kniat drückte nach dem Spiel am Sportschau-Mikrofon aber auf die Euphoriebremse: „Es ist der zweite Spieltag, es interessiert keinen, wen gerade oben ist“, sagte er. „Trotzdem bin ich lieber Erster als Fünfter, aber es hat noch nichts zu sagen. Aber die Leistung von uns, die wir jetzt in den ersten beiden Spielen in der zweiten Liga gezeigt haben, war auf jeden Fall sehr gut.“

Vor allem in Halbzeit eins zeigte sich die Arminia bärenstark und hatte den Bundesliga-Absteiger aus Kiel im Griff. In der zweiten Halbzeit hätte die Partie aber noch einmal kippen können, denn ab der 70. Spielminute spielte Bielefeld in Unterzahl.

Vom Platz musste ausgerechnet Torwart Jonas Kersken, der auf dem Weg zurück ins Tor nach einem Befreiungsschlag Kiels Jonas Therkelsen umlief. Für Schiedsrichter Daniel Schlager war das genug für eine Gelbe Karte. Und weil Kerksen nur wenige Minuten zuvor wegen Zeitspiel bereits verwarnt wurde, musste er mit Gelb-Rot vom Platz.

Kersken: „Wusste nicht, wohin mit mir“

„Das ist der erste Platzverweis in meiner Karriere. Ich wusste erstmal nicht, wohin mit mir. Ich habe durch einen kleinen Schlitz versucht, das Spiel zu verfolgen“, sagte Kersken, der seinen Vertrag in Bielefeld erst Anfang des Monats verlängert hatte. „In Summe wünsche ich mir in der Szene mehr Fingerspitzengefühl vom Schiedsrichter, weil es nicht viel war, das muss ich ganz klar sagen. Andererseits muss ich mir auch an die eigene Nase fassen und schlauer sein. Ich muss einfach einen größeren Bogen um meinen Gegner herumlaufen, dann passiert gar nichts.“

Trainer Kniat wollte seinem Torhüter keinen Vorwurf machen: „Fehler passieren. Ich sage immer, ich bin der erste, der Fehler macht und auch der, der die meisten Fehler macht. Die Fehler dürfen dann kein zweites und drittes Mal mehr vorkommen. Und damit ist das Thema durch“, sagte er.

Er wolle das Thema nicht unnötig groß machen, sagte Kniat: „Ich glaube, wenn es ein Feldspieler ist, würde da gar nicht so viel drüber geredet werden. Es war nicht die beste Aktion, aber dafür haben wir auch schon ganz viele Punkte wegen ihm und sind auch ins Pokalfinale gekommen. Deswegen, gar kein Vorwurf.“

Oppermann kommt rein und hält

Vermutlich war Kniat auch deshalb so entspannt, weil er wusste, dass er sich auf seine Nummer zwei verlassen konnte. Leo Oppermann kam für Stürmer Joel Grodowski ins Spiel und ersetzte Kersken zwischen den Pfosten.

Für den 23-Jährigen, der im vergangenen Sommer vom Hamburger SV nach Bielefeld kam, war es das unverhoffte Zweitliga-Debüt. Und Oppermann war gleich mehrfach gefordert, denn in Überzahl erhöhte Kiel noch einmal den Druck. Oppermann hielt jedoch allen Prüfungen stand.

Leistung für Kniat keine Überraschung

„Unser Ersatz-Torwart kommt rein, wo mich auch viele Fragen, ob es dann überraschend für uns ist, dass er so eine Leistung zeigt, dass er sofort da ist. Für mich war das absolut nicht überraschend“, sagte Kniat. „Ich sehe den Jungen jeden Tag im Training, ich seh seine Einstellung, seine Leistung. Und ich glaube, für keinen der nah am Training ist, war das eine Überraschung, dass ‚Opper‘ die Leistung, die er heute gezeigt hat, genauso gezeigt hat.“

Auch Kersken zweifelte nicht an seinem Vertreter: „Ich habe mir keine Sorgen gemacht, weil ich Leo Oppermanns Qualitäten kenne.“ Das unterstrich auch Torschütze Handwerker: „Wir haben zwei super Torhüter und alle haben Vertrauen in Leo Oppermann, ich hatte keine Bedenken, als er reingekommen ist.“

DSC im Pokal gegen Werder Bremen

Sein Können wird Oppermann dann auch in zwei Wochen im Heimspiel gegen Mit-Aufsteiger Dynamo Dresden unter Beweis stellen können (24.08., 13.30 Uhr). Dann wird Kersken gesperrt sein. In der Woche zuvor aber Kersken aller Voraussicht nach im Tor stehen, wenn die Arminia Werder Bremen im DFB-Pokal empfängt (15.08., 20.45 Uhr, live in der ARD).

„Bis jetzt hab ich noch gar kein Gefühl“, sagte Kniat mit Blick auf das Pokalspiel. „Die Freude auf Bremen kommt dann kurz vor dem Spiel.“

Westdeutscher Rundfunk