Brot für den Élysée-Palast, revolutionäre Wurst und Austern für alle: Die Liebe der Franzosen zur guten Küche ist hochpolitisch. Das zeigt Nadia Pantel in „Das Camembert-Diagramm“.

Was hat Emmanuel Macron da in den Himmel gelobt? „Diesen wenigen Zentimetern Know-how, das von Generation zu Generation weitergetragen wird, wohnt der Geist französischer Kennerschaft inne“, deklamierte der Präsident. Es sei „unnachahmlich“, habe einen „unschätzbaren Wert“ und sei überhaupt „ein Traum, den wir unseren Kindern schenken“. Na, erraten? Es geht um das Baguette, dieses unpraktisch in die Länge gezogene Weißbrot, das nach wenig schmeckt, aber wegen seiner Allgegenwärtigkeit Teil des Frankreich-Klischees wurde.

Man könnte der Hymne vorwerfen, dass sie kulturelle Überlegenheit nur vortäuscht. Man könnte aber auch in sie einstimmen und den neutralen Geschmack des Stangenbrots als Vorteil werten, weil er jenen der Saucen nicht übertönt, die man damit auftunkt. Oder man könnte anhand des dürren Weckens zeigen, wie in seinem Herkunftsland alles Kulinarische auch eminent politisch ist. Diesen Weg wählt die deutsche Journalistin Nadia Pantel, Frankreich-Korrespondentin der „Süddeutschen“ und jetzt beim „Spiegel“, in ihrem jüngst erschienenen, so informativen wie amüsanten Buch „Das Camembert-Diagramm“.

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