Liebe Leserin, lieber Leser,
ich gehe schwer davon aus, dass Sie heute Morgen
vor Glück kaum laufen können. Nun gut, es ist Montag, aber was war das für ein
Wochenende: bis zu 26 Grad, in Worten sechsundzwanzig, und gar kein Regen, in
Buchstaben: K-E-I-N-R-E-G-E-N.
Ein Kollege, der selbst dem lieben Gott mit
kritischer Neugier begegnen würde, hielt mir schon am Freitag eine Eloge, wie
satt das Grün nach den Wassermassen jetzt sei, „DAS PERFEKTE GRÜN!“, rief er am
Ende in den Hörer, seine Stimme überschlug sich fast. Ich stelle mir vor, dass
er danach sofort zu einem Gebüsch rannte und daran roch.
Wenn ich einen Charakterzug
dieser Stadt schon immer besonders süß fand, dann ist es dieser: Hamburger sind
Contenance auf zwei Beinen, aber sobald die Sonne herauskommt, wuseln wir umher
wie die Erstklässler auf einem Fußballplatz, wir wollen Stand-up-Paddeln und
Aperol und Limoneneis gleichzeitig, als sei es zum allerersten Mal und
allerletzten Mal warm und sonnig (dabei regnet es, statistisch gesehen, in
Hamburg wirklich nur durchschnittlich oft).
Allerdings ballt sich das süße Leben natürlich,
im Stadtpark, an der Alster oder an der Elbe. Keine Sorge, ich will nicht
meckern, aber habe mein eigenes kleines Sommerhobby darin, Plätze und Ecken zu
suchen, die man auch nach Jahrzehnten in Hamburg noch nicht so gut kennt, die
berühmten kleinen und versteckten Paradiese.
Wenn Sie etwa mal durch St.
Pauli schlendern, gucken Sie in den Seitenstraßen links und rechts durch die
Torbögen, da offenbaren sich Hinterhöfe, die ein Postkartenmotiv aus Paris sein
könnten. Oder, dafür braucht man allerdings ein Boot: Schweinesand, ein Kleinod
zwischen Blankenese und Cranz, eine naturgeschützte hamburgische Fidschi-Insel,
der Nordstrand darf betreten werden. Oder, das ist kein richtiger Geheimtipp
mehr, trotzdem: Ich finde, nirgendwo ist diese Stadt schöner als an den
Badestegen der Dove-Elbe.
© ZON
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Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für Hamburg
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Falls Sie weitere Tipps haben, schreiben Sie uns
gern an die bekannte Adresse, Betreff: „Paradies“. Wir
haben in diesem Sommer ja keine Zeit mehr zu verlieren.
Ich wünsche Ihnen einen perfekten Wochenstart!
Ihr
Christoph Heinemann
PS: Ich
möchte mich sehr für die Zuschriften zum Nachruf auf meinen Kollegen André
Zand-Vakili bedanken. Es freut mich, dass sich so viele Menschen an ihn
erinnern und Anteil nehmen.
Wollen Sie uns
Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, worüber wir berichten sollten? Schreiben
Sie uns eine E-Mail an hamburg@zeit.de.
WAS HEUTE WICHTIG IST
Der neue Bahnhof Altona am Diebsteich soll trotz vieler
Schwierigkeiten wie geplant fertiggestellt werden. Man halte an der Eröffnung
Ende 2027 fest,
sagte ein Bahnsprecher. Unter anderem gibt es einen Engpass an Fachkräften bei
der Deutschen Bahn, um das Projekt umzusetzen und abzunehmen. Die Linksfraktion
in der Bürgerschaft hatte den Zeitplan angesichts des bisherigen Fortschritts zuletzt
als „völlig absurd“ bezeichnet, das Projekt ist seit sieben Jahren umstritten.
© picture alliance/dpa | Marcus Brandt
Das Bezirksamt Hamburg-Nord warnt vor einem erhöhten Aufkommen von giftigen
Blaualgen im Stadtparksee in Winterhude. Besonders Kinder, empfindliche
Menschen und Haustiere sollten daher das Baden und den Kontakt zu belastetem
Wasser vermeiden. Blaualgen können bei Menschen unter anderem Haut- und
Schleimhautreizungen oder Bindehautentzündungen hervorrufen. Die Belastung mit
den sogenannten Cyanobakterien sorgt auch an anderen Gewässern für Probleme (Z+).
Auf dem Gelände des
abgerissenen Kohlekraftwerks Moorburg wird nun der Baugrund für eine
Wasserstoff-Produktionsanlage vorbereitet. Ab dem ersten Halbjahr 2027 sollen
die ersten Verbraucher mit „grünem Wasserstoff“ beliefert werden. Geplant ist,
in Moorburg jährlich rund 10.000 Tonnen des Gases ausschließlich mit Strom aus
erneuerbaren Quellen zu produzieren.
In aller Kürze
• In der Nacht auf Sonntag hat es vor einem Club
an der Reeperbahn einen Messerangriff mit drei Verletzten gegeben. Ein
abgewiesener Gast griff einen Türsteher mutmaßlich mit einem Messer an, danach
warf er mit Glasflaschen und traf zwei Unbeteiligte • Rund 150
Beschäftigte von Lieferando haben am Freitag gegen einen Stellenabbau in
dem Unternehmen demonstriert. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
hatte zu dem Protest aufgerufen • Der HSV hat die Generalprobe
für die neue Saison in der Fußball-Bundesliga der Herren bei RCD Mallorca mit
0:2 verpatzt. Der FC St.
