Eine Frau sitzt im Sand auf einen leichten Sessel an einem Fluß. Sie hat halblanges, braunes Haar. Sie lächelt.

AUDIO: „Die Hummerfrauen“: Debütroman nach Schicksalsschlag (2 Min)

Stand: 11.08.2025 10:29 Uhr

Nach dem Tod ihres Partners sucht die Hamburger Journalistin Beatrix Gerstberger Abstand – und findet ihn als Hummerfischerin in Maine. Jahre später verarbeitet sie diese Erfahrung in ihrem ersten Roman: „Die Hummerfrauen“. Ein Porträt.

von Stefanie Wittgenstein

Beatrix Gerstberger wollte nur noch weg. Raus aus ihrem zerstörten Leben, Abstand gewinnen und mit ihrem kleinen Sohn wieder zu sich selbst finden. Denn als 1999 ihr Partner ums Leben kommt – er war für den „Stern“ als Kriegsreporter im Kosovo – findet die Journalistin in Hamburg keine Ruhe. „Wenn ich hier bleibe, dann bin ich immer ‚die Witwe von‘ – und ich möchte einfach ganz woanders sein“, erinnert sich Gerstberger an ihr damaliges Mindset. „Das Meer war für mich immer so ein Ort, an den ich gerne fahre, denn ich denke, am Meer kann man ganz gut heilen.“

„Wenn du so hart arbeitest, denkst du über nichts groß nach“

Gerstberger zieht für sechs Monate nach Stonington, ein Fischerdorf an der Ostküste der USA. Sie lebt dort nicht nur unter Hummerfischern, sondern fährt auch mit ihnen raus aufs Meer. „Wenn du so hart arbeitest auf dem Boot, dann denkst du über nichts groß nach, weil du nicht die Zeit hast“, erzählt die Autorin. „Dieses Zurückgeworfensein auf die Trauer hat für mich da überhaupt nicht stattgefunden – das war wirklich ein ganz tolles Gefühl.“ 

Sie kommt mit ihrem Sohn gestärkt zurück nach Hamburg, arbeitet wieder als Autorin für diverse Magazine. Aber sie reist immer wieder zurück nach Maine, besucht Freunde und interessiert sich auch beruflich für die Frauen, die dort im harten Job der Hummerfischerin arbeiten.

„Die Hummerfrauen“: Aus einer Sachbuch-Idee wird ein Roman

Gerstberger möchte erst ein Sachbuch über sie schreiben. Doch zu Hause kommen ihr Zweifel: „Ich dachte: Ein Sachbuch über Hummerfischerinnen aus Maine ist verschwendet – das lesen doch kaum Leute. Also habe ich beschlossen: Ich mache einen Roman daraus.“ 

Es gab hier niemanden, der keine Sehnsucht nach etwas hatte. Nach einem Hummerboot mit mehr PS, einem milden Winter, in dem einem während der Arbeit an Bord nicht die Finger abfroren, nach einer verlorenen Liebe, einer Hand, die einen hielt, ab und zu nach einem Leben in der großen Stadt.

aus: „Die Hummerfrauen“

Starkes Romandebüt über Freundschaft dreier Frauen

Cover Simon Beatrix Gerstberger:  "Die Hummerfrauen"

„Die Hummerfrauen“ von Beatrix Gerstberger ist bei dtv erschienen, hat 352 Seiten und kostet 16,99 Euro.

„Die Hummerfrauen“ ist ein starkes Romandebüt, bei dem es natürlich auch ums Hummerfischen geht. Doch vor allem handelt es von Freundschaft: Von drei Frauen aus drei Generationen, die immer wieder aufstehen und weitermachen, auch wenn das Schicksal jede Einzelne auf eine harte Probe stellt – so wie Beatrix Gerstberger. Ihr neues Leben, jetzt mit Anfang 60 nochmal als Romanautorin, das könnte ihr gefallen: „Das Schreiben hat mir richtig viel Spaß gemacht. Wenn das mein zweites Standbein ist, dann bin ich wirklich mehr als happy.“

Ein Buch  mit dem Titel "Die Hummerfrauen" steht neben einem Hummercocktail und zwei Scheiben Weißbrot auf einem Tisch, dahinter ein grünes Sofa

Passend zur Urlaubszeit gibt es Lektüre für Reise und Balkon – inklusive einiger Kinderbücher.

Die drei Hosts vom NDR Bücherpodcast "eat.READ.sleep.".

Beim Podcast eat.READ.sleep bekommt ihr aktuelle Buchtipps, Interviews mit Büchermenschen, literarische Fun Facts und neu entdeckte Klassiker.

Hut auf einem aufgeschlagenem Buch, an einem schattigen Plätzchen im Garten

Neues gibt es beispielsweise von Christian Kracht, Wolf Haas oder Kristine Bilkau und vielen weiteren. Ein Blick aufs Literaturjahr.