Cover: Kristina Hauff, "Schattengrünes Tal"

Stand: 11.08.2025 06:00 Uhr

Vor zwei Jahren machte der Roman „In blaukalter Tiefe“ Kristina Hauff auf einen Schlag einem großen Publikum bekannt. In ihrem neuen Buch entführt uns die Autorin in ein düsteres Schwarzwaldtal voller Geheimnisse und Familiendramen.

von Katja Eßbach

Es ist ein düsterer, etwas unheimlicher und seltsam zeitloser Ort, an den Kristina Hauff ihre Leserinnen und Leser entführt: Das fiktive Herzogsbronn in einem engen Schwarzwaldtal. Dort steht das Hotel „Zum alten Forsthaus“, das von Lisas Familie betrieben wird:

Endlich erreichte sie das dreigeschossige Hotel mit seinen grafitgrauen Schindeln. In den Blumenkästen vor den Fenstern blühten rot die Geranien. Die altmodische Laterne über der Eingangstür brannte. Auf dem Parkplatz standen der SUV ihres Vaters und ein einziger fremder Pkw.

Buchzitat

Ein mysteriöser Hotelgast und sein Plan

Und da sind wir auch schon mittendrin in der Geschichte. Denn der fremde Pkw gehört einer etwas mysteriösen alleinreisenden Frau, die der einzige Gast im Hotel ist. Dieses ist längst in die Jahre gekommen, verströmt einen etwas muffigen Charme und müsste dringend modernisiert werden. Das scheint Daniela, den Gast, nicht zu stören. Trotz ausgefallener Heizung weigert sie sich, in ein anderes Hotel zu ziehen und verlängert ihren Aufenthalt immer wieder:

Ihnen muss ich nichts vormachen. Sie haben längst gemerkt, dass ich keine Touristin bin.“, sagte Daniela Arnold. „Was ich suche, ist ein neues Zuhause. In diesem Hotel ist etwas – ich kann es schlecht erklären, aber es ist, als könnte ich mich endlich wieder selbst spüren.

Buchzitat

Aber relativ schnell wird klar, dass Daniela Arnold nicht einfach auf der Suche ist nach einer neuen Heimat. Sie verfolgt einen Plan, manipuliert dafür Menschen in Lisas Umfeld und verwandelt deren Leben in einen Alptraum …

Familiäre Spannungen und ungelöste Konflikte

Wie bereits in ihrem Vorgängerroman „In blaukalter Tiefe“ ist es vor allem die psychologische Dimension der Geschichte, die Kristina Hauff interessiert. Hinter einer scheinbar idyllischen Fassade brodeln verschiedene Probleme. Da ist der Generationenkonflikt zwischen Lisa und ihrem Vater Carl, der trotz Altersschwäche und Krankheiten die Leitung des Hotels nicht abgeben will und Lisas Modernisierungsideen ablehnt.

Auch in Lisas Ehe mit Simon beginnt es zu knirschen. Simon fühlt sich von seiner Frau vernachlässigt, schafft es aber nicht, das zu kommunizieren. Und dann bekommt er immer wieder seltsame Handynachrichten:

Dieser Text wollte verletzen. Die Absenderin zielte darauf ab, ihn zu verunsichern. Er sollte sich ungeschützt und ausgeliefert fühlen. Simon hatte einmal jemanden gekannt, der Freude am Stalken hatte.

Buchzitat

Daniela, die Alleinreisende, ist unterdessen ins Dorf gezogen und gut in die Gemeinschaft integriert. Und immer mehr Menschen scheinen ihrem Charme zu verfallen …

Kristina Hauff erzählt aus vier Perspektiven

„Schattengrünes Tal“ ist eine sehr feinfühlige Geschichte über Familienzerwürfnisse, Geheimnisse und Betrug. Kristina Hauff erzählt aus vier verschiedenen Perspektiven, ihre Sprache ist ruhig und angenehm klar. Und obwohl der Roman nicht die Wucht und atemlose Spannung des Vorgängers hat, ist er dennoch eine sehr lohnende Lektüre.

Cover: Kristina Hauff, "Schattengrünes Tal"

Schattengrünes Tal

von Kristina Hauff

Seitenzahl:
304 Seiten
Genre:
Roman
Verlag:
Hanser blau
ISBN:
978-3-446-28428-9
Preis:
24 €

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