Pauli gewann dagegen 1:0 im Testspiel gegen den
Serie-A-Klub Hellas Verona
THEMA DES TAGES
© Jana Mai/DIE ZEIT
„Alles Aufregende fand hier statt“
Marius
Müller-Westernhagen spaziert durch seine Hamburger Vergangenheit.
ZEIT-Redakteur Christoph Amend hat
ihn begleitet; lesen Sie hier einen Auszug aus seinem Artikel.
An einem
Donnerstagvormittag im Juni geht Marius Müller-Westernhagen auf die leere
Trabrennbahn Bahrenfeld in Hamburg-Altona. Er ist wieder hier, in seinem
Revier. 1999 hat er hier das letzte seiner legendären Stadionkonzerte gegeben.
In den Neunzigerjahren war Marius Müller-Westernhagen der erste deutsche
Musiker, der auf Tourneen Fußballstadien füllen konnte, und auf der
Trabrennbahn Bahrenfeld hat er sich von dieser großen Bühne verabschiedet, so
war es geplant, so ist es gekommen. Über 100.000 Fans wollten damals dabei
sein.
Und heute? Der Musiker,
76 Jahre alt und schlank wie eh und je, braucht einen Moment, um sich an den
Tag des Abschieds zu erinnern. „Sie haben mir meinen Hut geklaut“, sagt er und
lacht, aus seiner eigentlich streng bewachten Garderobe. Er hatte ihn in einem
Laden in Miami gekauft, erzählt er, er hing an ihm.
Das letzte große
Stadiontour-Konzert – warum wollte er eigentlich damit aufhören? „Ich konnte
mich damit nicht mehr identifizieren“, sagt er. „Am Ende ist das immer eine
wagnerianische Inszenierung. Es gibt den Heldentenor, der auf das Publikum
überlebensgroß wirkt. Die Verpackung wird immer größer – und der Inhalt wird
immer unwichtiger. Ich habe mich eingeengt gefühlt. Ich war zu einem Produkt
geworden.“ Dann erinnert er sich an einen Moment am Ende des Konzerts. „Ich bin
auf einem der Bühnenstege, die mitten ins Publikum führten, bis ganz nach vorne
gegangen und habe Freiheit gesungen. In diesem Moment habe ich zum
ersten Mal gedacht: Mein Gott, das sind so viele Leute, was ist, wenn da nur
einer eine Waffe hat? Dann schützt dich kein Mensch.“
Wir sind mit Marius Müller-Westernhagen verabredet, um sein Hamburg kennenzulernen. 35 Jahre lang
hat er in der Stadt gewohnt, von hier aus ist er der bis heute größte Rock‑’n’-Roll-Star
des Landes geworden, über 17 Millionen verkaufte Alben, seine Songs wie Sexy,
Lass uns leben, Weil ich dich liebe sind längst Klassiker. 1948
wurde er in Düsseldorf geboren, heute lebt er in Berlin, „aber zum richtigen
Musiker“, sagt Marius Müller-Westernhagen, „wurde ich erst in Hamburg“.
Was ihn prägte und zu welchen Stationen die Reise durch
Hamburg noch führt, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf zeit.de.
DER SATZ
© DIE ZEIT
„Für viele Deutsche ginge es nach Frankreich.“
Auf zeit.de
haben die Kolleginnen und Kollegen eine interaktive Karte erstellt, um zu
zeigen, wo man schon heute das Klima erleben kann, das voraussichtlich in
Zukunft an dem jetzigen Wohnort herrschen dürfte – für Hamburger führt die
Reise in den Ort Coulanges-lès-Nevers, die Suche funktioniert natürlich auch in die Gegenrichtung.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
Beim „Hammer Sommerfestival“ finden vom 13. bis 24.8.
zahlreiche Veranstaltungen statt. Das umfangreiche Programm beinhaltet
Workshops, Konzerte, sportliche Angebote, Führungen im Bunkermuseum und vieles
mehr im Hammerpark und im Stadtteil Hamm. Sie finden das Programm hier. Täglich ab 14 Uhr
gibt es Workshops für Kinder. Das Kinderfest im Hammer Park, 17.8., bietet von
12–16 Uhr zahlreiche Stände, die zum Mitmachen einladen, und ein
Bühnenprogramm.
„Hammer
Sommerfestival“,
13.–24.8.; Hammer Park, 17.8. Kinderfest, 12–16 Uhr
MEINE STADT
Durchblick © Katja Ranocha
HAMBURGER SCHNACK
Wochentags, dicht
gequetscht in der S1. „Mann, ist das voll hier“, stöhnt ein Passagier. „Bis
wohin wollen Sie denn noch?“, fragt sein Stehnachbar anteilnehmend. „Ich komme
aus Frankfurt und fahr bis Wedel.“ – „Ah! Da gibt es eine erholsame Strandbar.
Von dort können Sie verfolgen, wie die einfahrenden Schiffe auf der Elbe
begrüßt werden.“ – „Willkomm-Höft heißt das“, mischt sich eine echte
Hamburgerin ein. „WILL-KOMM-HÖFT!“ – „Ja, ich weiß. Ich wollte nur den Gast aus
Frankfurt nicht gleich mit so schwierigen Begriffen überfordern.“
Gehört von Sven
Holger Philippsen
Das war die Elbvertiefung,
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